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Angst am Zebrastreifen

Ein rotes Auto soll am Dienstag vor der Grundschule Am Storchenbrunnen fast ein Kind überfahren haben.

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© Sebastian Schultz

Von Britta Veltzke

Riesa. Es ist noch dunkel, kurz vor Beginn der ersten Stunde an der Grundschule Am Storchenbrunnen: Ein Kind will über den Zebrastreifen gehen, als plötzlich ein rotes Auto vorbeiprescht. Wäre das Schulkind nicht zur Seite gesprungen, das Auto hätte es erfasst. So zumindest schildert eine Facebook-Nutzerin in der Gruppe Riesa „Blitzer und Verkehrslage Riesa u Umgebung“ die Szene. „Vielleicht liest es ja der ,nette‘ Herr, mit dem roten Kleinwagen“, schreibt sie und belehrt den Verkehrssünder: „Du hast Dein verdammtes Auto vor dem Zebrastreifen zu stoppen, wenn sich ein Kind beziehungsweise eine Person darauf befindet.“

Der Hinweis findet auf der Seite im Internet sofort Unterstützung: „Leider kann man das dort täglich beobachten, uns ging es auch schon so. Das Schlimme war nur, dass es damals ein Vater war, dessen Kind auch in diese Schule geht“, berichtet darauf hin eine andere Nutzerin, dessen Kind offenbar die Grundschule besucht.

Den Zebrastreifen zu missachten und damit ein Menschenleben zu gefährden, sei eine „der Todsünden des Autofahrens“, sagt der Direktor des Riesaer Amtsgerichts, Herbert Zapf. Wer sich auf diese Weise strafbar mache, müsse in der Regel mit dem Entzug der Fahrerlaubnis sowie einer Geldstrafe oder einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren rechnen, so Zapf weiter.

Unfallschwerpunkt an der Deutschen Bank

Als weiteren Schwerpunkt, an dem Autofahrer häufig den Zebrastreifen missachten würden, führt eine weitere Facebook-Nutzerin noch den Überweg an der Goethestraße an: „Stellt euch mal an den Fußgängerüberweg am Blumenladen. Rüberkommen ist nur mit ,Gewalt‘ möglich. Da brettern alle lang, als ob es den Streifen nicht gäbe. Gebremst wird nur, wenn man schon in der Mitte ist und man sonst kollidieren würde.“

Peter Kosciankowski von der Verkehrswacht Riesa-Großenhain betont noch einmal, dass Fahrer an Zebrastreifen jederzeit in der Lage sein müssen, anzuhalten. „Der Fußgänger ist höherwertig und hat Vorrang. Das heißt aber nicht, dass man einfach gehen kann, ohne nach links und nach rechts zu gucken. Wenn sich daran alle Verkehrsteilnehmer halten würden, käm es auch zu keinen Unfällen.“

Die Zebrastreifen in Riesa hält Kosciankowski in der Regel für gut ausgeschildert. Einen Unfallschwerpunkt sieht er am ehesten an der Deutschen Bank – Puschkin-Platz/Ecke Breite Straße. Genau dort, wo sich Anfang November der Unfall ereignete, bei dem ein Fußgänger starb.

Die Gefahr an dieser Stelle ergebe sich aber weniger durch die Lage des Überwegs als vielmehr durch das Verhalten der Verkehrsteilnehmer. „Aus beiden Richtungen fahren Radfahrer, ohne zu gucken über den Zebrastreifen. Aus der verkehrsberuhigten Zone dürften sie eigentlich nur herausfahren, wenn sie niemanden gefährden oder behindern. Außerdem überqueren zum Teil ältere Fußgänger mit Rollatoren die Kreuzung ohne den Fußgängerüberweg zu nutzen“, so seine Beobachtungen.