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Angeklagter in Terrorprozess hortete Pyrotechnik

Der 25-Jährige Patrick F. gilt als Bombenbauer der rechtsextremen „Gruppe Freital“, die für ihre Aktionen ein ganzes Arsenal an Pyrotechnik angehäuft hatte. Im Prozess in Dresden schweigt F. bislang zu den Vorwürfen.

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© Paul Sander

Dresden. Für ihre Angriffe auf Flüchtlinge und politisch Andersdenkende hat die rechtsextreme „Gruppe Freital“ ein ganzes Arsenal an Pyrotechnik angehäuft und mit Sprengstoff experimentiert. Das wurde am Mittwoch beim Prozess am Oberlandesgericht Dresden deutlich, in dem erneut Polizisten als Zeugen geladen waren. Bei der Wohnungsdurchsuchung des Angeklagten Patrick F. stellte die Polizei demnach unter anderem 127 der in Deutschland nicht zugelassenen Böller La Bomba, 70 Meter Zündschnur und Schwarzpulver sicher. Auf einem USB-Stick fand man eine Anleitung zum Bau von Rohrbomben und Links zu Sprengstoff. Der Beschuldigte hatte gegenüber der Polizei Sprengversuche eingeräumt. Vor Gericht schweigt er bisher zu den Vorwürfen.

Ein Polizist schilderte, wie sich F. am Tag der Wohnungsdurchsuchung und späteren Verhaftung verhielt. Dabei machte der Beschuldigte, der auch einen Job als Pizza-Fahrer hatte, keinen Hehl aus seiner Abneigung gegen Flüchtlinge. F. habe ihm gesagt, dass er schon dem Chef des Pizza-Services klar gemacht habe, keine Pizzas an Flüchtlinge zu liefern, weil diese nicht nach Deutschland gehörten, gab der Beamte zu Protokoll.

Der Angeklagte habe den an der Durchsuchung beteiligten Polizisten die Aufbewahrungsorte der Pyrotechnik selbst gezeigt. Auch mit Blick auf die Sprengversuche habe er in der „Wir- Form“ gesprochen, aber keine Angaben zu Komplizen machen wollen - weil er niemanden „anschmieren“ wolle und aus Angst vor Repressalien.

Im Keller der Wohnung wurden auf einer Werkbank auch drei Rohre gefunden. Ein Anklagepunkt bezieht sich auf die „Vorbereitung eines Explosionsverbrechens mit Rohrbomben“.

Die Bundesanwaltschaft wirft in dem Verfahren sieben Männern und einer Frau im Alter zwischen 19 und 39 Jahren ferner die Bildung einer terroristischen Vereinigung und versuchten Mord vor. Sie sollen 2015 Sprengstoffanschläge in Freital und im nahen Dresden verübt und für ein Klima der Angst und Repression gesorgt haben. In dem Prozess hat sich bislang nur der jüngste Angeklagte geständig gezeigt und schwere Vorwürfe gegen Mitangeklagte erhoben.

Eine Ungereimtheit ergab sich am Mittwoch bei der Befragung des zweiten Zeugen. Der 35-Jährige hatte einen USB-Stick von Patrick F. ausgewertet. Dabei war ihm eine Datei nicht aufgefallen, die ein anderer Beamter eine Woche später auf dem gleichen Stick entdeckt haben soll - ein Text zum Bau von Rohrbomben. Der 35 Jahre alte Polizeibeamte hatte auf dem Stick lediglich Bilder und Links gefunden und war auf diese Weise auf eine Bauanleitung gestoßen. Von einer zweiten Überprüfung des Datenträgers hatte er nach eigenem Bekunden nichts gewusst. Details konnten am Mittwoch nicht geklärt werden. (dpa)