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Losmedaillen aus Feinsteinzeug - Teil 8

Wie mit Lotterien die chronisch leeren Kassen für öffentliche Bauvorhaben und andere Projekte aufgefüllt werden sollten.

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Lesen Sie hier Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4, Teil 5, Teil 6 und Teil 7 der Serie "Losmedaillen aus Feinsteinzeug".

Zu Beginn der 1920er Jahre gab es in einigen Städten, Gemeinden sowie in unterschiedlichen Vereinen, viele Aktivitäten um geplante Bauvorhaben oder auch ganz andere Projekte zu finanzieren. Überall gab es dazu Aufrufe, um reichlich finanzielle Spenden in die leider immer chronisch leeren Kassen zu spülen. Die Ideen waren überall äußerst kreativ. Oftmals wurden Lotterien veranstaltet, dabei konnte man dann attraktive Sachpreise gewinnen. In dieser Zeit hatte man in der sächsischen Stadt Meißen gerade das Medium „Notgeld“ aus Böttgersteinzeug® (Feinsteinzeug) und Biskuitporzellan, als neuen Produktzweig der Manufaktur, erfolgreich auf den Markt gebracht. Eine gute Alternative? Warum nicht? Das Münzgeld aus Metall war ja damals in ganz Deutschland knapp. Man konnte sich jedenfalls in der hier ansässigen Porzellanmanufaktur kaum vor Aufträgen für Notgeldmünzen retten. Doch nun sollten noch medaillenartige Lotterielose aus Feinsteinzeug dazukommen. Das dekorative Lotterielos aus edler Keramik mit Souvenirfunktion war geboren.

Hinweis: Böttgersteinzeug® ist eine eingetragene Marke der Staatlichen Porzellan-Manufaktur Meißen GmbH

Alte Kataloge schweigen sich aus

Man muss zunächst wissen, es gab, wenn es diese überhaupt gab, immer nur ganz wenige dekorierte Einzelstücke! Der Katalog von Otto Horn (1923) oder von A. von Roosbroeck (1955), erwähnt derartige Stücke erst gar nicht. Erst Karl Scheuch wagte eine vorsichtige Übersicht. Allerdings sind seine Angaben über die Stückzahlen fraglich und nicht belegt.

Schon der damalige Manufakturdirektor Max Adolf Pfeiffer, hielt die divers angebrachten Farbdekore jedenfalls nicht als erwähnenswert! Seine Publikationen (1924) in der „KERAMOS“ über Münzen und Medaillen aus Porzellan geben keine Hinweise über Dekore. Selbst der Porzellankünstler Prof. Emil Paul Börner, welcher einst wohl die meisten Motive entworfen hat, hinterließ nichts über derartige eingebrannte Farbaufträge.

Das lässt vermuten, dass es tatsächlich nur ganz wenige Stücke gegeben hat, die auf Wunsch vom Besteller in der Porzellanmanufaktur Meißen dekoriert wurden. Aber auch das ist nicht immer offiziell belegbar. Dazu kommt noch, dass die aktuell im Handel angebotenen Kataloge (Scheuch-Ausgaben von 1966 bzw. 1978) relativ alt sind. Sie alle warten schon jahrzehntelang auf eine dringend notwendige Aktualisierung.

Verfälscher nutzten schon immer allgemeines Unwissen für ihre Machenschaften zum finanziellen Schaden der Sammler aus. Frank Ringleb hat zwar mit seinen umfangreichen Katalogen (2014) zum Thema eine große Lücke geschlossen, doch sind sie alle als Goldstaub zu betrachten, weil sie kaum oder gar nicht erhältlich sind. Da fragt man sich doch ernsthaft warum das so ist?

Bekannte und unbekannte Dekore

Fakt ist, es gab einige Stücke, die wurden in der Manufaktur bereits in der Motiv-Planungsphase von den dortigen Porzellanmalern mit unterschiedlichen Farben dekoriert. Man wollte dem Kunden damit zeigen, was so alles mit dem Medium Porzellan möglich ist. Wie schon erwähnt, waren das dann nur sehr wenige Stücke, welche man durchaus als Proben bezeichnen kann. Solche Probestücke wurden ausschließlich in einer Gipsform gefertigt! Der Pionier der Katalogisierung von Porzellannotgeld Otto Horn spricht hier in seinem Katalog aus dem Jahre 1923 gerade einmal von 30 Probestücken die man je Auftrag herstellte!

Den Unterschied zwischen Gipsform und Stahlstempels erkennt man besonders in der Schärfe des Schnittes. Stücke aus der Gipsform sind demnach viel weicher in den Konturen. Die Oberfläche ist nicht so glatt und glänzend, größere Stücke sind dabei auch bedeutend dünner. Ein gleichmäßiger scharfer Rand ist ein weiteres Merkmal für einen eingesetzten Stahlstempel. Für die Serienproduktion wurde vorwiegend ein Stahlstempel benutzt.

Natürlich spielte bei der Entscheidung der Auftraggeber dann auch der Preis für dekorierte Stücke eine wichtige Rolle. Meist wählte man jedoch, bis auf wirklich wenige Ausnahmen, die einfachen und schlicht geprägten Stücke für den Auftrag aus. Gab es jedoch eine beauftragte farbliche Verzierung, dann wurde meist nur der Rand oder kleinere Details vom Motiv bemalt. Abschließend wurde die aufgetragene Farbe noch zusätzlich eingebrannt.

Fakt ist auch, dass schon um 1929 von privater Hand zunehmend Münzen und Medaillen aus Feinsteinzeug und Porzellan, farblich nachdekoriert wurden. Gerade das Notgeld der einzelnen Städte und Gemeinden oder auch einzelne Firmenmedaillen hat man, wenn offenbar der Absatz stockte, privat mit Farbe veredelt. Das geschah dann also alles nicht mehr in der Manufaktur Meißen!

Inzwischen sind schon reguläre mit Farbe versehene Stücke aufgetaucht, die man später noch einmal zusätzlich mit Farbe nachbehandelt hat. Wer sich solch ein Stück intensiv anschaut wird jedoch das Alte und das Neue schnell bemerken. Wer verfälscht, der hinterlässt auch genug Spuren. Noch etwas, aufgetragene Goldbronze kann man wieder entfernen, ohne das Stück dabei zu beschädigen. Eingebrannte Goldfarbe kann man dagegen nicht so einfach entfernen. Vorsicht ist also immer geboten!

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© Autoren: Jörg Schaldach, Kristina Ruppert

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