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Angriff auf die Kulturkiste

Unbekannte zertrümmern in Pirna die Tür der Akubiz-Vereinsräume. Es ist nicht die erste Attacke dieser Art gegen den Verein.

Von Thomas Möckel
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Die Spur des Anschlags: Unbekannte zertrümmerten am 29. Dezember die Scheibe der Eingangstür der K2-Kulturkiste auf der Pirnaer Kirchgasse.
Die Spur des Anschlags: Unbekannte zertrümmerten am 29. Dezember die Scheibe der Eingangstür der K2-Kulturkiste auf der Pirnaer Kirchgasse. © Akubiz

Für den Pirnaer Verein „Alternatives Kultur- und Bildungszentrum“ (Akubiz) gab es zwischen Weihnachten und Silvester eine unschöne Bescherung. Wie jetzt bekannt wurde, attackierten offenbar politisch motivierte Täter in der Nacht zum 29. Dezember die K2-Kulturkiste, gleichermaßen Vereinssitz und öffentlicher Treffpunkt. Bei dem Angriff zertrümmerten die Kriminellen die Scheibe der Eingangstür des kleinen Ladens in der Kirchgasse. Nach Auskunft des Vereins habe die Polizei eine Anzeige aufgenommen und ordne den Angriff als politisch motivierte Tat ein. Laut der Polizei hatten Anwohner am 29. Dezember gegen 6.15 Uhr klirrende Geräusche aus Richtung des Vereinssitzes in der Kirchgasse gehört und zudem gesehen, wie vier dunkel gekleidete Personen davonliefen. Die hinzugerufenen Beamten stellten fest, dass die Scheibe der Eingangstür zerschlagen war. Der Schaden wird auf über 200 Euro geschätzt. Die Polizei ermittelt jetzt wegen Sachbeschädigung – zunächst gegen unbekannt.

Die neuerliche Attacke war nicht der erste Angriff gegen den Verein. Bereits im Juli 2015 hatten Unbekannte die große Schaufensterscheibe der Kulturkiste an der Kirchgasse sowie eines der hinteren Fenster mit Pflastersteinen eingeworfen. Im Glas blieben große Löcher zurück, Akubiz flickte diese zunächst nur notdürftig und klebte am Tag nach der Tat einen Zettel mit der Aufschrift „Das war ein Nazi-Angriff“ ins Fenster.

Hintergrund dieser Attacke waren offenbar die Diskussionen um den „antirassistischen Fußball-Cup“, den Akubiz zuvor in Ulbersdorf ausgerichtet hatte. Dort war auch eine mit Asylbewerbern aus Dresden besetzte Mannschaft aufgelaufen. Das Team trug T-Shirts mit dem Aufdruck „Liebe Sport, hasse Deutschland“. Daraufhin entbrannte eine heftige Debatte, Akubiz wurde sogar wegen Volksverhetzung angezeigt. Das ganze gipfelte darin, dass der Hohnsteiner Stadtrat dem Verein Akubiz untersagte, fortan solche Turniere im Gemeindegebiet zu veranstalten.

Eines hatten die Abgeordneten dabei allerdings übersehen: Die Situation war schon vor dem Turnier in Ulbersdorf eskaliert, die Turnierankündigung war Tage zuvor auf fremdenfeindlichen Seiten im Internet aufgetaucht, darunter gab es rassistische Kommentare. Und in der Nacht vor dem Wettkampf hatten Unbekannte am Sportplatz selbst gemalte Schilder mit Sprüchen wie „Wir haben euch nicht eingeladen“ aufgestellt. Und auch danach gab es jede Menge Hetze gegen Akubiz in den sozialen Netzwerken, die Kommentare reichten hin bis zu Morddrohungen.

Im Oktober 2018 besprühten Schmierfinken weite Teile der Pirnaer Altstadt mit leuchtroter Farbe. Die Vandalen hinterließen allerlei Krakeleien auf Wegen, Geländern, an Mauern, auf Brunneneinfassungen, ebenso sprühten sie mit roter Farbe mehrere Hakenkreuze. Die Spur zog sich vom neu gestalteten Aufgang am Schlosshang über die Straße Am Schlossberg, an der Marienkirche vorbei bis auf die Kirchgasse, wo sie genau vor der K2-Kulturkiste endete. Auch dort sah es so aus, als hätten die Schmierfinken versucht, ein Hakenkreuz auf die Pflastersteine zu sprühen. Ob diese Taten mit den erneuten Angriff auf das Vereinsdomizil zusammenhängen, ist allerdings unklar.

Wie schon nach dem Angriff 2015 will sich der Verein auch jetzt nicht einschüchtern lassen. „Wir haben in den letzten Tagen sehr viel Unterstützung und Solidarität erfahren, und machen auf alle Fälle weiter“, sagt Anne Nitschke vom Verein. Akubiz-Chef Steffen Richter sagte schon 2015, Gewalt und Drohungen gegen den Verein hätten eher eine Trotzreaktion ausgelöst, nach dem Motto: Jetzt erst recht.

Die Kulturkiste gibt es seit 2012 und wird hauptsächlich aus Spenden finanziert. Die Räume fungieren als Treffpunkt, bieten aber auch Platz für kleinere Ausstellungen, Vorträge und Seminare. Darüber hinaus gibt es eine frei nutzbare Bibliothek, hauptsächlich zur Geschichte der Linken- und Arbeiterbewegung. Ebenso sind in der Kulturkiste ein offener PC-Arbeitsplatz sowie Info-Material zu finden.