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An der Schule wird gerappt

Der bekannte Hip-Hopper „Der Asiate“ drehte in Sohland mit Schülern ein Musikvideo. Die Schule ist ihm nicht unbekannt.

Von Carmen Schumann
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Rapper „Der Asiate“ (3.v.) und seine Lebensgefährtin Lumaraa (2.v.l.) drehten jetzt mit Schülern der Gerhart-Hauptmann-Schule ein Musikvideo.
Rapper „Der Asiate“ (3.v.) und seine Lebensgefährtin Lumaraa (2.v.l.) drehten jetzt mit Schülern der Gerhart-Hauptmann-Schule ein Musikvideo. © Carmen Schumann

Sohland. Ein neuer Hausmeister und eine neue Reinigungskraft in der Gerhart-Hauptmann-Schule Sohland? Oh nein, das sieht nur so aus. Der Mann im Arbeitsanzug und die Frau mit Kittelschürze sind keine Geringeren als der in der Szene sehr bekannte Rapper „Der Asiate“ und seine Lebensgefährtin Lumaraa. Vergangene Woche bevölkern außerdem noch Männer mit Kameras die Gänge der Hauptmann-Schule. Eine Drohne brummt. Sie filmt ein Mädchen, das mit schmerzverzerrtem Gesicht zur Toilette eilt. Wird sie sich dort etwa die Pulsadern aufschneiden?

Die ungewöhnliche Szenerie gehört zu einem Videodreh, der Schüler der Klassen sieben bis neun in Atem hält. Wann hat man schließlich schon mal so prominente Gäste an der Schule? 

Warum der jetzt in Leipzig lebende Rapper „Der Asiate“ ausgerechnet die Gerhart-Hauptmann-Schule für das Projekt ausgewählt hat, hat einen ganz einfachen Grund: Unter seinem bürgerlichen Namen Andy Zirnstein besuchte der Sohn einer deutschen Mutter und eines vietnamesischen Vaters von 2000 bis 2005 diese Schule.

Es geht um Mobbing

1988 in Großröhrsdorf geboren, wuchs er in Sohland auf. Wegen seines asiatischen Aussehens musste er sich in seiner Kindheit durchaus manchmal abschätzige Bemerkungen gefallen lassen. Als Mobbing würde er dies aber nicht bezeichnen.

Doch das Video, das er jetzt mit den Schülern dreht, rückt das Thema Mobbing in den Mittelpunkt. Ein Mädchen, dargestellt von der Siebtklässlerin Celina, und ein Junge, den der Azubi Cesur aus Hoyerswerda gibt, werden zu Mobbing-Opfern. Das Mädchen, weil es klein und schwach erscheint, der Junge, weil er ausländische Wurzeln hat. Cesur, dessen Mutter Deutsche und dessen Vater Türke ist, sagt dazu, dass er sich im normalen Leben nicht als Mobbing-Opfer fühle. „Ich weiß mich zu wehren“, sagt er.

Der Song, zu dem das Video entsteht, heißt „Für die Ewigkeit“. „Es ist unsere Geschichte“, sagt Andy Zirnstein. Zusammen mit seiner Lebensgefährtin, die bürgerlich Sabine Gerling heißt und in Landshut geboren wurde, stellen sie das Putz-Duo dar, das bei seiner Arbeit beobachtet, wie sich Schüler gegenseitig mobben.

Ende April im Netz

Mit dem Song und dem Video wollen die sich beiden Rapper, die sich 2014 auf dem „splash!“-Musifestival kennengelernt haben, gegen Mobbing, darunter auch Cyber-Mobbing und gegen Rassismus wenden. Aufgenommen und bearbeitet wird das Video von der Firma RM-Media-Film und unterstützt durch die Stiftung „Zeichen gegen Mobbing“. Wie René Nägele von der Film-Produktionsfirma sagt, dürfte das Ergebnis des Drehs Ende April bei Youtube sowie auf anderen Social Media Kanälen zu sehen sein.

Für den Dreh haben die beteiligten Schüler an dem Tag schulfrei bekommen. Für die meisten von ihnen ist das eine ganz neue Erfahrung. Außer vielleicht für Leon. Der Achtklässler, der mit der negativen Rolle des Mobbers besetzt ist, hat schon Erfahrungen, denn er spielt bei der Spielgemeinschaft Schirgiswalde mit. 

Kerstin Muster, die Klassenleiterin der 7a, ist stolz auf den prominenten Besuch. Sie unterrichtete Andy Zirnstein während dessen Schulzeit. „Aber er hätte ja für den Dreh auch eine Leipziger Schule wählen können“, sagt sie. Dort lebt er zurzeit. Doch wie er der SZ verriet, möchte er demnächst nach Sohland zurückkehren und ein Haus bauen.