Anzeige

Riesa: Yoga vorm Stahlwerksgemälde

Im Stadtmuseum trifft Yoga jetzt auf Kunst. Bei der Premiere fiel eine kleine Überraschung allerdings aus.

Teilen
Folgen
Susanne Bartsch-Lungkwitz ist Yogatrainerin – und leitet jetzt Teilnehmer bei einem wöchentlichen Kurs im Riesaer Stadtmuseum an.
Susanne Bartsch-Lungkwitz ist Yogatrainerin – und leitet jetzt Teilnehmer bei einem wöchentlichen Kurs im Riesaer Stadtmuseum an. © Sebastian Schultz

Riesa. In der Regel stehen Menschen in Museen vor Gemälden. In Riesa sitzen sie an diesem Abend davor – und machen auf ihrer Matte den halben Drehsitz. Dann ist der Krieger dran, danach die Stuhlstellung. Yogatrainerin Susanne Bartsch-Lungkwitz macht es vor. Geruhsam geht es zu, entspannt. Ab und zu hört man ein Stöhnen oder ein Kichern, wenn jemand nicht sofort in die gewünschte Position kommt.

Es ist die Premiere für das Format "Kunst trifft Yoga" im Riesaer Stadtmuseum im Haus am Poppitzer Platz. 18 Frauen sind gekommen, um mitzumachen. Durchaus überraschend: Auch ein Mann hatte sich angekündigt, erschien dann aber letztlich doch nicht.

Die Idee, Yoga mit bildender Kunst zu verbinden, entstand gewissermaßen nebenbei. "Man ist immer so angespannt und braucht mal eine Ablenkung vom Alltag. Warum nicht Yoga machen? Und warum nicht hier im Museum?", erzählt Museumsleiterin Anja Hirschberg. Die Räume seien ja da. Dabei solle das Museum allerdings nicht zur reinen Kulisse verkommen.

Das gemeinsame Betrachten eines Kunstwerkes sei hier das, was in anderen Yogastunden die Anfangsentspannung ist. "Damit wird man aus dem Alltag rausgeholt, ohne sich selbst überlassen zu sein", sagt Susanne Bartsch-Lungkwitz. Sie ist hauptberuflich Verwaltungsangestellte und kam 2006 zum Yoga. Von der Idee, Yoga und Kunst zu verbinden, war sie sofort begeistert.

Stücke aus dem Museumsdepot

Neu ist das Konzept nicht: Es wurde in den vergangenen Jahren bereits in Museen im Ruhrpott aber auch in Amerika ausprobiert. In Riesa holt Anja Hirschberg nun jeden Mittwoch extra ein Werk aus dem Depot: "Es schlummern so viele Stücke hier, die nie gezeigt werden."

Für heute Abend hat sie ein Bild eines Künstlers namens Wilfried Danicke mit dem Titel Lauchhammer-Werk Riesa ausgesucht. Über den Maler selbst ist nichts Näheres bekannt, im Museum schätzt man, dass das Werk etwa in den 1930ern entstanden ist. Das im Stil des Impressionismus gehaltene Bild zeigt Stahlwerksmitarbeiter, womöglich beim Schichtwechsel. Eine Alltagsszene, die sowohl Hektik als auch Ruhe vermittelt. Nach den Interpretationsimpulsen von Museumsleiterin Hirschberg übernimmt Susanne Bartsch-Lungkwitz. Rund eine Dreiviertelstunde bewegen sich die Yoga-Kurs-Teilnehmerinnen vor dem Bild.

Am Ende ist die Trainerin zufrieden mit der Premiere, zumal das Teilnehmerfeld bunt gemischt gewesen sei. "Man hat Leute dabei, die setzen sich sofort in den Lotussitz und andere, für die es schon eine Überwindung war, überhaupt herzukommen, weil sie sich unsicher sind, ob sie es schaffen."

Podest für die Trainerin

Auch den meisten Teilnehmerinnen scheint es gefallen zu haben. Magdalena Sosin zum Beispiel ist Yoga-Anfängerin. Die Museumsmitarbeiterin wollte schon immer mal Yoga machen. Sie wolle nächste Woche wiederkommen, sagt sie.

Ebenso wie Marion Wachsmuth. "Für mich ist das hier eine vertraute Umgebung, was mir geholfen hat", sagt die Yoga-Novizin, die in der Theatergruppe des Museumsvereins mitspielt. "Da ich recht ungelenk bin, suche ich schon länger eine Bewegungsanleitung", erzählt sie. "Internet ist nix für mich, ich muss mit Menschen zusammen sein. Außerdem brauche ich jemanden, der mir die Übungen richtig erklärt."

Eine ältere Dame fand die Übungen anstrengender als erwartet. Sie hätte sich gewünscht, dass man die Trainerin besser sieht – deshalb soll nun fürs kommende Mal ein Podest organisiert werden. Wenn sich der Kurs am nächsten Mittwoch vor einem neuen Kunstwerk versammelt.

  • Der einstündige Yogakurs findet immer mittwochs 18.30 Uhr im Haus am Poppitzer Platz in Riesa statt.
  • Bequeme Kleidung und Yogamatte sind mitzubringen. Anmeldung unter [email protected] wird erbeten.
  • Teilnahmegebühr pro Sitzung: 12 Euro (Museumseintritt ab 10 Uhr inklusive)