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Forschung im Krisen-Modus

Was passiert, wenn Forscher nicht ins Labor können? Es war nur eine der Fragen, die zügig geklärt werden mussten.

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Studierende im Chemielabor der TUD – in Coronozeiten eher selten.
Studierende im Chemielabor der TUD – in Coronozeiten eher selten.

Forscher, die nicht forschen dürfen. Labore ohne Menschen. Hörsäle ohne Studierende. Dass es einmal so weit kommt, das konnte sich auch Gerhard Rödel nicht vorstellen. Als die TU Dresden im März in den Lockdown ging, erkannte der damalige Prorektor Forschung aber eines ganz schnell: „Ich wusste, das Virus wird unsere Arbeit über Monate hinweg massiv dominieren.“ Die Frage war nur: Forschung im Krisenmodus – wie geht das? Zunächst bildete sich ein Krisenstab. Der hatte Dringendes zu klären. „Wir konnten nicht in allen Bereichen auf null herunterfahren“, schildert Rödel. In einigen Instituten wird mit Tieren gearbeitet, die versorgt werden mussten. Langzeitexperimente wie etwa in der Physik oder Chemie bedurften weiterer Betreuung durch die Wissenschaftler. Ein Plan entstand, wie Labore trotz Corona genutzt werden konnten. Was draußen galt, galt nun auch dort: Abstand halten, Maske tragen. Es wurde genau vermerkt, wer wann, mit wem gearbeitet hat. „Weil nicht alle gleichzeitig in die Labore durften, wurde in einigen Fällen sogar im Drei-Schicht-System gearbeitet.“

Große Herausforderungen für Forscher und Verwaltung

Mitten in der Krise wechselte das Rektorat der TU Dresden. Die Aufgaben von Gerhard Rödel übernimmt seit 18. August Angela Rösen-Wolff. Am Universitätsklinikum Dresden war die Professorin bis dato Leiterin Klinische Forschung der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin und Forschungsdekanin der Medizinischen Fakultät. „Bei uns stand anfangs zum Beispiel die Frage im Raum, wie mit Studienteilnehmern umgegangen wird, die wir betreuen“, erinnert sie sich an die Zeit des Lockdowns. Eine zweite Sache, die viele in der Forschung beschäftigte, war, was mit Laufzeiten von Projekten passiert. „Für die Verwaltung der TU Dresden waren das besonders arbeitsreiche Wochen“, erzählt Katrin Jordan, Leiterin des Dezernats Forschung. Die dortigen Angestellten nahmen zügig Kontakt zu den Fördermittelgebern auf und klärten, ob Projekte verlängert oder verschoben werden konnten. „Wenn die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nicht richtig arbeiten können, sind Terminketten nur schwer einzuhalten.“ Oft wurden Lösungen gefunden, auch wenn die nicht einheitlich waren. Der Krisenmodus bleibt bestehen. Vieles laufe heute anders als noch vor ein paar Monaten, sagt die Prorektorin. „Es stellt sich unter anderem das Problem, dass momentan schwerer neues Geld für Forschung eingeworben werden kann.“ In der Medizin ist zum Beispiel das Monitoring im Rahmen von Medikamentenstudien durch die Pharmafirmen derzeit nur eingeschränkt möglich. „Deren Mitarbeiter können jetzt nicht ohne weiteres in die Krankenhäuser gehen.“ Erfreulich sei es, dass die TU Dresden zahlreiche Projekte durchführte, die sich mit der Erforschung von Covid-19 und Coronaviren beschäftigen. Nicht nur in der Medizin, sondern auch in der Psychologie oder in den Ingenieurwissenschaften. „Unsere Wissenschaftler hatten viele gute Ideen. Viele warteten direkt darauf, dass es Geldmittel für Forschung gibt“, beschreibt es Gerhard Rödel.

Partner von DRESDEN-concept finden gemeinsam Lösungen

Profitiert habe die TU Dresden auch von ihrer Mitgliedschaft im Verbund DRESDEN-concept, sagt Rödel, der seit 1. September die Geschicke der Allianz von Dresdner Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen als Geschäftsführer leitet. So arbeiteten Mitglieder etwa gemeinsam an einer Lösung, wie Gesichtsvisiere für medizinisches Personal mittels 3D-Druck produziert werden können. Dass das Thema Corona aktuell bleibt, wissen die Verantwortlichen an der TU Dresden. „Mit den Erfahrungen der vergangenen Monate sind wir aber gut vorbereitet auf das, was jetzt noch kommt“, ist Angela Rösen-Wolff überzeugt. „Wir wissen, wie Forschung auch in diesen Zeiten funktionieren kann.“

Jana Mundus

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