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Angst vor Dammbruch in England

Tausende Menschen müssen in Großbritannien in Sicherheit gebracht werden. Ein Damm - quasi vor ihrer Haustür - droht zu brechen. 

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Ein Hubschrauber wirft Sandsäcke ab, um den Staudamm am Toddbrook nahe Whaley Bridge zu verstärken.
Ein Hubschrauber wirft Sandsäcke ab, um den Staudamm am Toddbrook nahe Whaley Bridge zu verstärken. © dpa

Whaley Bridge. Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit: In dem Städtchen Whaley Bridge im Norden Englands versuchen Einsatzkräfte verzweifelt, das Bersten eines Dammes nach schweren Regenfällen zu verhindern. Es müsse die Struktur des Bauwerks aus dem 19. Jahrhundert gestützt und der Wasserstand verringert werden, um Druck von der Mauer des Toddbrook Reservoirs zu nehmen, sagte am Freitag Julie Sharman von der zuständigen Binnenwasser-Verwaltung. Zwar sei es gelungen, mit Pumpen die Wassermenge zu verringern. Entwarnung könne aber noch nicht gegeben werden: "Die Situation ist kritisch."

Premierminister Boris Johnson versuchte, den Einwohnern Mut zu machen. "Notfallhelfer, Ingenieure und Angehörige der Royal Air Force arbeiten rund um die Uhr, um den Damm zu reparieren", sagte er. In der Kleinstadt herrschte dennoch Beunruhigung: "Sollte der Damm brechen, wäre wahrscheinlich der ganze Ort weg", sagte ein Mann der Zeitung "Derbyshire Telegraph". Wie viele der rund 6500 Einwohner hatten er und seine Frau ihr Haus verlassen müssen - die Behörden hatten unmissverständlich gewarnt, dass Lebensgefahr bestehe.

Der Pegelstand des Flusses River Goyt könne schnell steigen, sollte Wasser aus dem Staudamm austreten, teilte die Umweltbehörde mit. Experten befürchteten, dass ein beschädigter Überlauf endgültig einbrechen und "massive Überflutungen" auslösen könne. Immerhin enthalte das um 1830 gebaute Reservoir rund 1,3 Millionen Tonnen Wasser. Die jährliche Inspektion fand nach Angaben der Binnenwasser-Verwaltung im November statt.

Die bangen Blicke in der Kleinstadt südöstlich von Manchester richten sich aber nicht nur auf den beschädigten Damm, sondern auch auf den Himmel: Meteorologen schlossen weiteren Regen - und somit ein mögliches Ansteigen der Wassermassen - nicht aus. "Die Ingenieure sind weiterhin sehr beunruhigt", sagte Feuerwehrchef Terry McDermott, der mit rund 150 Kollegen daran arbeitete, den Pegelstand des Reservoirs mit Hochleistungspumpen zu senken.

Zur Hilfe kam den Einsatzkräften die Royal Air Force: Ein "Chinook"-Lasten-Hubschrauber warf große Säcke mit einer Mischung aus Sand, Kies und Schotter ab, um die Mauer des Reservoirs zu stabilisieren und an anderer Stelle Wasserläufe umzuleiten.

"Ich lebe hier schon seit 45 Jahren, aber so etwas habe ich noch nie gesehen. Dass wir so in Gefahr geraten könnten, habe ich auch nicht gedacht", sagte eine Frau der Nachrichtenagentur PA.

Viel mehr als warten und zu hoffen, blieb den Einwohnern nach der angeordneten Evakuierung allerdings nicht. Die meisten von ihnen seien in Notunterkünften oder bei Verwandten und Freunden untergekommen, hieß es. Wegen der Gefahrenlage wurden in der Umgebung auch mehrere Straßen sowie Bahnstrecken gesperrt.

"Wir können ihnen derzeit nicht sagen, wann sie in ihre Häuser zurück können", räumte die stellvertretende Polizeichefin der Region, Rachel Swann, ein. Teile des Ortes seien "wie eine Geisterstadt", berichtete ein Einheimischer der BBC: "Das ist hier ziemlich verlassen." (dpa)