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Vorsorge erhöht Chancen auf Heilung

Vielfach wird Krebs nicht erkannt, bevor er Beschwerden macht. Deshalb sollten Männer und Frauen Vorsorge-Untersuchungen nutzen, rät der Urologe.

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Dr. med. Andreas Lammert ist Chefarzt der Urologie und Ärztlicher Direktor des Krankenhauses St. Carolus
Dr. med. Andreas Lammert ist Chefarzt der Urologie und Ärztlicher Direktor des Krankenhauses St. Carolus © Stephanie Hänsch

Während die meisten Frauen Vorsorgeuntersuchungen ernst nehmen, ist das bei Männern nicht unbedingt der Fall. Wie aus der Statistik des Robert-Koch-Instituts hervorgeht, fallen über 40 Prozent der Krebserkrankungen beim Mann in das urologische Fachgebiet. Mit 25 Prozent ist der Prostatakrebs dabei die häufigste Krebsart bei Männern, vergleichbar mit dem Brustkrebs bei Frauen (32 Prozent).
Die Vorsorge erhöht die Chancen auf Heilung, rät der Urologe Dr. Andreas Lammert. Der Chefarzt am St. Carolus Krankenhaus Görlitz weiß aus langjähriger Erfahrung, während Karzinome immer besser diagnostiziert werden, haben sie eines gemeinsam, sie wachsen oft im Stillen.

Die Diagnose Krebs ist für Betroffene erstmal ein Schock. Wird der Krebs rechtzeitig erkannt, sind die Aussichten auf eine erfolgreiche Therapie dennoch deutlich besser. Genau dort sieht Chefarzt Lammert die wichtigste Aufgabe der Krebsvorsorge.
Beim „SZ-Gesundheitsforum“ im Malteser Krankenhaus St. Carolus erklärte er den Zuhörern wie das geht. „Prävention und Früherkennung sind wichtige Faktoren, um einer möglichen Krebserkrankung an Prostata, Niere oder Blase aktiv zu begegnen. Durch bessere Möglichkeiten der Erkennung und Behandlung können mehr als die Hälfte aller Krebsfälle inzwischen geheilt werden.“ Die Weltgesundheitsorganisation WHO geht davon aus, dass sich weltweit 30 bis 50% aller Krebsfälle durch Vorbeugung verhindern ließen.

Schätzungen des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) zufolge sind in Deutschland mindestens 37% aller Krebsneuerkrankungsfälle durch vermeidbare oder zumindest beeinflussbare Risikofaktoren erklärbar

Prävention und Vorsorge

Ziel der Prävention ist es, Krankheiten gar nicht erst entstehen zu lassen. Dabei kann Prävention bereits bedeuten, den eigenen Lebensstil kritisch unter die Lupe zu nehmen. So sind Übergewicht und fehlende körperliche Bewegung Faktoren, die die Entstehung von Karzinomen mit verursachen können, ebenso das Rauchen. Ein Viertel bis ein Drittel aller Krebstodesfälle sind auf das Zigarettenrauchen zurückzuführen. Bei Blasenkrebs sind Rauchen und Passivrauchen eindeutige Faktoren für die Entstehung, auch, wenn die Raucherzeit Jahrzehnte zurückliegt. Ein weniger genau abschätzbarer Wert wird mit Übergewicht und Bewegungsmangel in Zusammenhang gebracht. Unter den ernährungsabhängigen Faktoren spielt laut einer Untersuchung des Robert-Koch-Instituts außerdem ein zu geringer Anteil an Obst und Gemüse in der Ernährung sowie regelmäßiger Alkoholkonsum eine vermutlich weit wichtigere Rolle als etwa Schadstoffe oder Verunreinigungen in Lebensmitteln (RKI, 2011).

Chefarzt Dr. med. Andreas Lammert bei der Telefonsprechstunde
Chefarzt Dr. med. Andreas Lammert bei der Telefonsprechstunde © Stephanie Hänsch

Vorsorge bedeutet achtsamen Umgang mit der eigenen Gesundheit

Eine sinnvolle Prävention ist jedoch nur bei einem Teil der Tumoren möglich, da nicht für alle Krebserkrankungen die Entstehungsgeschichte sicher geklärt ist. Vorsorgeuntersuchungen der Krebsfrüherkennung spielen daher eine umso wichtigere Rolle. Ab 35 Jahren geht es darum los mit der Vorsorge für die Männer, Frauen beginnen oft schon in jüngeren Jahren. Zu den bekanntesten Vorsorgetests die auch von den Kassen bezahlt werden, zählt die Ganzkörperuntersuchung mit Haut-Screening ab dem 35. Lebensjahr, das Abtasten der Prostata ab 45 Jahren und die Darmkrebserkennung ab 50 Jahre. Ab dem 55. Lebensjahr wird einmal in 10 Jahren eine Darmspiegelung durch die Kassen erstattet. Oftmals scheuen sich gerade Männer vor dem Gang zum Arzt. Mit einem Anruf ist oft schon der erste Schritt getan. Jeder Facharzt, speziell auch jeder Urologe erklärt sich dafür zuständig.

An Hodenkrebs erkranken schon 25- bis 45-Jährige. Er ist in der Altersgruppe der häufigste bösartige Tumor. Seit keine Wehrpflichtigen mehr gemustert werden, sehen Fachleute eine Versorgungslücke bei 18- bis 35-jährigen Männern. Nicht nur deshalb ist der frühe Gang zum Urologen sinnvoll.

Die Heilungschancen sind mit 98 Prozent sehr hoch. Durch regelmäßiges Selbstabtasten kann Hodentumor festgestellt werden. „Das ist besonders wichtig, wenn man als Kind einen Leistenhoden gehabt hat“, erklärt Dr. Lammert. Belegt ist, dass eine frühe Diagnose mit einem niedrigen Erkrankungsstadium und einer besseren Prognose korreliert.

