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Anastacia im Doppelbett nach Löbau

Der amerikanische Pop-Star hatte einen Auftritt im Haus Schminke und kam mit einem Doppeldecker-Bus. Ihre treuesten Fans warteten schon auf sie.

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© Ina Fassbender/dpa

Von Susanne Sodan und Markus van Appeldorn

Löbau. Ein schwarzer Mercedes-Van mit abgedunkelten Scheiben fährt am Haus Schminke in Löbau vor. Die Schiebetür öffnet sich. Eine blonde Frau tritt auf die Straße. Ist das etwa...? Anastacia? Fehlalarm.

Fotos rund um den Anastacia-Auftritt

Der Doppeldecker-Tourbus von Anastacia am Honigbrunnen.
Der Doppeldecker-Tourbus von Anastacia am Honigbrunnen.
Nina Jung ist am frühen Morgen von Kiel nach Löbau aufgebrochen.
Nina Jung ist am frühen Morgen von Kiel nach Löbau aufgebrochen.
Kim Fisher moderiert das MDR-„Privatkonzert“ im Haus Schminke.
Kim Fisher moderiert das MDR-„Privatkonzert“ im Haus Schminke.
Anwohner Bodo Skarupa fotografierte den Lichterzauber im Haus Schminke.
Anwohner Bodo Skarupa fotografierte den Lichterzauber im Haus Schminke.

Prominent ist die Dame trotzdem. Es ist „Riverboat“-Moderatorin Kim Fisher. Freundlich signiert sie einem Fan Fotos. Kim Fisher moderiert die neue TV-Sendung „Privatkonzert“, die der MDR im Haus Schminke vor Publikum aufzeichnet. Und am Mittwochabend war Anastacia zu Gast.

Doch der Pop-Star aus den USA hat einen anderen Zeitplan. Und vor allem ein größeres Auto. Hinter dem Berggasthof Honigbrunnen am Löbauer Berg parkt zur Mittagsstunde ein schwarzer Doppeldecker-Bus mit österreichischem Kennzeichen, „Innsbruck Land“ – Anastacias rollende Lounge. Die verdunkelten Scheiben erlauben keinen Blick ins Innere. Doch die Webseite des Tiroler Bus-Vermieters gibt Auskunft: Der Bus ist mit Ahorn- und Rosenholz ausgeschlagen, Ledergarnituren, ein gefliestes Bad Flatscreens und Play-Station gehören zur Standardausstattung. Im Heck des Oberdecks ist eine „Executive Suite“ mit Doppelbett eingerichtet. Bis zu 500 000 Euro kostet so ein Luxusliner und rund 1000 Euro Miete – täglich. Noch am Dienstag hatte Anastacia einen Auftritt im italienischen Verona. In der Nacht reiste Anastacia mit diesem Bus nach Löbau und übernachtete im Honigbrunnen.

„Bitte nicht fotografieren, wenn sie rauskommt“, sagt ein Mitarbeiter ihres Teams. „Sie kommt ja quasi gerade aus dem Bett.“ Ein muskelbepackter Mann, womöglich Anastacias Bodyguard, wird deutlicher. „Can I help you?“, fragt er den Reporter mit leicht bedrohlicher Gestik und bedeutet ihm, dass jegliche Fotos zu ernsthaften Konsequenzen führen würden. Aber von Anastacia ist eh nirgends etwas zu sehen – nur zu hören. Aus dem Saal klingt Musik. Um neugierige Blicke abzuwehren, hat der Muskelmann die Vorhänge des Saals zugezogen. „Ja, die probt hier“, sagt eine Mitarbeiterin im Honigbrunnen. Mehr weiß sie aber auch nicht. Die Musik scheint eher vom Band zu kommen. Mitarbeiter tragen Koffer aus dem Bus zum hinteren Hoteleingang. Ob Anastacia mit diesem gefährt zum Haus Schminke fährt oder mit dem kleinen VIP-Shuttle? Keine Auskunft.

Derweil warten Nina Jung und ihre Freundin Natalie schon vor dem Haus Schminke. „Ich habe am Freitag auf Facebook gesehen, dass es Karten für ein Privatkonzert gibt“, erzählt Nina Jung. Seit 14 Jahren sind die beiden Fans und im Anastacia-Fanclub. Ständig reisen sie ihrem Star hinterher. Rund 40-mal hat Nina Jung Anastacia dieses Jahr schon gesehen. „Weil’s vom MDR ist, hatte ich vermutet, dass es irgendwo in Deutschland sein muss“, erzählt Nina Jung. Sie kaufte sofort zwei Karten im Internet. Gerade rechtzeitig, kurz danach waren alle Tickets vergriffen. Wo Löbau ist, das hat sie erst danach einer Karte nachgeschaut. Am frühen Mittwochmorgen brachen Nina Jung aus Kiel und Natalie aus Wuppertal auf nach Löbau. Erst am 17. September hatten die beiden Anastacia am Frankfurter Flughafen getroffen, bevor sie zu ihren Konzerten nach Italien flog. An diesem Tag hatte Anastacia Geburtstag. „Wir haben ihr mit Luftballons und einer selbst gebastelten Karte gratuliert“, erzählt Natalie. Ein Foto davon setzte Anastacia sogar auf ihre Facebook-Seite und schrieb dazu: Perfect Birthday Surprise at Frankfurt Airport.

Und kaum zurück aus Italien, wollen die beiden sie wieder in Deutschland empfangen. Ihr erster Eindruck von Löbau: recht klein hier. Aber das Tolle an den Fanreisen sei, man sehe nicht nur seinen Star, sondern auch viele Orte, von denen man nie gedacht hätte, dass man sie je sieht – zum Beispiel Löbau. Und der große Vorteil hier: „In dieser kleinen Location sind wir viel dichter an Anastacia dran als üblich. Das hat man nicht immer“, sagen sie.

Ihre helle Freude am Trubel im Haus Schminke haben in diesen Tagen auch die Eheleute Monika und Bodo Skarupa, die in der Kirschallee direkt gegenüber wohnen. „Toll, dass da richtig was los ist. Das kleine Haus macht Löbau immer bekannter“, sagt Bodo Skarupa. Er kennt Haus Schminke noch als Pionierheim. „Am Dienstag hätten wir gerne Silly gesehen. Aber die wenigen Tickets waren leider schon ausverkauft. Die hätten meinetwegen auch im Garten auftreten können.“ Wenigstens genoss das Ehepaar den Lichtzauber, in den die TV-Beleuchtungstechnik den Nudeldampfer tauchte:„So beleuchtet haben wir das Haus noch nie gesehen. Wunderbar.“

Von all dem hat Achmet Kaminski noch gar nichts mitbekommen. Er schneidet ganz unbeeindruckt seine Hecke an der Kirschallee. „Anastacia? Die habe ich früher ganz oft verkauft“, sagt er. Bis 2003 hatte er einen Plattenladen am Wettiner Platz in Löbau. Die Motor-Heckenschere lässt er jetzt trotzdem nicht sofort fallen. „Ich höre lieber Oldies, Hardrock und Blues.“