Bischofswerda
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Apotheken reagieren auf Lieferengpass

Desinfektionsmittel für die Hände sind jetzt besonders gefragt. Pharmazeuten in Bischofswerda und Neukirch machen deshalb zusätzliche Angebote.

Von Ingolf Reinsch
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Cordula Grüber (links) und Susann Riedel zeigen einige der Flaschen mit dem Hand-Desinfektionsmittel, das in der Sonnen-Apotheke Bischofswerda hergestellt wird.
Cordula Grüber (links) und Susann Riedel zeigen einige der Flaschen mit dem Hand-Desinfektionsmittel, das in der Sonnen-Apotheke Bischofswerda hergestellt wird. © Steffen Unger

Bischofswerda. Selbst ist die Frau. Angesichts leerer Regale bei Hand-Desinfektionsmitteln, die man seit Tagen deutschlandweit sieht,  stellen Cordula Grüber, Inhaberin der Sonnen-Apotheke in Bischofswerda, und ihre Mitarbeiterin Susann Riedel  diese Mittel jetzt selbst her. 180 Flaschen mit einem Fassungsvermögen von 100 Millilitern und weitere 90 mit 500 Milliliter Inhalt  füllte Susann Riedel zu Beginn dieser Woche ab. Das Desinfektionsmittel gehe weg wie warme Semmeln, berichtet sie.

Apotheker bekommen mehr Kompetenzen

Auch in den beiden Neukircher Apotheken gibt es jetzt dieses Angebot. "Vorausgesetzt, wir bekommen die Ausgangsstoffe",  sagt Andreas Keller, Inhaber der Adler-Apotheke. Das sei gar nicht so leicht, stellte er schon fest. Deswegen werde er Hand-Desinfektionsmittel nur in kleineren Mengen auf Bestellung an die Kunden abgeben. Dr. Petra Glathe, Inhaberin der Valtenberg-Apotheke, machte einen weiteren Engpass aus: Es sei nicht einfach, die erforderliche Anzahl  an Flaschen zu bekommen, sagt sie. Bisher habe sie auf die Bestände zurückgreifen können. Nachdem die nun aufgebraucht sind, wird auch sie das Desinfektionsmittel selbst herstellen.  

Erst seit einigen Tagen dürfen Apotheker in Deutschland das tun. Damit wird auf den Lieferengpass infolge der Ausbreitung des Coronavirus reagiert. Dies hat die Bundesstelle für Chemikalien entschieden und eine sogenannte Allgemeinverfügung erlassen. Darin wird ausgeführt, dass infolge der Verbreitung des Coronavirus in Deutschland verstärkt Desinfektionsmittel für Hände nachgefragt werden, diese jedoch praktisch nicht mehr erhältlich sind. Der Bedarf ergebe sich aus der eingetretenen Knappheit und dem wachsenden Erfordernis, der Ausbreitung von Infektionen mit dem neuen Virus – auch durch das Präventionsverhalten der breiten Bevölkerung – entgegenzutreten.

Verkauf hinter Glasscheibe oder an der Tür

Für die Kunden ist in den Apotheken jetzt vieles anders als gewohnt. Cordula Grüber hat am Eingang der Sonnen-Apotheke einen Spender aufgestellt,  an dem jeder, der das Offizin betritt, gebeten wird, seine Hände zu desinfizieren. Gelbe Markierungen auf dem Fußboden  im Abstand von einem  Meter zeigen, wo Kunden warten sollen. Bedient wird hinter Plexiglasscheiben, die auf den Tischen aufgestellt wurden. So sollen Kunden und Beschäftigte gleichermaßen geschützt werden.  

Rainer Klotsche, Inhaber Stadt-Apotheke in Bischofswerda, ließ zu Wochenbeginn ebenfalls Plexiglasscheiben aufbauen. In der Adler-Apotheke Neukirch werden sie bis zum Wochenende installiert. Petra Glathe geht in ihrer Valtenberg-Apotheke noch einen Schritt weiter und verkauft seit Montag nur noch an der Notdienstklappe und den Türen. "Jeder bekommt die Medikamente, die er braucht, ohne das Offizin betreten zu müssen", sagt sie. So  könne das Ansteckungsrisiko von Patienten, die mit dem Coronavirus infiziert  sind, und Kunden, die turnusmäßig ihre Arznei holen, erheblich reduziert werden. "Die meisten Kunden haben Verständnis, wenn man es ihnen erklärt", sagt die Apothekerin.  

Aus Sicht von Experten ist die eigentliche Infektionswelle erst noch am Anrollen. "Wir müssen jetzt die Strukturen schaffen, so lange wir dafür noch Zeit haben", sagt Petra Glathe. Wenn die Welle ankommt, sollten die Abläufe eingespielt sein. Da  sei es gut, wenn sich die Menschen an die Ausnahmesituation schon jetzt gewöhnen können. 

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