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Anklage nach tödlicher Messerattacke in Chemnitz 

Die Staatsanwaltschaft Chemnitz will den ersten Tatverdächtigen wegen Totschlags vor Gericht bringen.

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Blumen und Kerzen erinnerten kurz nach der Tat an das Opfer Daniel H.
Blumen und Kerzen erinnerten kurz nach der Tat an das Opfer Daniel H. © Archiv: dpa/Sebastian Kahnert

Chemnitz. Im Todesfall Daniel H. ist die erste Anklage fertig. Die Staatsanwaltschaft Chemnitz teilte am Dienstag mit, sie werfe dem Syrer Alaa S. gemeinschaftlich versuchten Totschlag und gefährliche Körperverletzung vor. Der Asylbewerber soll sich demnach in der Nacht vom 26. auf den 27. August 2018 mit Daniel H. gestritten und ohne "rechtfertigenden Grund" mehrfach mit einem Messer zugestochen haben.

Die Tat geschah nach den bisherigen Erkenntnissen der Ermittler gemeinsam mit dem irakischen Flüchtling Farhard R. A., der ebenfalls mit einem Messer bewaffnet war. Der Iraker ist abgetaucht, nach ihm wird weiter gefahndet. Sein Verfahren wurde abgetrennt. Insgesamt sei Daniel H. viermal in die Brust und einmal in den Oberarm gestochen worden, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Ein Stich habe den jungen Chemnitzer ins Herz getroffen, ein anderer in die Lunge. Diese Verletzungen hätten den Tod von Daniel H. verursacht. Zudem sei einer seiner Begleiter am Rücken "potenziell lebensgefährlich" verletzt worden. 

An der Stelle, an der Daniel H. Ende August 2018 starb, ist inzwischen eine Gedenkplatte gelegt worden.
An der Stelle, an der Daniel H. Ende August 2018 starb, ist inzwischen eine Gedenkplatte gelegt worden. © Archiv/dpa

Der Staatsanwaltschaft zufolge wurden bei den Ermittlungen mehr als 100 Zeugen vernommen. Demnach sei zuerst der noch flüchtige Iraker mit der Gruppe um Daniel H. in Streit geraten. Worum es dabei gegangen sei, habe bislang noch nicht aufgeklärt werden können, heißt es seitens der Ermittler. Die Auseinandersetzung sei jedenfalls lautstark gewesen, man habe sich gegenseitig geschubst, der Iraker sei gestürzt. Erst jetzt soll der nun angeklagte Alaa S. dazugestoßen sein. Bis dahin hätte er sich in einem nahegelegenen Döner-Imbiss aufgehalten. "Wahrscheinlich aus Wut" sei dann zugestochen worden.

Der dritte Tatverdächtige ist ebenfalls Iraker. Yousif I. A. saß bereits für rund einen Monat in Untersuchungshaft. Auch sein Verfahren wurde abgetrennt. Über den Abschluss werde "in absehbarer Zeit entschieden", teilte die Staatsanwaltschaft mit.

Das Gewaltverbrechen hatte über die Grenzen Deutschlands hinaus Schlagzeilen gemacht. In Chemnitz kam es danach mehrfach zu Demonstrationen von teils radikal-rechten Kräften und auch zu fremdenfeindlichen Übergriffen. Mehrmals protestierten Tausende Menschen gegen die Migrationspolitik der Bundesregierung. AfD und Pegida organisierten einen Schweigemarsch. Dagegen wiederum stellte der Chef der Chemnitzer Wirtschaftsförderung ein Konzert auf die Beine, das rund 60.000 Menschen anlockte. Die Bürgerschaft der drittgrößten Stadt Sachsens ist seit dem Todesfall Daniel H. tief gespalten. (SZ/uwo)