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Angriff auf Flüchtlingswohnung

An einer Unterkunft in Sebnitz wurde eine Scheibe eingeworfen und die Haustür eingetreten. Einer der Täter gelangte ins Treppenhaus. Die Kripo ermittelt.

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© Dirk Zschiedrich

Von Dirk Schulze

Sebnitz. Es war gegen zwei Uhr in der Nacht, als die Bewohner vom Lärm aufgeschreckt wurden. Es gab Geschrei vorm Haus, schließlich klirrten Scheiben. Unbekannte haben am vergangenen Wochenende eine Wohnung von Flüchtlingen in Sebnitz attackiert. Der Vorfall ereignete sich bereits in der Nacht vom Sonnabend zu Sonntag, wurde aber erst jetzt bekannt.

Vier Vermummte sollen demnach vor dem ehemaligen Obdachlosenheim am Schönbacher Weg aufgetaucht sein. In zwei Wohnungen des Gebäudes sind seit diesem Jahr insgesamt sechs Flüchtlinge untergebracht. Die übrigen Wohnungen sind an alteingesessene Sebnitzer vermietet. Die Täter grölten vor dem Haus herum. Sie warfen mit Steinen ein Fenster im Erdgeschoss ein. Die Scheibe der Haustür wurde eingetreten. Als ein aufgeschreckter Bewohner nach dem Rechten sehen wollte, stand er vier Männern gegenüber, die fragten: „wo die Kanaken sind“. Er alarmierte daraufhin die Polizei.

Polizeisprecher Mario Laske bestätigte diese Schilderung gestern auf SZ-Nachfrage. „Ja, es hat einen solchen Vorfall gegeben.“ Nach bisherigem Ermittlungsstand sind am 25. Oktober gegen zwei Uhr nachts vier junge Männer vor dem Wohnhaus gewesen. Es habe großes Geschrei gegeben. Ein Fenster, das zu einer Wohnung der Asylbewerber gehört, sowie das Glas der Haustür wurden eingeschlagen. Einem der Täter sei es sogar gelungen, bis ins Treppenhaus vorzudringen. Dort kam ihm ein Hausbewohner – keiner der Flüchtlinge – entgegen, der schließlich die Polizei anrief. Auch die Frage nach „den Kanaken“ sei laut Zeugenaussagen gefallen. Als die Polizei eintraf, waren die Verdächtigen bereits geflüchtet.

Die in dem Gebäude lebenden Asylbewerber sind an diesem Tag nicht in ihren Wohnungen gewesen. Verletzt wurde bei der Attacke niemand, der entstandene Sachschaden liegt bei rund 1 000 Euro. Derzeit läuft eine Ermittlung wegen Sachbeschädigung. „Wir ermitteln in alle Richtungen“, sagt Polizeisprecher Laske. Aufgrund der bezeugten Wortwahl der Angreifer komme eine politische Motivation infrage, aber auch andere Varianten könnten derzeit nicht ausgeschlossen werden. In dem Haus habe es bereits vor dem Einzug der Asylbewerber hin und wieder Streitigkeiten gegeben, wenngleich nicht in diesem Ausmaß.

Die Ermittlungen liegen gegenwärtig beim Kriminaldienst des Polizeireviers Sebnitz. Es habe erste Zeugenbefragungen vor Ort gegeben, die Details müssten aber noch geklärt werden. Die Ermittlungen hätten gerade erst begonnen. Sollte sich der Verdacht auf einen politischen Hintergrund der Tat erhärten, könnte der Staatsschutz in Dresden oder das auf rechtsextremistische Straftaten spezialisierte Operative Abwehrzentrum übernehmen, erklärt Polizeisprecher Mario Laske. Für den Täter, der ins Haus gelangte, liegt der Polizei eine Personenbeschreibung vor. Es soll sich um einen jungen Mann im Alter von etwa 16 oder 17 Jahren handeln, mit einer Körpergröße von 170 bis 180 Zentimetern. Er sei schlank und habe kurze blonde Haare. Hinweise auf eine Vermummung der Täter gebe es aktuell nicht, erklärt Laske.