Vorsorge bei Prostatakrebs

Bei der innenliegenden Prostata ist das eigene Abtasten nicht möglich und wird durch einen Arzt durchgeführt. Gutartige Vergrößerungen der Prostata gelten mittlerweile als Volkskrankheit oder Alterskrankheit, denn fast jeder zweite Mann über 60 Jahre ist davon betroffen. Knoten in der Prostata hingegen bedeuten oft Krebs. Diese können auch bei jüngeren Männern auftauchen. Prostatakarzinome neigen zur Bildung von Metastasen in den Lymphknoten, Knochen und inneren Organen. Dass die Zahl der Todesfälle durch Prostatakrebs in den letzten Jahren zurückgegangen ist, liegt an den erweiterten Methoden der Vorsorge. Dazu zählt neben der Tastuntersuchung der Prostata der PSA-Bluttest. „Wir Urologen schätzen den PSA-Wert als wichtigen Teil der Diagnostik“, sagt Chefarzt Dr. Lammert.
Der Test ist keine Kassenleistung. Die Messung des PSA-Wert kostet 20-30 EUR. Der Urologe rät zur jährlichen Testung durch einen Facharzt, da dieser die Grenzwerte kennt und die Ergebnisse patientenbezogen interpretieren kann. Ergeben das Abtasten und ein erhöhter PSA-Werten einen Verdacht, bringt die Biopsie mehr Klarheit. Dabei werden aus der Prostata zehn bis zwölf Gewebeproben entnommen. Mit der Unterstützung von Ultraschall und Magnetresonanztomographie gelingt es, punktgenau die Proben zu entnehmen. Die Fachärzte entscheiden dann die weitere Therapie, die eine Operation, Bestrahlung, Chemotherapie oder aktive Überwachung einschließen. Bei letzterem wird der Tumor beobachtet.

Vorsorge bei Blasen- und Nierenkrebs

Hoden- und Prostatakrebs kann ertastet werden, während Nierenzellkarzinome bis zu einer Größe von 5 cm oft meist keine Beschwerden verursachen. Dieser Krebs wächst im Stillen und wird in zwei Drittel der Fälle eher zufällig entdeckt. Wenn Nierentumore Beschwerden verursachen, dann deshalb, weil sie in die Umgebung einwachsen und sich somit im fortgeschrittenen Stadium befinden.

Eine komplette Heilung ist dann seltener möglich. Die Neuerkrankungsrate steigt seit 30 Jahren global um jährlich drei Prozent und gleichzeitig steigt der Anteil kleinerer Nierentumore.

Für die Früherkennung rät Dr. Lammert zur Ultraschalluntersuchung als gefahrlose und nebenwirkungsfreie Methode für Patienten. Im Zweifelsfall wird zusätzlich ein CT oder MRT durchgeführt. Zur Früherkennung bei Harnblasenkrebs zählen Ultraschall und Urinproben. Blut im Urin ist ein wichtiger Indikator, dass ein Problem vorliegen kann. Die Harnblasenspiegelung bringt dabei Klarheit. Polypen können sofort abgetragen und pathologisch untersucht werden.

Vorsorge heißt auch Vertrauen in die Klinik

St. Carolus Krankenhaus Görlitz
St. Carolus Krankenhaus Görlitz

Patienten lassen sich gern von Klinik-Rankings leiten, die besonders große Kliniken in den Fokus rücken. Dabei wird suggeriert, dass große Untersuchungsmengen zu mehr Kompetenz führen. Eine auffallend hohe Anzahl durchgeführter Untersuchungen pro Klinik ist jedoch nicht immer ausschlaggebend für die Qualität, so Chefarzt Lammert. Große Kliniken führen eine größere Anzahl verschiedener Operationen durch - jedoch auch mit größeren Teams. Das lässt nicht immer Rückschlüsse darauf zu, wie häufig ein einzelner Arzt einen bestimmten Eingriff ausgeführt hat. Der Vorteil kleinerer Kliniken, wie dem St. Carolus, wo der Chefarzt ebenfalls viele Eingriffe durchführt, sind beständige kleinere Teams, die über eine hohe Kompetenz in den Untersuchungen und Behandlungen verfügen.

Vorsicht vor verschleppter Vorsorge

Die Corona-Pandemie hat sich auf die Gesundheit vieler Menschen ungünstig ausgewirkt. Viele Patienten sind aus Sorge vor Ansteckung gar nicht erst zum Arzt gegangen. Aufgrund des Lockdowns wurden Arzttermine abgesagt und wichtige Untersuchungen nicht wahrgenommen. Trotzdem ist es im Carolus-Krankenhaus gelungen, alle ankommenden Notfälle zu behandeln und alle dringlichen Eingriffe, wie z. B. Krebsoperationen, durchzuführen.

Chefarzt Dr. Lammert, Ärztlicher Direktor im St. Carolus Krankenhaus rät: „Suchen Sie daher bei Beschwerden zeitnah Ihren Arzt auf und schieben Sie es nicht mehr heraus. Werden Sie beim Hausarzt oder beim Facharzt vorstellig, damit beurteilt werden kann, wie dringlich Ihre Behandlung bzw. der

SZ-Gesundheitsforum im Carolus Krankenhaus

Die beliebte Vortragsreihe „SZ-Gesundheitsforum“ im St. Carolus Krankenhaus konnte coronabedingt in diesem Jahr nicht regelmäßig stattfinden. Für das kommende Jahr plant das Krankenhaus wieder ein umfangreiches Programm über Vorsorge und Behandlung in den Fachbereichen des Akutkrankenhauses.

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