Mit dem Buddy leichter ankommen

"Wir haben fast drei Stunden in einem Biergarten an der Elbe gesessen und über alles Mögliche geredet – auf Deutsch! Es war super!“, schreibt Rocio über eines seiner Treffen mit Kathrin. Rocio und Kathrin sind Buddys. Gefunden haben sie sich über das gleichnamige Programm des DRESDEN-concept Welcome Centers at TU Dresden.
Gegründet an der TUD ist das Center mittlerweile bei der Forschungsallianz DRESDEN-concept e.V. angesiedelt und sehr viel breiter aufgestellt. „Wir arbeiten inzwischen mit 33 Partnern zusammen – alles Forschungs- und Kultureinrichtungen in Dresden“, sagt Tatsiana Piliptsevich, die das Welcome Center leitet. Sie und ihr Team wissen: Wer aus dem Ausland nach Dresden kommt, um hier zu lernen, zu forschen oder zu lehren, hat viele Fragen. Welche Einreiseregelungen gelten? Wo bekommt man ein Visum? Wo einen guten Sprachkurs? Was ist mit der ersten Wohnung, mit einem Kitaplatz für die Kinder? „Wir sind Ansprechpartner für alles, was das Ankommen hier leichter macht“, sagt Tatsiana Piliptsevich.
Und anzukommen hat auch viel mit sozialen Kontakten zu tun, mit dem Erleben der hiesigen Kultur, mit Zivilgesellschaft und Freizeit. Hier kommt das Buddy-Programm ins Spiel. Hervorgegangen ist es aus einer besonderen Weihnachtsaktion, die ebenfalls durch das Welcome Center organisiert wurde. Einheimische Beschäftigte der beteiligten Forschungseinrichtungen luden ausländische Kolleginnen und Kollegen in der Weihnachtszeit ein. Striezelmarktbesuch, Plätzchenbacken, Weihnachtsbaumschmücken – ein bisschen deutsche und sächsische Lebensart entdecken, ganz zwanglos und privat. „Das kam sehr gut an“, erinnert sich Tatsiana Piliptsevich.
Buddy werden geht ganz einfach online
Nun gibt es die Möglichkeit zu entspannten Kontaktaufnahme jenseits der Arbeit das ganze Jahr über und für ganz verschiedene Länder und Gruppen. Wer selbst Buddy werden möchte, kann sich ganz einfach über ein Online-Formular des Welcome Centers melden. Das Welcome-Center-Team würde es freuen. „Ein paar mehr Buddys können wir noch brauchen“, wirbt Tatsiana Piliptsevich – und spricht damit auch Valeriia Kliuieva und Jennifer Christ aus dem Herzen. Beide arbeiten als wissenschaftliche Hilfskräfte an der TUD und engagieren sich ganz besonders für die Unterstützung ukrainischer Flüchtlinge, die hier studieren beziehungsweise gern ein Studium aufnehmen wollen, sowie auch für Menschen, die zwar keine Ukrainer sind, aber bis zum Kriegsbeginn in dem Land studiert haben.
„Das Interesse ist groß“, sagt Jennifer Christ, die das Ukraine-Buddy-Programm als eine von vielen Buddy-Initiativen an der TUD mit aufgebaut hat. Gemeint sind damit beide Seiten. Die Ukrainerinnen und Ukrainer sind dankbar für die Unterstützung und viele deutsche Studierende wollen gern helfen, auch wenn gerade in der letzten Klausurenphase mancher sein Engagement etwas einschränken musste.
Mit Beginn des neuen Semesters hoffen die Buddys nun auf neue Verstärkung. Valeriia Kliuieva stammt selbst aus der Ukraine. Seit zwei Jahren lebt und studiert sie in Dresden, macht hier gerade ihren Master. „Das Studium in Deutschland und der Ukraine unterscheidet sich stark, dementsprechend groß ist die Umstellung für die Geflüchteten“, weiß die junge Frau. Am wichtigsten ist meistens der Spracherwerb. Die Buddys helfen dabei, den passenden Kurs zu finden. Sie wollen aber auch darüber hinaus beim Ankommen in Dresden unterstützen. Gemeinsam etwas unternehmen, Kultur erleben wie letztens bei der Dresdner Museumsnacht, ins Gespräch kommen, vielleicht Freundschaften knüpfen. „Das ist so wichtig, wenn es ums Ankommen in einer fremden Stadt geht“, weiß Valeriia Kliuieva auch aus eigener Erfahrung. Sie will weitergeben, was sie selbst in Dresden erlebt hat.
Die TUD sei sehr weltoffen und international ausgerichtet, betonen beide Frauen. Anders – da sind sie sich einig – könne es an einer modernen Universität auch nicht sein.
