Sperbereulen sind Frühstarter

Die dünnen Hälschen scheinen die Köpfe kaum halten zu können, wenn sich die Sperbereulenküken dem Futter entgegenrecken. Und auch sonst lassen die wackligen Bewegungen der wenige Tage alten Jungvögel kaum ahnen, dass sie in einigen Wochen „richtige“ Eulen sein werden.
„Ihre Mutter hat in diesem Jahr insgesamt zehn Eier gelegt“, sagt Kerstin Kunadt, Leiterin des Vogelreviers im Zoo Dresden. „Sechs davon waren befruchtet, und die Jungen schlüpften nacheinander.“ Weil der Platz im Nest nicht für alle gereicht hätte, hat sich der Zoo für die Handaufzucht der beiden Jüngsten entschieden. „Eine Fehlprägung auf den Menschen entwickelt sich bei dieser Art kaum“, weiß Kunadt aus Erfahrung. Mit den Vorbereitungen für die Brut hat das Sperbereulenpaar schon im Februar begonnen – was die aus nördlichen Nadelwäldern stammenden Vögel zu den Frühstartern unter den gefiederten Zoobewohnern macht. „Das Weibchen muss vom ersten Ei an auf dem Gelege sitzen bleiben“, sagt die Revierleiterin. „In der Natur wird es, ebenso wie später die Jungen, vom Männchen mit Futter versorgt.“ Die Brutzeit beträgt etwa einen Monat; völlig selbstständig sind junge Sperbereulen aber erst im Herbst.

Früh dran sind in dieser Saison auch die markanten Kahlkopfibisse, die erst seit wenigen Jahren im Zoo gehalten werden und bisher keinen Nachwuchs hatten. „In der früheren großen Ibis-Anlage war es ihnen wohl zu unruhig“, vermutet Kerstin Kunadt. „Jetzt leben sie mit den Rotschwingenstaren zusammen, die ebenfalls Anstalten zum Brüten machen.“ Zwei der drei Kahlkopfibis-Weibchen sitzen derzeit auf ihren Nestern: eins in der Felsnische, eins in der Nisthilfe auf dem Baum. „In der Natur wechseln sich die Partner, die einander oft über Jahre treu bleiben, beim Brüten ab. Doch das lässt sich hier nicht sicher beobachten, weil die Geschlechter aus der Ferne schwer zu unterscheiden sind.“
Noch nicht sicher ist auch, ob die Eier tatsächlich befruchtet sind. Wenn sich nach der rund einmonatigen Brutzeit Jungvögel zeigen würden, wäre das ein großer Erfolg für den Zoo Dresden. Schließlich gehört der aus dem südlichen Afrika stammende Kahlkopfibis – auch Kahlkopfrapp genannt – zu den gefährdeten Arten und ist nur in wenigen europäischen Zoos zu sehen.

Voller Hoffnung schauen die Tierpfleger derzeit auch auf die Anlage der Rosapelikane. Denn auch dort sitzen mindestens zwei Weibchen auf ihren Nestern, und auch dort könnte vielleicht erstmals die Zucht gelingen. „Pelikane, früher sogar verschiedene Arten, werden seit Jahrzehnten in Dresden gehalten“, sagt die Revierleiterin. „Aber bisher waren die Brutbedingungen wohl nicht optimal.“ Nach Neugestaltung der Anlage hätten die großen, attraktiven Vögel bereits in den beiden Vorjahren „Versuche unternommen“. „Aber nie sah es so gut aus wie diesmal.“
Rosapelikane sind in südlicheren Gefilden weit verbreitet; die Paare teilen sich das Brüten und die Betreuung der Jungen. „Um unsere Brutpaare nicht zu stören, schauen wir jetzt nicht mehr in den Nestern nach“, so Kerstin Kunadt. „Aber wir passen die Fütterung an und geben häufiger und kleinere Portionen Fisch.“

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