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Bräuche, Symbole und geheime Gesellschaften: Eine Reise in verborgene Welten im Herzoglichen Museum Gotha

Die Sonderausstellung FREIMAURER UND MYSTERIEN ÄGYPTENS IN GOTHA im Herzoglichen Museum Gotha lüftet etwas den geheimnisvollen Schleier der Freimaurerei und Illuminaten.

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Geheimbünde wie die Freimaurer und Illuminaten umgibt seit jeher ein Schleier von Mythen und Geschichten, sie liefern den Stoff für Bestseller und Blockbuster. Am 23. April eröffnete im Herzoglichen Museum Gotha eine große Sonderausstellung der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha und informiert über Ursprünge und Ziele, erklärt wichtige rituelle Symbole und zeigt mit rund 160 Exponaten originale Objekte aus dem Kosmos der Freimaurerei: zum Beispiel restaurierte Mumienesärge, Logenhammer oder Porzellan mit Freimaurer-Motiven. Die Ausstellung deckt auf, wer die Mitglieder waren, wie die Geheimbünde funktionierten und wie sie in die Gesellschaft hinein wirkten. Darüber hinaus nimmt sie die Mysterienkultur des Alten Ägyptens in den Blick, denn das Alte Ägypten war bei den Freimaurern Inbegriff symbolischen Ausdrucks und geheimer Kulte. Und diese spirituelle Ägyptenbegeisterung hinterließ auch in Gotha ihre Spuren.

Von England nach Thüringen

Nach Anfängen der Freimaurerei Ende des 16. Jahrhunderts in Schottland gilt 1717 als deren eigentliches Gründungsjahr als sich am 24. Juni vier Londoner Logen zur Großloge von England zusammenschlossen. So nahm die Freimaurerei von England aus ihren Weg in die Länder des europäischen Kontinents und Nordamerikas.

Das Entstehen und die Entwicklung der Freimaurerei ist untrennbar mit dem Geist der Aufklärung verbunden. Die Freimaurer prägen mit ihrem moralisch-ethischen System, mit ihrer Sicht auf den Menschen und seine Umwelt, maßgeblich die europäische Kulturgeschichte. Unabhängig von Herkunft, Bildung oder Status wird von ihnen der Mensch in den Mittelpunkt der Betrachtung gerückt und die Gleichheit aller Menschen über alle ethischen und religiösen Grenzen hinweg proklamiert.

Freimaurer-Porzellan-Figuren: Johann Joachim Kaendler (1706-1775): Zwei Freimaurer am Globus, um 1744, Porzellan, DFM Bayreuth
Freimaurer-Porzellan-Figuren: Johann Joachim Kaendler (1706-1775): Zwei Freimaurer am Globus, um 1744, Porzellan, DFM Bayreuth © Stiftung Schloss Friedenstein Gotha, Foto: Lutz Ebhardt

Die Ausstellung in Gotha ermöglicht einen Einblick in die bedeutungsvolle frühe Phase der Freimaurerei in Thüringen. Gotha besitzt dabei eine zentrale Stellung im gesellschaftlich vernetzten Wirkungsfeld dieser geheimen Sozietäten. Bereits 1741 wurden sie von der Großen National-Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln“ von Berlin aus im Herzogtum Sachsen-Gotha-Altenburg begründet, zu der auch die letzte, bis 1935 existierende Gothaer Loge gehörte. Ort der ersten freimaurerischen Arbeit war Schloss Molsdorf unter dem Reichsgrafen Gustav Adolf von Gotter.

Geheimbünde in Gotha

Ein Hauptaspekt der Ausstellung widmet sich der Freimaurerei und dem Illuminatenorden in Gotha während der Regentschaft Ernsts II. von Sachsen-Gotha-Altenburg. Der aufgeklärte Herzog war seit 1774 Mitglied der Gothaer Freimaurerloge „Zum Rautenkranz“ und von 1775 bis 1777 Landes-Großmeister der Großen Landesloge von Deutschland. Auch der Illuminatenorden hatte in Gotha einen Schwerpunkt.

Johann Jonas Michael, Ernst II. von Sachsen-Gotha-Altenburg, um 1775, Öl/Leinwand, Schlossmuseum Altenburg.
Johann Jonas Michael, Ernst II. von Sachsen-Gotha-Altenburg, um 1775, Öl/Leinwand, Schlossmuseum Altenburg. © Stiftung Schloss Friedenstein Gotha, Foto: Lutz Ebhardt

Ernst II. unterstützte seit 1782 die geheime Logenleitung des in Gotha ansässigen Illuminatenordens, dem er 1783 beitrat und in dem er zeitweise leitende Funktionen übernahm. Der Gründer des Ordens, Adam Weishaupt, fand nach seiner Flucht aus Bayern 1785 in Gotha Zuflucht. Die Ausstellung zeigt auf, wer um 1800 Mitglied dieser geheimen Sozietäten war und wie diese nach neuesten Forschungserkenntnissen funktionierten und gesellschaftlich wirkten.

