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Haare machen Leute

Luise Bojko verändert Menschen mit ihrem Handwerk: als gelernte Maskenbildnerin genauso wie als angehende Friseurin.

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Luise Bojko hat sich für eine weitere
Ausbildung entschieden und bereut
diesen Schritt nicht.
Luise Bojko hat sich für eine weitere Ausbildung entschieden und bereut diesen Schritt nicht. © Foto: privat

Jemanden krank und hässlich zu schminken oder aber die Vorzüge eines Gesichtes zu unterstreichen: „Beides ist eine Kunst“, weiß Luise Bojko. Die 27-Jährige ist gelernte Maskenbildnerin. Ihr Studium an der Hochschule für Bildende Künste Dresden schließt sie 2018mit einem Diplom ab, im Anschluss arbeitet sie zwei Jahre lang an der Staatsoperette. Doch dann kommen Zweifel. „Wo möchte ich langfristig hin, was habe ich mir eigentlich selbst als Ziel im Leben gesetzt“, fragt sich die junge Frau. Sie berät sich mit Freunden, fasst ihren Mut zusammen und trifft eine Entscheidung. Luise Bojko gibt ihre Festanstellung auf und beginnt im November 2020 eine Ausbildung zur Friseurin im Dresdner Salon Opitz. „Schon während des Studiums hatte ich viel mit Haaren zu tun, aber ich habe gemerkt, dass ich noch mehr will als das“, begründet Luise Bojko diesen Schritt.

Mit Perücken den Schauspielern in ihre Rollen verhelfen

Perücken anfertigen, Haarteile herstellen oderhistorische Frisuren stecken, all das waren Aufgaben, die Luise Bojko schon während der Studienzeit übernahm. „Mein studienvorbereitendes Praktikum hatte ich am Theater Junge Generation gemacht, während der ersten Semester dort auch immer ausgeholfen.“ Das Praxissemester absolvierte sie dann beim Friedrichstadtpalast in Berlin und verhalf auch dort Schauspielern in ihre Rollen – durch Perücken und Maskenbild. Auch bei Fernseh- und Filmproduktionen hat Luise Bojko während des Praxissemesters schon mitgewirkt, in der Maske geholfen und Zuarbeiten für Perücken gemacht. „Ich hatte im Atelier der Dresdner Maskenbildnerin Katrin Westerhausen gearbeitet, die dann auch meine Mentorin für mein Diplom wurde. Von ihr habe ich fachlich insgesamt sehr viel gelernt, gerade auch im Umgang mit Haaren.“

Als Maskenbildnerin und als Friseurin etwas Neues kreieren

„Auf der Bühne oder beim Film geht es darum, einen Charakter zu schaffen, eine Rolle zu beleuchten. Das kann auch schon mal böse oder hässlich werden“, beschreibt Luise Bojko. Das kreative und künstlerische Herausarbeiten besonderer Eigenschaften mit Hilfe der Maske hat ihr dabei besonders viel Spaß gemacht. „Als Friseurin möchte ich mit Haarschnitt, Haarfarbe und Make-up den Typ unterstreichen, vielleichtauch ein Stück weit verändern, aber natürlich dabei immer das Schöne hervorheben und betonen.“

An ihrer Ausbildung zur Friseurin gefällt Luise Bojko besonders die Abwechslung. „Jeder Tag ist anders, es sind immer andere Kunden und andere Tätigkeiten.“ Schon als Maskenbildnerin hat es ihr Spaß gemacht, mit Menschen zu arbeiten. Das gilt auch jetzt noch. „Bei beiden Berufen kann ich mit meinen Händen etwas Neues erschaffen. Auf der einen Seite die spezielle Figur, die besondere Rolle, auf der anderen Seite kann ich nun neue Schnitttechniken ausprobieren und Haare ganz neu kreieren.“

Eine Zukunft als Zweithaarspezialistin

Luise Bojko will nun weiter Erfahrungen im Friseur-Handwerk sammeln und ihre Ausbildung erfolgreich abschließen. Sie hofft, ihre umfangreichen Kenntnisse aus beiden Berufen zusammenfließen lassen zu können. Gerne würde sie zukünftig als Zweithaarspezialistin arbeiten. „Ich hatte in der Familie einige Fälle von Krebspatienten. Da habe ich gemerkt, wie viel den Menschen ihre Haare bedeuten. Für welche Zufriedenheit, welches Glücksgefühl Zweithaar in solch einer Situation sorgen kann.“ Durch das Studium hat sie bereits einiges gelernt, was die Herstellung und das individuelle Anpassen des Haarersatzes betrifft. Im Salon Opitz Friseure steht außerdem das Thema der Haarverdichtung mit auf dem Ausbildungsplan. Ein Problem, bei dem auch zunehmend Männer professionellen Rat suchen.

„Im Salon kommt nun auch die Beratung der Kunden hinzu, was im Studium und während meiner Arbeit als Maskenbildnerin natürlich komplett fehlte. In der Berufsschule lernen wir außerdem, auf verschiedene Kundentypen einzugehen“, schildert Luise Bojko. Wohin sie der Weg letztendlich führt, weiß die junge Frau noch nicht. „Ich kann mir auch vorstellen, nach der Ausbildung wieder als Maskenbildnerin zu arbeiten, aber den Schwerpunkt dann dabei mehr auf die Haare zu legen.“ Ihre Entscheidung, noch einmal eine weitere Ausbildung zumachen, bereut Luise Bojko jedenfalls nicht. „Ich habe mich hier sofort wohlgefühlt und freue mich darauf, meine Kenntnisse weiter auszubauen.“

Von Silke Rödel