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Am Sonntag darf geöffnet werden

Die Uhrenstadt ist jetzt offiziell Ausflugsort. Was das für ausgewählte Geschäfte am Sonntag bedeutet.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Maik Brückner

Glashütte. Premiere in Glashütte. Erstmals konnte der Uhrenhersteller Nomos Glashütte auch am Sonntag sein „Nomos-Kaufhaus“ öffnen. Für Geschäftsführer Uwe Ahrendt war das ein Erfolg: „Wir konnten am vergangenen Sonntag eine Uhr verkaufen.“ Das klingt jetzt zwar nicht viel. Doch die meisten Nomos-Zeitmesser kosten zwischen 1 500 und 15 000 Euro. Nun hofft er, dass auch an den kommenden Sonntagen möglichst viele Leute das kleine Geschäft gegenüber vom Uhrenmuseum besuchen und der ein oder andere dort auch einen Zeitmesser aus der Kollektion kauft.

Ähnliche Wünsche hat Walter Kansy, der auf der gegenüberliegenden Seite des Museumsvorplatzes das Uhrengeschäft Hofmann betreibt. Dass beide Geschäfte trotz der gesetzlich verordneten Sonntagsruhe öffnen können, hat die Stadt Glashütte ermöglicht. Sie beantragte vorigen Sommer die Einstufung der Stadt als Ausflugsort. Die Landesdirektion Sachsen hat dem Antrag stattgegeben, erklärt deren Sprecher Gunter Gerick auf SZ-Nachfrage.

Glashütte hat die Bedingungen für den Titel Ausflugsort erfüllt. Demnach gibt es hier ein besonderes Besucheraufkommen. Mit dem Uhrenmuseum besitzt die Stadt einen besonderen touristischen Anziehungspunkt, der das Ziel eines „erheblichen überregionalen Tagesausflugsverkehrs“ ist.

Nachdem das Schreiben im Rathaus eintraf, hat Bürgermeister Markus Dreßler (CDU) die interessierten Unternehmer umgehend informiert. Die Firma Nomos reagierte sofort. Schließlich war das Unternehmen auch der Initiator, sich um den Titel zu bewerben. Andere Kommunen wie Seiffen haben diesen bereits, sagt Ahrendt. Auch dort dürften Geschäfte am Sonntag öffnen, die regionaltypische und vor Ort gefertigte Produkte verkaufen. Dort ist es die Holzkunst, in Glashütte sind es Uhren.

Vom Museum ins Geschäft

Dass es für die auch am Sonntag Interessenten gibt, liegt am Deutschen Uhrenmuseum, das täglich von 10 bis 17 Uhr geöffnet hat. Nach dem Besuch sind einige so begeistert, dass sie sich eine Glashütter Uhr zulegen wollen. Museumsleiter Reinhard Reichel wurde und wird am Ende von Führungen oft angesprochen, wo man Uhren kaufen kann und ob es Werksverkäufe gibt. „Die gibt es nicht“, sagt er. „Wir weisen aber auf die Geschäfte hin“, sagt er.

Künftig werde man das auch sonntags tun. Nicht jeder, der fragt, werde gleich eine Uhr kaufen, glaubt er. Dennoch sei es eine Möglichkeit, sich über aktuelle Modelle vor Ort zu informieren, um später noch mal wiederzukommen. Auch deshalb zeigte sich der Museumschef hocherfreut, dass Glashütte der Titel Ausflugsort zugebilligt wurde. „Das ist ganz in unserem Sinne“, sagt er. Die Mitarbeiter, die nun sonntags in den Geschäften arbeiten müssen, sehen das vielleicht anders, räumt er ein.

Doch die haben damit offenbar kein Problem. So zumindest geben es die beiden Geschäftsbetreiber zu verstehen. Die neuen Öffnungszeiten wollen beide Geschäfte ohne zusätzliches Personal stemmen. Im Juweliergeschäft Hofmann will Inhaber Kansy einige dieser Dienste selbst übernehmen. „Als Unternehmer ist man sowieso
24 Stunden an allen sieben Tagen im Einsatz“, sagt er mit einem Lächeln. Und bei Nomos wird nicht nur Verkäuferin Petra Pohlmann das Geschäft am Sonntag öffnen, erklärt Geschäftsführer Ahrendt. In der Belegschaft gebe es noch vier andere, die gern mal hinter dem Verkaufstresen stehen. Darunter seien auch Uhrmacher.

Nun darf man gespannt sein, wie die Sonntagsöffnungen wirken. Walter Kansy gibt sich zwar optimistisch. Für Prognosen sei es aber zu früh. Zum Ende der Sommerferien möchte er Bilanz ziehen. Nach den Erfahrungen der Vorbesitzerin müsste es so sein, dass sich das rechnet, sagt er. Denn diese habe jahrelang Stoßgebete gen Himmel gerichtet, um auch sonntags öffnen zu können. Das sei vor allem dann so gewesen, wenn Busse am Museum gehalten haben, erzählt Kansy. Bei Nomos ist man hingegen schon jetzt überzeugt, dass sich das Sonntagsgeschäft auszahlen wird.