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Der neue Weg zum Job

Ein Klick und schon bestellt – ganz so einfach funktioniert Rekrutierung noch nicht. Aber Online-Bewerbungen und virtuelle Jobbörsen sind längst keine Zukunftsfantasien mehr. Die Interview Days der Stellen-Plattform Indeed zeigen, wie es gehen kann – jüngst auch in Sachsen.

Von Annett Kschieschan
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Auf Distanz und doch persönlich: Virtuelle Bewerbungsgespräche machen vieles einfacher – für Bewerber und Unternehmen gleichermaßen.
Auf Distanz und doch persönlich: Virtuelle Bewerbungsgespräche machen vieles einfacher – für Bewerber und Unternehmen gleichermaßen. © AdobeStock

Wer schon einmal auf Jobsuche war, kennt das Prozedere: Bewerbungsunterlagen aktuell halten, ausdrucken, verschicken, auf Antwort warten, dann vielleicht einen direkten Termin vereinbaren, mit Auto oder Zug durchs halbe Land fahren, um vor Ort im Zweifel schnell zu merken: Das passt nicht. Das schlägt nicht nur auf die Motivation, es ist auch zeitaufwendig, teuer und wenig nachhaltig.

Das ist schon länger kein Geheimnis mehr, ernstzunehmende Alternativen haben sich aber erst seit Beginn der Corona-Pandemie etabliert. Die Job-Plattform Indeed gehört zu den Vorreitern, wenn es um virtuelle Rekrutierungsmöglichkeiten in Deutschland geht. Vor wenigen Tagen machten die Indeed-Interview Days erstmals Sachsen Station, konkret in Leipzig.

Das Prinzip ist schnell erklärt: Wer einen neuen Job in Leipzig oder der Region sucht, bucht sich auf der eigens eingerichteten Internetseite einen Gesprächstermin mit dem Wunsch-Unternehmen. Ganz ohne aufwendige Bewerbungsunterlagen geht es zum virtuellen Beschnuppern. Danach ist schnell klar, ob es für beide Seiten passen könnte mit dem neuen Job. 300 solche Interviews gab es am Ende in Leipzig, hundert Bewerberinnen und Bewerber schafften es damit direkt in die nächste Runde bei der jeweiligen Firma. Das sei ein guter Schnitt, betont Frank Hensgens, Geschäftsführer von Indeed Deutschland. Zuvor hatten die Interview Days bereits in Düsseldorf, Frankfurt/Main und Berlin Station gemacht. „Natürlich leben etwa in Berlin mehr Menschen, was die Resonanz in absoluten Zahlen erhöht. Gemessen an der Bevölkerungszahl in Leipzig und dem Umland entspricht das Ergebnis aber dem der anderen Städte“, so Frank Hensgens.

Ein paar Unterschiede gibt es dennoch. So werden inzwischen zwar in nahezu allen Branchen neue Mitarbeiter gesucht. In Sachsen ist neben dem IT- und Software-Bereich und dem Gesundheitssektor aber vor allem auch das Handwerk betroffen.Das verwundert nicht. Sachsen verfügt nach Angaben des Wirtschaftsministeriums über die höchste Unternehmensdichte im Handwerk und über die zweithöchste Beschäftigtendichte bundesweit. Jeder siebte Erwerbstätige zwischen Neiße und Pleiße arbeitet im Handwerk. Und auch hier fehlt dringend Nachwuchs. Für Frank Hensgens steht fest: „Die Unternehmen, auch die kleinen, müssen umdenken.“ Der in den späten 90er-Jahren von der Unternehmensberatung McKinsey & Company geprägte Slogan vom War for Talents, also dem Kampf um die Besten der Besten, sei heute eher ein generelles Ringen um Arbeitskräfte, auch ohne das altbekannte „Fach“ davor.

