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Hier forscht die Welt

Über die Hälfte der Wissenschaftler am CMCB in der Johannstadt kommt aus dem Ausland. Das schafft Mehrwerte nicht nur für die TU Dresden, sondern für alle. Zum Beispiel für die Krebsforschung.

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Michael Sieweke, Yael Politi, Florian Salomon und Melissa Sanabria (v.l.n.r.) im gemeinsamen Gespräch.
Michael Sieweke, Yael Politi, Florian Salomon und Melissa Sanabria (v.l.n.r.) im gemeinsamen Gespräch. © Thorsten Eckert

Die Mittagspause wird zum Treffpunkt für die Welt. Menschen aus den unterschiedlichsten Nationen nutzen die Zeit nicht nur, um etwas gegen das Magenknurren zu tun. In den gemütlichen Sitzgruppen kommen sie miteinander ins Gespräch, tauschen sich aus über ihre Arbeit. Englisch ist ihr verbindendes Element. Mitten in Dresden, im Herzen der Johannstadt, existiert ein Campus, der internationales Wissen zusammenbringt. Ein eigener Kosmos, in dem Forscher den Geheimnissen der Natur und der Organismen in ihr auf der Spur sind: das CMCB, das Center for Molecular and Cellular Bioengineering.

Als zentrale wissenschaftliche Einrichtung der TU Dresden vereint das CMCB gleich drei Institute. Zum einen das B CUBE, das Center for Molecular Bioengineering. Die Wissenschaftler hier verbinden Bio- und Ingenieurwissenschaften miteinander. Sie finden neue technologische Lösungen, indem sie von Naturphänomenen lernen. Gleich nebenan, am Biotechnologischen Zentrum (BIOTEC), entwickeln Mitarbeiter innovative Technologien für die molekulare Zell- und Entwicklungsbiologie, die Biophysik und Bioinformatik. Am Zentrum für Regenerative Therapien Dresden (CRTD) wiederum erforschen Wissenschaftler die Biologie von Stammzellen und Geweben, um die Regenerationsprozesse von Organen zu verstehen.

Neue Therapie: Immunzellen, die den Krebs auffressen

Die Forschungsgruppe von Michael Sieweke ist gleichzeitig in zwei Ländern tätig. Seit 2018 ist er Professor in Dresden, aber ein Teil seiner Gruppe arbeitet immer noch in Marseille. Sein Team beschäftigt sich mit neuartigen Zelltherapien. Im Zentrum dabei: Makrophagen, große Fresszellen des menschlichen Immunsystems, die Bakterien, Zellreste oder auch Tumorzellen vernichten.

Sieweke und seine Kollegen haben die Immunzellen im Labor erfolgreich vermehrt und gezeigt, dass sie danach im Körper ganz normal ihre Funktion aufnehmen. „Ich schätze die Arbeitsatmosphäre und den Austausch mit anderen Wissenschaftlern am Campus Johannstadt sehr“, macht Sieweke deutlich. Viele Biologen würden in ihren Gruppen von ganz unterschiedlichen Perspektiven aus auf die Vorgänge im menschlichen Organismus schauen.

„Wir lernen voneinander.“ Der Standort profitiere auch von seiner Internationalität. 42 Prozent der fast 500 Mitarbeiter kommen aus dem Ausland. Mit Fokus auf die 300 Forscher sind es sogar 56 Prozent. Die vier am stärksten vertretenen Nationen nach Deutschland sind Indien, die Türkei, die USA und Italien.

Technologieplattform schafft modernste Voraussetzungen

Die Israelin Yael Politi ist seit Anfang 2022 Direktorin des B CUBE. Bereits seit 2019 erforscht sie dort mit ihrer Gruppe Biomaterialien. Das sind Stoffe, die in der Natur vorkommen und von lebenden Organismen hergestellt werden. Sie und ihr Team wollen herausfinden, wie genau diese aufgebaut sind und wie ihre Strukturen Eigenschaften und Funktion beeinflussen.

Sie beschäftigen sich mit der Cuticula der Gliederfüßer, dem Exoskelett von Tieren wie Insekten und Spinnen. Diese besteht größtenteils aus einer Kombination von Chitin, Proteinen und Wasser – und übernimmt gleich mehrere Funktionen im Körper des Tieres. Für die Forschungen kommen modernste Technologien am CMCB zum Einsatz. „Diese nutzen die drei Institute am Campus über eine Technologieplattform alle gemeinsam“, erläutert Yael Politi. Das ist ein großer Vorteil, weil damit teure, moderne und hochtechnologische Ausrüstung allen Forschern zur Verfügung steht.

Mit modernster Technik kennt sich auch Melissa Sanabria aus. Das Spezialgebiet der Kolumbianerin ist das maschinelle Lernen. Sie arbeitet in der Gruppe von Anna Poetsch am BIOTEC und verarbeitet das menschliche Genom als Text. Ziel ist es, ein Sprachmodell zu entwickeln, das die versteckte Grammatik, Syntax und Semantik der DNA erfasst. Die Arbeit mit Biologen und Medizinern sei für sie als Informatikerin extrem spannend. „Wissenschaftlich gesehen, sprechen wir verschiedene Sprachen, aber arbeiten dennoch sehr effektiv zusammen.“

Es ist dieses interdisziplinäre Arbeiten, das auch Florian Salomon so sehr reizt. Über ein Freiwilliges Soziales Jahr kam er ans CMCB. Heute studiert er im dortigen Masterstudiengang Regenerative Biology and Medicine. „Diese vielen Perspektiven, die ich hier kennenlerne, sind sehr bereichernd“, sagt er. Das bestätigt auch Yael Politi: „So ein Campus wie hier ist auch weltweit gesehen etwas ganz Besonderes.“

www.tu-dresden.de