Die Russen kamen Sonntagnacht. "Direkt aus Innsbruck", sagt Nadine Fritzsche, die stellvertretende Reservierungsleiterin des Ahorn Waldhotels in Schellerhau. Den Weltcup dort hat die russische Skeleton-Fahrerin Elena Nikitina gerade gewonnen.
"In der Wettkampf-Saison sind die Sportler eigentlich nonstop unterwegs", sagt Fritzsche. Bei den Bobfahrern Immer dabei: die Bobs. "Es ist gar nicht so einfach, ein Hotel zu finden, dass die auch alle unterbringen kann", sagt Fritzsche - und meint weniger die Sportler als vielmehr ihr Gerät. "Zwölf Bobs hat die Mannschaft dabei. Doch wenn wir die Schneefräse und den Multicar aus den Garagen räumen, ist genügend Platz."
Schellerhauer Stammhotel der russischen Fahrer

Sicher einer der Gründe, warum die ehemalige Stephanshöhe das Stammhotel der russischen Fahrer ist, wenn mal wieder eine Bob-WM in Altenberg ansteht. Zumal sie noch mehr Reisegepäck dabei haben. "Sie bringen auch ihre eigenen Fitnessgeräte mit und bauen sie hier auf", sagt Fritzsche.
Auch wenn das Schwimmbad und die Sauna des Hotels geschlossen bleiben - Nadine Fritzsche freut sich, "dass wir wieder arbeiten dürfen." Zwischen 80 und 90 Zimmer sind während der Bob-WM vermietet - neben den Russen kommen noch die britischen und lettischen Skeletonis, außerdem hat der MDR seine Übertragungstechniker hier untergebracht.
Im Rhythmus der Sportler lässt sich auch das Hotelpersonal zweimal wöchentlich auf Corona testen: "Wir haben dafür extra eine Mitarbeiterin in Berlin schulen lassen", sagt Fritzsche. "Uns allen geben die regelmäßigen Tests eine größere Sicherheit. Das werden wir auch nach der WM beibehalten."
Garagengeheimnisse im Zinnwalder Lugsteinhof
Warum brauchen die Sportler eigentlich Garagen für ihre Bobs - und lassen sie nicht einfach auf den Transportern, mit denen sie ohnehin jeden Morgen zum Training fahren? "Weil sie die ganze Zeit an ihnen arbeiten", sagt Julia Kempe, die Rezeptionistin vom Lugsteinhof in Zinnwald-Georgenfeld.
Sponsoren, die Jurymitglieder und das britische Bob-Team sind dort untergekommen - und letztere sind mehr bei ihren Bobs in der Garage als in ihren Zimmern, hat Kempe beobachtet. "Da darf natürlich niemand rein. Manche tauschen sogar die Schlösser aus."
Überfüllter Parkplatz bei der Ladenmühle in Hirschsprung
"Die ganzen Transporter und die Bobs - das führt manchmal richtig zu Chaos auf dem Parkplatz, wenn alle zum Mittagessen kommen", sagt Christoph Gröger, der Inhaber des Hotels Ladenmühle in Hirschsprung und "Zum Bären" in Oberbärenburg.

Während das deutsche Team - ebenfalls mit langer Tradition - den "Bären" für sich hat, bevölkern Kanadier, Belgier, Italiener, Holländer und Briten die Ladenmühle. "Das ist schon ein imposanter Fuhrpark, der sich dann bei uns ansammelt", sagt Gröger.
Viele Teams seien deshalb auch ganz froh gewesen, als die WM von Lake Placid nach Altenberg verlegt wurde. "Ich habe mich ja mit einigen Sportlern unterhalten: Wenn es erst nach Übersee geht, wird der Transportaufwand riesig, sagen sie." Weil die Bobs schnell wieder für das Training gebraucht werden, kämen sie in Kisten verpackt in Frachtflugzeuge. "Das ist ein richtiger Kostenfaktor für die Mannschaften."
Alles Einzelzimmer im "Gasthaus Kobär"
Die Skeletons der Letten, die in das Oberbärenburger "Gasthaus Kobär" eingezogen sind, brauchen nicht so viel Platz. "Dafür ist jedes Zimmer mit nur einer Person belegt - so sind wir auch voll", sagt Inhaber Ralph Kappelt, bei dem sich auch die Kampfrichter eingecheckt haben.
Er freut sich, das endlich wieder "ein bissl Normalität" im sonst leeren Haus herrscht. "Gleichzeitig ist es trotzdem auch schwierig." Frühstück und Mittagessen können die Kappelts den Gästen nicht in der gemütlichen Gaststube servieren, Restaurants bleiben auch für die Sportler geschlossen. "Die Letten haben aber Hunger, also liefern wir auf die Zimmer."