Wie kommt der Garten ohne Gießen durch die Urlaubszeit?

Noch schnell die letzten Johannisbeeren ernten - das ist die letzte Tat in ihrem Garten, bevor Heike Keller in den Urlaub fährt. Sie ist die Kreisfachberaterin des Kleingartenbunds Weißeritzkreis. Die Kartoffeln, Bohnen, Kohlrabis und Tomaten in ihrem Schrebergarten in der Kesselsdorfer Gartensparte "Glück auf" wachsen beneidenswert üppig. Das Beste daran: Heike Keller wird sich in den nächsten zwei Wochen keine Sorgen um sie machen müssen - selbst wenn in der Zeit niemand zum Gießen kommt.
Denn auf den Beeten, rund um die Obstbäumchen, unter den Hecken - nirgends ist auch nur eine handbreit nackte Erde zu sehen. Der Boden ist komplett bedeckt mit Stroh- und Grasschnitt, Holz- und Asthäckseln. "Wir mulchen mit allem, was hier anfällt", erklärt die Gartenexpertin. "Rasenschnitt, Zweige und Heckenschnitt."
Grünschnitt gibt es nie zu viel
Grünschnitt zu Wertstoffhöfen fahren? Diesen Weg hat sie nie. Dafür einen Walzenhäcksler für dick Verholztes und einen Messerhäcksler für frischen, weichen Heckenschnitt oder das Stroh, das sie und ihr Mann von einer Agrargenossenschaft holen.
Der Boden wird mit diesen Schichten vor der prallen Sonne und damit dem Austrocknen geschützt. Am Ende kompostiert der ausgelegte Grünschnitt noch direkt auf dem Beet. Eigentlich folgt dieser Kreislauf einer ganz einfachen Weisheit: Wer etwas nimmt, sollte auch etwas geben. Im Fall eines Gartens heißt das: Wer aus dem Boden eine gute Ernte holen will, muss den Boden dafür ausrüsten.
Blaukorn-Dünger allein reicht nicht
"Als wir den Kleingarten vor zehn Jahren übernommen haben, habe ich keinen Spaten in den Boden bekommen, so ausgetrocknet und hart war der Lehm hier", erinnert sich Heike Keller. Mit solch ausgemergelten Böden hat sie es als Fachberaterin oft zu tun: "Viele Kleingärtner schwören auf den Blaukorn-Dünger, den es schon zu DDR-Zeiten gab. Aber das reicht eben nicht."
Wenn kein organisches Material in Form von Mist, Kompost oder Mulch in die Erde gelangt, verlieren die Böden mit der Zeit ihre Fähigkeit, Wasser wie ein Schwamm aufzusaugen und zu halten. Erst recht, wenn die Rahmenbedingungen ohnehin nicht ideal sind: "Hier im Weißeritzkreis liegen viele Kleingartenanlagen auf ehemaligen Halden. Das sind nicht die besten Böden, weil das Wasser in ihnen so schnell durchsickert wie durch Sand."
- Noch mehr Nachrichten aus Pirna, Freital, Dippoldiswalde und Sebnitz.
Auf dichten Lehmböden dagegen dringt es gar nicht erst ein und läuft schon an der Oberfläche ab. Doch die zehn Jahre, die Heike Keller ihren Boden regelmäßig mit organischem Material "gefüttert" hat, zahlen sich nun aus. "Inzwischen lässt sich der Boden mit dem Spaten bearbeiten. Das heißt, dass er auch das Wasser gut aufnimmt und bindet."
Ausbildung bei der Gartenakademie in Pillnitz
Zur Fachberaterin ließ sie sich in der Gartenakademie in Pillnitz ausbilden. "Das läuft über den Sächsischen Landesverband der Kleingärtner und umfasst ein 150-Stunden-Programm", erzählt sie. Als Heike Keller 2013 als ehrenamtliche Kreisfachberaterin im Kleingartenverband Weißeritzkreis anfing, merkte sie schnell, dass die meisten Kleingärtner lieber dem Konzept "haben wir schon immer so gemacht" als ihren Ratschlägen zu Bodenverbesserungen und Mulchen folgten.
"Über einfaches Vormachen hat es schließlich gut funktioniert", sagt sie und lacht. Als bei ihr die Pflanzen auch in der größten Hitze noch standen, war plötzlich auch der Grasschnitt von den Gemeinschaftsflächen ein heißbegehrtes Gut. Und inzwischen wird beim Verbandstag ausgelost, zu welchem Verein Heike Keller zu einer Fachberatung kommt.
Regenwürmer verteilen das Mulchmaterial in der Erde
Neben dem Austrocknen schützt das Mulchmaterial den Boden auch vor Wind und Regen: So kann er nicht ausgespült oder weggetragen werden. Auch Unkraut wird damit klein gehalten. "Die Bohnen setze ich in den nackten Boden und mulche dann, wenn sich die Spitzen zeigen. Die Kartoffeln werden gleich nach dem Pflanzen gemulcht. Die Zwiebeln brauchen es trocken, die wollen keinen Mulch. Den meisten Kräutern wie Thymian, Salbei und Rosmarin geht es auch so. Bei Basilikum allerdings hilft es."
Je mehr sich der Lehmboden ihres Gartens mit Humus anreicherte, desto mehr Leben zog ein. "Anfangs konnte ich bis in 30 Zentimeter Tiefe keinen Regenwurm finden." Jetzt sorgen sie mit ihren Aktivitäten selbst dafür, dass sich das Mulchmaterial im Boden verteilt. Heike Keller freut sie sich auch über die Ameisen. "Die kriegen richtig feinkrümelige Erde hin." Bereit, das Wasser gut aufzunehmen.
Schafwolle im Pflanzkübel
In Pflanzkübeln hilft Schafwolle als zusätzlichen Wasserspeicher und späteres Kompostmaterial. Im Gewächshaus kommt eine Tröpfchenbewässerung aus dem Gartenschlauch, bedeckt von einer dicken Schicht Strohhäcksel. Vor Verdunstung schützt auch, wenn die Gartenfläche immer wieder von Bäumen schattiert wird - die müssen dafür gar nicht große sein und werden ihrerseits mit dem holigeren Mulchmaterial geschützt.
Und wenn schon Gießen, dann aber richtig. "Zwei Gießkannen auf einen Quadratmeter sollten es schon sein." Lieber zweimal die Woche intensiv wässern, damit der Boden durchdringend feucht wird, rät Keller. "Es bringt nichts, täglich ein ganzes Beet mit zehn Litern zu benetzen, die gleich an der Oberfläche wieder verdunsten."
- Heike Keller berät Kleingärtner ehrenamtlich und kostenfrei. Zu erreichen ist sie unter der Mailadresse [email protected].