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Unser Dorf hat Zukunft: So hat sich Geising bei diesem Wettbewerb präsentiert

Sechs Dörfer haben sich im Landkreis SOE für den Wettbewerb angemeldet. Eine Kommission hat sie alle besucht. Was sie besonders wichtig findet.

Von Siiri Klose
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Punkte für den Wettbewerb: Geising wurde von der Kommission "Unser Dorf hat Zukunft" unter die Lupe genommen.
Punkte für den Wettbewerb: Geising wurde von der Kommission "Unser Dorf hat Zukunft" unter die Lupe genommen. © Siiri Klose

Die Zukunft von Geising ist grün und schattig, Schulkinder sitzen am Rand und warten auf den Bus. Hier, auf dieser Wiese gegenüber vom Bahnhof, soll der Generationenpark entstehen. Ein Vorhaben, für das die Stadt Altenberg kein Geld hat, weswegen die Geisinger in diesem Frühjahr 29.900 Euro über die Sparkassen-Spendenplattform "99 Funken" sammelten. Einnahmen brachten auch die Geisinger Sommernächte - und Spaß machten sie auch, deshalb gibt es am Wochenende eine Neuauflage.

"Ungefähr 50.000 Euro Eigenmittel", sagt Jan Langer, Vorstandsvorsitzender der Sportgemeinschaft Geising, hätten sie jetzt für den Park zusammen. Mithilfe der Leaderförderung sollen 300.000 Euro daraus werden: "Bis Oktober wollen wir alle Unterlagen einreichen." Vivienne Melzer von der Leaderregion "Silbernes Erzgebirge" hört zu. Sie ist Teil der Kommission vom Landratsamt, die in der letzten Augustwoche für den Landeswettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft" unterwegs war.

Sechs Dörfer haben sich dieses Jahr im Landkreis SOE beworben: Der Dippoldiswalder Ortsteil Obercarsdorf und Ruppendorf bei Klingenberg sind bereits zum zweiten Mal dabei, für Kleinnaundorf bei Freital, Grund bei Wilsdruff, Uttewalde bei Lohmen und Geising bei Altenberg war es eine Premiere. Teilnehmen kann jeder Ort bis zu 3.000 Einwohnern. Drei Schwerpunkte bilden den Maßstab für die Bewertungen der Kommission. So hat sich Geising dabei präsentiert:

Schwerpunkt eins: Zukunftsperspektiven entwickeln

Ratskellerwirt Sven Baumgart erzählt der Kommission, wie beliebt die Wohnungen im altersgerecht ausgebautem Haus im Ortszentrum sind.
Ratskellerwirt Sven Baumgart erzählt der Kommission, wie beliebt die Wohnungen im altersgerecht ausgebautem Haus im Ortszentrum sind. © Siiri Klose

Der Wettbewerbskommission geht es darum, wie die Dorfgemeinschaften ihre Zukunft in die Hand nehmen, vor allem im Hinblick auf den demografischen Wandel. Die Bevölkerungszahl in Geising bleibt seit Jahren relativ konstant, und mit zwei Bäckern, einem Fleischer, dem Sparkassenautomaten, der Drogerie, dem Sporthaus Lohse und dem Schreibwarenladen gibt es eine Ladenfülle im Ort, von der andere nur träumen können. Zum Vergleich: der Dippoldiswalder Ortsteil Reichstädt hat mit circa 1.300 Einwohner nicht annähernd solch ein Angebot.

Annett Werner, Küchenchefin im Restaurant "Am Schauhübel", ist zum sechsten Mal in Folge Klitscher-Königin und zeigt hier ihr Können.
Annett Werner, Küchenchefin im Restaurant "Am Schauhübel", ist zum sechsten Mal in Folge Klitscher-Königin und zeigt hier ihr Können. © Siiri Klose

Zumal hier jeder noch etwas mehr macht: Annett Werner beispielsweise die besten Klitscher. Ihren Titel als Klitscherkönigin hat sie bereits zum sechsten Mal beim Geisinger Klitscherfest verteidigt, das jährlich vom Erzgebirgszweigverein ausgerichtet wird.

Gerade erst gegründet wurde die Jugendfeuerwehr in Geising. Dafür gleich mit 18 Mitgliedern. Sehr viele Mädchen wollen mitmachen.
Gerade erst gegründet wurde die Jugendfeuerwehr in Geising. Dafür gleich mit 18 Mitgliedern. Sehr viele Mädchen wollen mitmachen. © Siiri Klose

Der Handels- und Gewerbeverein richtet dafür den legendären Geisinger Weihnachtsmarkt aus, an dem auch alle Geschäfte beteiligt sind. "Man bekommt fast alles in Geising", sagt HGV-Mitglied Sabine Kühnel. Auch Ausbildungs- und Arbeitsplätze. Darüber informiert die Feinwerktechnik. Bis es so weit ist, wird der Nachwuchs von der Feuerwehr ausgebildet - seit diesem Jahr gibt es eine Jugendfeuerwehr.