Besser, schneller nachhaltiger

Denn längst fehlen nicht nur Experten, sondern auch Bewerber für sogenannte einfache Jobs. Die Engpässe an den deutschen Flughäfen zeigen das aktuell sehr plastisch. Während dafür nun fast hektisch Arbeitskräfte aus dem Ausland angeworben werden, tut man sich hierzulande sonst oft noch schwer mit dem Blick über Grenzen. „Dabei sind die Prognosen eindeutig. Ohne Arbeitskräfte aus dem Ausland ist Wirtschaftswachstum in Deutschland nicht haltbar“, so Frank Hensgens. Und ohne New Work, also eine moderne Definition von Arbeit, werde es ebenfalls nicht gehen. Schon jetzt sei etwa das Angebot, im Homeoffice zu arbeiten, für viele Bewerberinnen und Bewerber ein ausschlaggebendes Kriterium. „Unternehmen müssen das erkennen und dort, wo es inhaltlich und technisch möglich ist, auch entsprechende Angebote schaffen“, so der Indeed-Geschäftsführer. Die Option, von zu Hause zu arbeiten, könne Jobs hierzulande auch attraktiv für ausländische Bewerber machen, die für die neue Stelle nicht gleich ihren Lebensmittelpunkt verlegen wollen.

Dass das Thema Rekrutierung inzwischen als entscheidender Faktor für die Zukunftsfähigkeit ganzer Branchen gilt, wird zunehmend auch in hiesigen Chefetagen erkannt. Das zeigt nicht zuletzt die Resonanz auf Initiativen wie die Interview-Days, die auch für viele Firmen noch eine neue Erfahrung sind. Man sehe heute ganz klar die Vorteile virtueller Bewerbungsformate, sagt etwa Melissa Thal, Recruiting Specialist bei dem Sicherheitsunternehmen Securitas, das bei der Leipziger Runde mit am Start war. „Wir suchen eigentlich immer neue Mitarbeiter. Bei den Interviews können wir zwangloser mit Interessenten ins Gespräch kommen, uns vorstellen und die Bewerber kennenlernen“, sagt sie. Oft sei etwa die Bandbreite der Jobmöglichkeiten im Unternehmen nicht bekannt. „Das reicht vom klassischen Objektschutz bis zum Empfang oder der Betreuung internationaler Kunden“, so Melissa Thal. Die Resonanz in Leipzig sei sehr positiv gewesen, die Chance auf Zuwachs im Unternehmen entsprechend groß.

Virtuelle Bewerbungsformate sind effektiver, kostengünstiger und nachhaltiger als klassische Bewerbungsrunden“, sagt Indeed-Geschäftsführer Frank Hensgens. Die moderne Form der Rekrutierung zudem potenziell „gerechter und demokratischer“.
Virtuelle Bewerbungsformate sind effektiver, kostengünstiger und nachhaltiger als klassische Bewerbungsrunden“, sagt Indeed-Geschäftsführer Frank Hensgens. Die moderne Form der Rekrutierung zudem potenziell „gerechter und demokratischer“. © Indeed/@SimonThon

Die Interview Days werden weitergehen – noch dieses Jahr in München, Köln, Hamburg und Stuttgart – aber auch generell. „Diese Art der Rekrutierung wird immer wichtiger werden“, ist sich Frank Hensgens sicher.

Homeoffice, Hybrid-Modelle, flexible Arbeitszeiten, Co-Working, Workation und eben auch virtuelle Jobbörsen – die Arbeitswelt von morgen gibt es auch heute schon. Wer auch künftig attraktiv für neue Mitarbeiter sein will, tut gut daran, sie aktiv mitzugestalten.

Die Stellen-Plattform Indeed wurde 2004 in den USA gegründet, sie ist heute in mehr als 60 Ländern vertreten.

Die deutsche Niederlassung hat ihren Sitz in Düsseldorf.

Allein aus Sachsen gehen aktuell 50.000 neue Stellenangebote pro Monat auf Indeed online.

Der Freistaat steht derzeit damit für 5 Prozent aller Stellen auf der Plattform.

Die meisten freien Stellen gibt es in den Bereichen Handwerk, Produktion&Fertigung, Einzelhandel, Gesundheitspflege, Büro/Verwaltung und Vertrieb.

Die größte Wachstumsrate hat der Gesundheitsbereich mit einem Zuwachs von 280 Prozent.

Mittlerweile ist mehr als jede zehnte Stellenanzeige bundesweit mit Homeoffice-Option versehen.

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