Klipphausen. Das Verbrechen an der 17-jährigen Unternehmertochter Anneli erschüttert die Menschen in der Gemeinde Klipphausen (Landkreis Meißen). „Es herrscht das blanke Entsetzen“, sagte Pfarrer Christoph Rechenberg von der Kirchgemeinde Sora am Donnerstag. Am 29. August ist eine große Trauerfeier für die entführte und ermordete Gymnasiastin in Sora geplant. „Ich bereite sie vor“, sagte Bernd Oehler, Pfarrer der evangelischen Kirchgemeinde St. Afra in Meißen, zu der die Familie der Gymnasiastin gehört. Schon an diesem Freitag soll eine Andacht Betroffenheit, Trauer und Wut auffangen helfen.
Die Jugendliche war am 13. August von zwei Männern auf einem Feldweg unweit ihres Elternhauses in Robschütz entführt worden. Unmittelbar danach verlangten die Täter 1,2 Millionen Euro Lösegeld von Annelis Vater. Eine Übergabe scheiterte aber, weil die Erpresser überfordert waren. Tagelang hatten rund 1200 Beamte im Gebiet der Gemeinde Klipphausen nach Anneli gesucht. Am Montag waren zwei 61 und 39 Jahre alte Männer in Dresden und nahe Bamberg (Bayern) festgenommen worden.
Der Ältere hatte sich zur Tat geäußert, will das Mädchen aber nicht getötet haben. Er hatte den Hinweis auf den Fundort der Leiche in einem leerstehenden Dreiseithof in Lampersdorf gegeben. Einen Tag später gab die Polizei bekannt, dass es Anneli ist und sie wohl bereits am Tag nach der Entführung getötet wurde. Der letzte Beweis für die Identität lag erst am Donnerstag vor: das DNA-Ergebnis. „Sie ist es“, sagte Oberstaatsanwalt Lorenz Haase. Gegen die Männer waren am Dienstag Haftbefehle wegen gemeinschaftlichen Mordes und erpresserischen Menschenraubs mit Todesfolge ergangen.
„Wir stehen schaudernd vor dem Ungeheuerlichen, zu dem Menschen in der Lage sind“, heißt es in einem Trauer-Text neben einer Kerze in der Meißner St.-Afra-Kirche. Im Pfarrhaus gibt es einen Raum der Stille für individuelle Trauer und Fürbitten. Auch die Familie hat vor ihrem Haus eine Gedächtnisecke für Anneli eingerichtet, wo Kerzen aufgestellt, Botschaften und Andenken abgelegt werden können.
Auch für Nachbarn, Bekannte, Mitschüler, Kollegen, aber auch Menschen ohne direkten Bezug zu Anneli sei das gewaltsame Ende ihres jungen Lebens „völlig unbegreiflich“, beschrieb Pfarrer Oehler die Ohnmacht. Sein Kollege Rechenberg sprach von „dramatischer Erschütterung“ der dörflichen Gemeinschaft. „Diese Tat in so unmittelbarer Nähe ist unfassbar.“ Es herrsche Betroffenheit, aber auch das Bedürfnis, etwas zu tun. „Aber man kann nichts mehr gutmachen, nur Seelsorge anbieten“, sagte Rechenberg. Und die gelte auch der Familie eines der Tatverdächtigen. Die Frau des 39-Jährigen stammt aus Lampersdorf, wo er mit ihr und zwei Kindern bis vor kurzem gewohnt hat. (dpa)