Schwerpunkt zwei: Zusammenhalt durch Aktivitäten

Beim Zusammenhalt kann Geising nur punkten. Die 1.200 Geisinger Einwohner halten acht Vereine am Leben - angefangen bei der Schützengesellschaft, die sich bis ins Jahr 1496 zurückverfolgen lässt, bis zur Sportgemeinschaft, die Jan Langer in den letzten zwei Jahren sozusagen parallel zum Vorhaben Generationenpark wiederbelebte.

Das Vereinsleben eines Ortes ist ein wichtiger Gradmesser in der Kategorie "Zusammenhalt, soziale und kulturelle Aktivitäten". Der Ski- und Eisfasching in Geising bringt alle Generationen zusammen.
Das Vereinsleben eines Ortes ist ein wichtiger Gradmesser in der Kategorie "Zusammenhalt, soziale und kulturelle Aktivitäten". Der Ski- und Eisfasching in Geising bringt alle Generationen zusammen. © Siiri Klose

Der Verein, der dem kleinen Ort regelmäßig überregionale Aufmerksamkeit verschafft, ist natürlich der Ski und Eisfasching 1948. Präsident Michael Gödiker erscheint natürlich in vollem Ornat und erklärt der Kommission ausführlich, dass jeder Geisinger einmal im Leben die Chance bekommt, eine Saison lang der Faschingsprinz zu sein. Das Amt ist mit der Gestaltung eines eigenen Prinzenwagens verbunden - und bei Gödikers Ausführungen beginnt man zu ahnen, dass in Geising jeder schon mal mit jedem an einem dieser Wagen gebaut haben muss.

Christine und Dieter Wolf können auf eine lange Tradition beim Eisstockschießen zurückschauen, auch im Curling sind die Geisinger erfolgreich
Christine und Dieter Wolf können auf eine lange Tradition beim Eisstockschießen zurückschauen, auch im Curling sind die Geisinger erfolgreich © Siiri Klose

Gleich darauf folgt die lange Tradition im Wintersport, der Geising nach wie vor seine Eishalle zu verdanken hat. Doch gerade sie ist mit ihren Investitions- und Energiekosten ein massiver Block im engen Haushalt der Stadt Altenberg. "Wir versuchen, hier weitere Nutzungen im Sommer reinzubekommen", sagt Ortsvorsteher Silvio Nitschke. Derzeit gelingt das ganz gut: Erst kürzlich war die Eishalle eine Bühne des Altenberger Festivals, gerade fanden die 10. Osterzgebirgs-Open im Dartschießen statt, am 27. September will das DJ-Duo "Gestört aber Geil" auftreten. Im Winter ist die Eisdisko oft die Rettung des Wintertourismus, wenn die Loipen mal wieder weggetaut sind.

Schwerpunkt drei: Bau- und Grüngestaltung, Umweltschutz

Der Geisingbergbrunnen wurde im vergangenen Jahr eingeweiht. Gebaut hat ihn Architekt Frank Legler, der auch die Geisinger Pyramide plante.
Der Geisingbergbrunnen wurde im vergangenen Jahr eingeweiht. Gebaut hat ihn Architekt Frank Legler, der auch die Geisinger Pyramide plante. © Siiri Klose

Geisings geduckte Häuser entlang der Hauptstraße, dazu die schmalen Gassen rund um den Heerwasser-Graben finden Einheimische wie Touristen malerisch. Die Geisinger schützen ihre charakteristische Bauweise mit einer Ortsbildsatzung, die den Häusern ein einheitliches Erscheinungsbild verschafft: "Rote Ziegel kommen hier nicht aufs Dach", sagt Ortsvorsteher Silvio Nitschke.

Dass sie von einer einzigartigen Natur umgeben sind, ist für die Geisingern so selbstverständlich, dass sie es gar nicht groß erwähnen. Doch Frank Leglers Geisingberg-Brunnen am Platz bei der Bahnbrücke gibt einen Hinweis: Er steht direkt am Beginn eines Rundwanderwegs, der auch in natura zum Geisingberg führt. Dabei kommt man an den Bergwiesen vorbei, von denen die Kräuterfrau Bruni ihre Kräutersträuße mitbringt.

Beim abschließenden Imbiss im geplanten Generationenpark schließt sich der Kreis: Die alten, hohen Bäume sollen stehen bleiben, erklärt Jan Langer. Auch behindertengerechte Spielgeräte sind mitgedacht. Und es wird klar: In Geising hat alles mit allen zu tun: Vereine, Vorhaben und Zukunftspläne entstammen alle aus einem Gemeinschaftsgefühl.