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Apfelernte süß-sauer

Noch nie ist die Ernte so unterschiedlich ausgefallen. Trotzdem bekommen Selbstpflücker eine Chance.

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© Dirk Zschiedrich

Von Anja Weber

Stolpen/Pirna. Rot und saftig liegt der Boskoop in den grünen Kisten auf dem Obsthof Menzel. Steffen Menzel betreibt in dem Stolpener Ortsteil Langenwolmsdorf schon seit 1991 das Unternehmen. Doch er kann sich nicht daran erinnern, dass die Ernte schon einmal so schlecht ausgefallen ist wie in diesem Jahr. Das hat mit den Kirschen angefangen, ging weiter mit den Äpfeln, und zu spüren ist es auch bei den Birnen. Schuld ist der Blütenfrost im Frühjahr. Es waren nicht nur die eisigen Temperaturen, sondern vor allem auch der Wind, der über Menzels Obstbäume pfiff. Viele Blüten starben ab oder blieben unbefruchtet. Die Auswirkungen bekommt der Obstbauer jetzt deutlich zu spüren. An manchen Bäumen kann er die Äpfel an einer Hand abzählen. Vor allem bei den Sorten Topaz und Pinova sind die Schäden zu spüren.

Die sonst vollen Kisten im Verkaufsladen in Langenwolmsdorf sind nur halb gefüllt. Die Sorten Wellant und Elstar gehen derzeit über die Ladentheke. Und die Kisten mit dem Boskoop stehen schon für den Verkauf bereit. Fast liebevoll streicht Steffen Menzel über die Äpfel. „Wir haben zwar nicht viele, dafür sind die wenigen wunderschön, sehr süß und knackig“, sagt der Obstbauer. Der Boskoop zum Beispiel ist sonst grün. Die kühlen Nachttemperaturen sorgen jetzt für die schöne rote Farbe. Nächste Woche wird der Jonagold geerntet, danach der Golden Delicious.

Und dann ist auch schon fast Schluss, weil die Bäume leer sind. Damit heißt es für die Erntehelfer in diesem Jahr früher als sonst Abschied zu nehmen. Auch der Apfelverkauf wird sich nicht lange hinziehen. Steffen Menzel glaubt nicht, dass er noch viele Äpfel über den Winter einlagern muss. „Ich bin froh, wenn die bis Weihnachten reichen.“ Die Preise hält er konstant. „Ich kann wegen der schlechten Ernte doch jetzt nicht die Preise anheben. Das kann ich den Leuten nicht antun.“, sagt er. Wer auf dem Obsthof Menzel kauft, bezahlt pro Kilo einen Euro.

Außerdem gibt es noch Pflaumen und Birnen aus dem eigenen Anbau. Letztere aber ebenfalls nur in begrenzten Mengen, da auch hier der Frost für tüchtige Ernteausfälle gesorgt hat.

Nur knapp 15 Kilometer Luftlinie südwestlich, bei den Apfelbauern in Pirna-Krietzschwitz, sieht das ganz anders aus. In der Obstscheune sind die Kisten bis obenhin gefüllt. Immer neue rollen in das Lager. Frank Schiebel, der Chef, weiß von der schlechten Ernte seiner Kollegen andernorts. „Aber wir haben richtig Glück gehabt. Es gab keinen Blütenfrost. Deshalb ist die Ernte gut und ebenso die Qualität“, sagt er. Neun Sorten werden in der Obstscheune angeboten. Mehr Platz sei auch nicht. Das Kilo Äpfel kostet hier 1,50 Euro. Der Renner sei vor allem die Sorte Carola, weil diese sehr saftig sei. Die Ernte laufe nach Plan. Die Ware kommt entweder auf den Ladentisch, ins Kühlhaus oder in die Kelterei nach Rottwerndorf. Neben Äpfeln gibt es derzeit noch Pflaumen und Birnen.

Offenbar haben die Obstbauern in Pirna-Krietzschwitz im Frühjahr tatsächlich eine seltene warme Luftströmung erfahren. Denn generell beklagt der Verband der sächsischen Obstbauern das Erntejahr. Nach einer guten Ernte 2016 erwarten die Obstbauern dieses Jahr nur 67 200 Tonnen Äpfel – das sind rund 24 300 Tonnen weniger als im Vorjahr.

Selbstpflücke: Becks Obsthof GbR, Lockwitzer Straße 15, Dohna-Borthen, Freitag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr; Obstbau Ebenheit, Plantagen an der B 172, Pirna-Sonnenstein, Freitag bis Sonntag von 9 bis 18 Uhr. (Auswahl)