Ein Blick in die private Freimaurer-Bibliothek Ernst II. verrät ein großes persönliches Interesse an Hermetik und an den Mysterien Ägyptens. Eine Rezeption durch ihn als Freimaurer lässt sich verschiedentlich belegen, vor allem in zeitlicher Nähe zu seinem Logeneintritt 1774. Ein spezieller Ausstellungskomplex widmet sich dieser spirituellen Ägypten-Begeisterung in Europa, die auch in Gotha ihre Spuren hinterließ.

In Vorbereitung der Ausstellung wurde ein unikales Stück, welches bisher ausschließlich aus Einzelteilen bestand, umfassend rekonstruiert: Der „Freimaurer-Schrein“, mit einer Reihe teils geflügelter Figuren bestückt, ist auf der Rückseite mit einer fünfzeiligen Inschrift verziert. Darunter ist ein Doppelwinkelzeichen, das als bekanntes Freimaurerzeichen interpretiert werden kann.

Rückseite „Freimaurer-Schrein“, 2. Hälfte 18. Jh., Alabaster, Holz Stiftung Schloss Friedenstein Gotha; Foto: Lutz Ebhardt
Rückseite „Freimaurer-Schrein“, 2. Hälfte 18. Jh., Alabaster, Holz Stiftung Schloss Friedenstein Gotha; Foto: Lutz Ebhardt © Stiftung Schloss Friedenstein Gotha, Foto: Lutz Ebhardt

Auch wesentliche Exponate wie Kleidung, Ritualgegenstände und Alltagsaccessoires der Logenmitglieder werden ausgestellt. Die folgende Zeichnung stellt zum Beispiel den Arbeitsteppich in einer Meisterloge dar, welcher zentral auf den Boden des Logenraumes (Tempel) gelegt wurde. Die Symbole geben Hinweise auf den rituellen Inhalt des Meistergrabes, indem der Freimaurer stets auch sein Ende, seinen Tod, bedenken muss, um im Leben bestehen zu können. Fußstapfen und gestrichelte Linien geben vor, wie vom Winkelmaß beginnend über den Sarg zum Zirkel zu schreiten ist.

Vorlage zu einem Arbeitsteppich für die Lehrlings- und Gesellenloge, 1785 Pinsel und Feder auf Papier; Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin
Vorlage zu einem Arbeitsteppich für die Lehrlings- und Gesellenloge, 1785 Pinsel und Feder auf Papier; Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin © Stiftung Schloss Friedenstein Gotha, Foto: Lutz Ebhardt

Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft der Großen National-Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln“ zu Berlin. Wissenschaftlicher Kooperationspartner ist das Forschungszentrum Gotha der Universität Erfurt. So konnte Kuratorin Uta Wallenstein bei der Entwicklung der Ausstellung eng mit den Wissenschaftlern des Forschungszentrums kooperieren, die nicht nur ihre wissenschaftliche Expertise einbrachten, sondern die Ausstellung auch mit Ideen zu Exponaten und Veranstaltungsformaten bereicherten. Die Ausstellung zeigt damit die aktuellsten Forschungsergebnisse.

Die Sonderausstellung läuft bis zum 15. Oktober 2023. Anlass der Ausstellung ist das 300. Editionsjubiläum der 1723 erschienenen „Constitutions of the Free-Masons“ von James Anderson, ein für die Freimaurerei bis in die heutige Zeit wesentliches Werk.

Besucher entdecken die Ausstellungsexponate.
Besucher entdecken die Ausstellungsexponate. © Foto: Stiftung Schloss Friedenstein, Lutz Ebhardt

Katalog und Programm

Das Programm zur Ausstellung finden Sie hier.

Anmeldung für Führungen: Tel. 03621 8234-200 oder 0

Der Katalog (368 S.) gibt umfangreiche Einblicke in das Logenleben der Freimaurer und in den Illuminatenorden in der Residenzstadt Gotha während der Regentschaft Ernsts II. von Sachsen-Gotha-Altenburg. Ein spezieller Themenabschnitt des Katalogs widmet sich dieser spirituellen Ägyptenbegeisterung, die auch in Gotha ihre Spuren hinterließ. Jetzt vorbestellen!

Die Ausstellung wird von einem breiten Veranstaltungsprogramm mit vielen

  • Sonderführungen,
  • Vorträgen und
  • museumspädagogischen Angeboten begleitet.

Öffnungszeiten und Eintritt

Ausstellungzeitraum: Sonntag, 23.04. bis Sonntag, 15.10.2023

Veranstaltunsgort: Herzogliches Museum Gotha (NEU: Virtueller Rundgang durch das Herzogliche Museum)

Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10 – 17 Uhr (an Feiertagen geöffnet)

  • 8 Euro (ermäßigt 4 Euro)
  • Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre haben regulär freien Eintritt.

Kontakt

Stiftung Schloss Friedenstein Gotha
Schlossplatz 1
99867 Gotha

Telefon: 03621 8234-0

E-Mail: [email protected]

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