Von Sebastian Kositz
Bautzen. Meterhoch lodern die Flammen, Qualm steigt in den dunklen Himmel hinauf. Die Bilder vom brennenden Husarenhof in Bautzen sorgen im Februar über Deutschlands Grenzen hinaus für Empörung. Begleitet werden die Aufnahmen vom Feuer in der geplanten Asylunterkunft unter anderem von Berichten über drei junge Männer, welche die Feuerwehr „massiv behindert“ hätten, wie es die Polizei in einer Mitteilung direkt nach der Brandnacht formulierte. Zumindest zwei der vermeintlichen Störer stehen deshalb seit diesem Montag vor dem Bautzener Jugendschöffengericht.
Während die Ermittler noch immer rätseln, wer hinter dem Brandanschlag auf das ehemalige Hotel in der Nacht zum 21. Februar steckt, könnte nun im Prozess zumindest eine der vielen offenen Fragen beantwortet werden. Denn über das, was sich in der Nacht um den Husarenhof herum abgespielt hatte, gibt es in Bautzen verschiedene Ansichten. Während die Polizei an ihrer Version der Ereignisse festhielt, gaben Feuerwehrleute an, von dem Vorfall nichts mitbekommen zu haben. Jetzt, auf den Tag genau ein Dreivierteljahr nach dem Brand, haben Polizisten und Feuerwehrleute gleich am ersten Verhandlungstag als geladene Zeugen jedoch ein sich weitgehend deckendes Bild geliefert.
Mehrere Verfahren in einem Prozess
Jugendrichter Manfred Weisel hatte sich vorab dafür entschieden, die von der Generalstaatsanwaltschaft erhobene Anklage gegen die drei Störer wegen Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte mit weiteren Verfahren in einem Prozess zu bündeln. Für Polizei und die Justiz sind die drei Männer keine Unbekannten. Beleidigung, Einbruch, Diebstahl, Sachbeschädigung – die Liste der Vorwürfe ist lang. In einem Fall der gefährlichen Körperverletzung ist zudem der ein Jahr ältere Bruder eines der Beschuldigten mit angeklagt.
Doch statt vier erschienen am Montag nur drei Angeklagte. Die beiden Brüder im Alter von 21 und 22 Jahren, sowie ein weiterer 21-Jähriger hatten pünktlich auf der Anklagebank Platz genommen. Vom vierten Mann, den die Polizei neben den beiden 21-Jährigen in der Nacht vorm Husarenhof aufgegriffen hatte, fehlt indes jede Spur. Seit der Zwangsräumung seiner letzten Wohnung im Bautzener Allendeviertel gibt es keine ladungsfähige Adresse mehr. Gegen ihn wurde wegen Fluchtgefahr deshalb jetzt ein Haftbefehl erlassen.
Den ganzen Abend gefeiert
Die beiden 21-Jährigen räumten umgehend ein, in der Brandnacht am Husarenhof vor Ort gewesen zu sein. Mit Freunden hätten sie den ganzen Abend gefeiert und reichlich getrunken, als sie in der Nacht über den Kurznachrichtendienst „Whats App“ Bilder vom brennenden Husarenhof erreichten. Ein Kumpel hätte sie zum alten Hotel gefahren, wo sie sich zunächst an der Vorderseite am Käthe-Kollwitz-Platz aufhielten. Später seien sie am brennenden Gebäude entlang über die Treppe zum Parkplatz an der Rückseite gelaufen.
Dort staunten Feuerwehrleute und Polizisten nicht schlecht, als plötzlich die drei jungen Männer auftauchten. „Die Feuerwehr hat damit begonnen, die Dachziegel vom brennenden Dach herunterzuholen“, erinnerte sich eine der anwesenden Polizistinnen. Das Trio sei genau dort gelaufen, wo die Ziegel herunterfielen. Doch statt der Aufforderung, den Gefahrenbereich sofort zu verlassen, Folge zu leisten, sei es zu einer heftigen Diskussion gekommen.
Bedrohliche Situation
So will es auch ein Bautzener Feuerwehrmann beobachtet haben. „Einer der Männer stand mit ausgebreiteten Armen vor der Polizistin und diskutierte. Das fand ich bedrohlich“, erklärte der 34-Jährige. Als er der Beamtin zu Hilfe eilen wollte, sei es bereits zu Handgreiflichkeiten gekommen. Gemeinsam sei es gelungen, den Mann zu Boden zu bringen. Auch ein 47-jähriger Feuerwehrkollege griff eigenen Worten zufolge mit ein. Einer der jungen Männer hätte eine Polizistin sogar von hinten angegriffen: „Den habe ich dort heruntergezerrt.“
Die beiden Angeklagten räumten zwar die Wortgefechte mit der Polizei ein. Mit Schubsen angefangen hätten aber die Beamten. „Ich wollte weggehen und wurde dabei von hinten geschubst. Da habe ich zurückgeschubst. Ich fühlte mich provoziert“, sagte einer der 21-Jährigen. Laut Polizeiprotokoll haben unmittelbar nach der Auseinandersetzung durchgeführte Alkoholtests bei den beiden jungen Männern Werte von 1,3 und 1,44 Promille ergeben.
Schaulustige haben unverhohlene Freude geäußert
Unabhängig vom Ärger mit dem Trio lässt derweil noch eine weitere Äußerung des 47-jährigen Feuerwehrmanns aufhorchen. Im Bereich der Kreuzung Dr.-Peter-Jordan-Straße und Schlachthofstraße habe er zwei Gruppen mit jeweils bis zu acht Leuten beobachtet, die „Brennt die Hütte nieder“ gerufen hätten. Auch darüber, ob es, wie die Polizei ebenso berichtet hatte, Schaulustige gegeben habe, die ihre „unverhohlene Freude“ geäußert hätten, war im Nachgang heftig gestritten worden.
Mit Blick auf die weiteren Anklagepunkte und dazu nötige Zeugenvernehmungen sind bereits zwei weitere Verhandlungstage angesetzt. Ein Urteil wird Anfang der nächsten Woche erwartet.