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Analyse zu neuer Schnellstraße soll 2019 fertig werden

Um das Verkehrsprojekt Milau war es still geworden. Doch im Hintergrund geht es offenbar voran.

Von Peter Anderson
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© SZ-Grafik

Landkreis. Eine sogenannte Kleine Anfrage der Linken-Landtagsabgeordneten Jana Pinka hat jetzt für Aha-Effekte in der Region gesorgt. Die Parlamentarierin hatte verschiedene Fragen zum Ausstieg des Freistaats aus der Braunkohle gestellt. In den Antworten tauchte ein Verkehrsprojekt auf, welches vor gut einem Jahr Schlagzeilen produzierte, um das es anschließend jedoch sehr still geworden war.

ln der Torgauer Erklärung vom 9. November 2017 war von neun Landräten aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg eine neue Straßenverbindung von Mitteldeutschland in die Lausitz gefordert worden. Die mit Milau abgekürzte Trasse sollte helfen, neue Unternehmen und Industriezweige in den derzeitigen Braunkohlegebieten anzusiedeln. Nach Wunsch der Landräte würde sie von der A 38 im Westen bis zur B 115 im Osten parallel zu den Bundesautobahnen A 4 und A 14 verlaufen. Die Achse sollte zudem die Autobahnen entlasten und vorrangig durch Ausbau vorhandener Bundes- und Staatsstraßen entstehen. Dem Dresdner Verkehrsministerium zufolge wird in diesem Jahr eine Potenzialanalyse zu dem Großprojekt fertig.

Angetan von dieser guten Nachricht gleich zu Beginn des neuen Jahres zeigt sich der Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Region Meißen Sascha Dienel. Für Firmen in Gröditz, Großenhain und selbst bis in den Raum Zeithain könnte dies seiner Ansicht nach sehr positive Effekte haben. „In Großenhain ist es noch relativ einfach, leere Hallen und Flächen an Interessenten zu vermitteln. In Gröditz wird das schon schwieriger“, so Sascha Dienel. Dort fänden sich zumeist nur Abnehmer innerhalb eines engeren Umkreises, nicht aus weiter entfernten Gegenden. Dazu fehle die schnelle Anbindung. Mit der Milau dürfte sich dies ändern.

Auch eine Alternative zur A 4

Ein zweiter Punkt, der Dienel bei einem Blick auf die Karte ins Auge fällt: Der Norden des Landkreises würde noch besser mit BASF in Schwarzheide und Daimler in Kamenz verknüpft. Nach Ludwigshafen zählt das Lausitzer Werk zu den größten europäischen Standorten innerhalb der BASF-Gruppe. In und um Schwarzheide bilden zwölf Kilometer Straßen und Brücken, 15 Produktionsanlagen und drei Infrastrukturanlagen das Herzstück. Inklusive Drittfirmen sind hier 3 350 Mitarbeiter beschäftigt. In Kamenz wiederum hat die 100-prozentige Daimlertochter Accumotive mehrere Hundert Millionen Euro in zwei Fabriken für Lithium-Ionen-Batterien investiert. Bis 2020 sollen 1 000 Mitarbeiter an dem Standort tätig sein.

Trotz des nun bekannt gewordenen Fortschritts, mit der bis Ende des Jahres angekündigten Potenzialanalyse, existiert noch lange kein Baurecht. Selbst wenn bereits vorhandene Trassen das Rückgrat der neuen Schnellstraße bilden, wären für einen Ausbau erhebliche Planungsarbeiten zu leisten und langwierige Genehmigungsverfahren zu erwarten. Wirtschaftsförderer Sascha Dienel verweist auf das Vorhaben, die B 169 vierspurig weiterzuführen. Bei seinem Einstieg als Geschäftsführer bei der WRM sei 2008 von einem Zeitraum bis 2020 gesprochen worden. Jetzt werde 2030 anvisiert.

Bautzens Landrat Michael Harig fordert angesichts solch ausufernder Verfahren, die Prozesse zu beschleunigen. Im Hinblick auf den stetig wachsenden Lkw-Verkehr auf der Autobahn in Ostsachsen könnte der Ausbau der Straßen in seinen Augen, die A 4 spürbar entlasten. „Ich glaube, dass wir damit schneller vorankommen als mit dem sechsspurigen Ausbau der A 4“, so der Politiker. In jedem Fall sollte die neue Straße in beiden Richtungen mehrspurig sein. „Ob es sich um eine Schnellstraße oder Autobahn handelt, ist gleich. Hauptsache, die Straße ist leistungsfähig“, so Michael Harig.

Schwung durch Kohle-Ausstieg

Zu den stärksten Befürwortern der Milau zählt neben Harig der Landrat von Nordsachsen Kai Emanuel (CDU). Er hofft, dass der Kohle-Ausstieg dem Vorhaben weiteren Schwung verleiht. Wurde vor einem Jahr noch darauf verwiesen, dass der Bundesverkehrswegeplan leider keine weitere Ost-West-Schnellstrecke vorsieht, hält die Kohlekommission jetzt eine zweite Schnellverbindung zwischen dem Raum Leipzig und der Lausitz für dringend notwendig. Wenn es grünes Licht für das Milau-Projekt gibt, haben wir womöglich in fünf bis zehn Jahren eine neue Ost-West-Route, so Landrat Emanuel.