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Finanzprofis dringend gesucht

Nachdem die Zahl der Stellenausschreibungen zuletzt konjunkturbedingt etwas gesunken war, steigt die Nachfrage nach Personal nun wieder. Vor allem im technischen und im Finanzbereich werden Spezialisten gebraucht. Doch die sind nach wie vor knapp.

Von Annett Kschieschan
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Auf dem Weg nach oben: Personalentwicklung ist einer der Wachstumsbereiche auf dem Stellenmarkt. Das hat auch damit zu tun, dass neue Fachkräfte schwer zu finden sind.
Auf dem Weg nach oben: Personalentwicklung ist einer der Wachstumsbereiche auf dem Stellenmarkt. Das hat auch damit zu tun, dass neue Fachkräfte schwer zu finden sind. © AdobeStock

Gehen oder bleiben? Wer einen gefragten Job hat, steht jetzt vor dieser Frage, denn Experten werden in vielen Bereichen sachsen- und deutschlandweit sowie auch international gesucht. Das Personalkarussell dreht sich wieder schneller, nachdem es noch im Winter konjunkturbedingt etwas an Schwung verloren hatte. Inzwischen weist zum Beispiel der Fachkräfteindex des internationalen Personaldienstleisters Hays einen Anstieg um 24 Prozentpunkte im Vergleich zum Jahresende 2022 aus. Wie schon vor dem leichten Knick in der Nachfrage haben vor allem Finanzexperten derzeit sehr gute Karten auf dem Stellenmarkt.„Mit einer Gesamtanzahl von knapp 34.000 ausgeschriebenen Stellen verzeichnet der Index nicht nur ein neues Allzeithoch im Bereich Finance. Mit einem Zuwachs von 36 Prozentpunkten erfahren die Finanz-Fachkräfte zudem den größten Nachfrageschub innerhalb aller in Q1 untersuchten Berufsgruppen“, so die Analyse der Hays-Experten.

Der Fokus auf das Thema Finanzen ist demnach eine Folge des gestiegenen Kostenbewusstseins in vielen Unternehmen. Wer sparen will oder muss, braucht Spezialisten, die wissen, wie man das am besten anstellt. Besonders dringend werden dementsprechend Wirtschaftsprüfer, Controller und Finanzberater gesucht. Sie können sich derzeit ihren Wunsch-Arbeitgeber aussuchen.

IT-Sicherheit bleibt im Fokus

Aber auch, wer eine technische Laufbahn eingeschlagen hat, gehört aktuell zu den gefragtesten Fachkräften. Im Hays-Index stieg die Zahl der Stellenausschreibungen für Ingenieure im 1. Quartal 2023 mit 48.500 absolut ausgeschriebenen Jobs auf neue Höchstwerte. Vor allem Automatisierungs- beziehungsweise Planungsingenieure sind gefragt. „Das verarbeitende Gewerbe macht sich aktuell daran, die aus den letzten Quartalen aufgestauten Auftragsbestände abzuarbeiten. Hier werden vor allem Fachleute für die Planung und Automatisierung gesucht“, so René Gruner, Bereichsleiter Digital Technology and Engineering bei Hays.

Und wie sieht es in der IT-Branche aus? Nachdem der Fachkräftemangel hier schon seit Jahren thematisiert wird, sank die Nachfrage nach Experten im vergangenen Jahr erstmals seit langer Zeit. Davon ist nach einem Blick auf die aktuellen Zahlen kaum noch etwas zu spüren. Mit einem Zuwachs von 30 Prozentpunkten werden wieder deutlich mehr Stellen ausgeschrieben – und das in fast allen Bereichen, wobei IT-Sicherheitsexperten noch immer ganz besonders gefragt sind. Kein Wunder, steigt doch die Zahl der Hackerangriffe weiter an. Der Branchenverband Bitkom verweist darauf, dass nur etwa jeder zweite deutsche Betrieb ein Notfallkonzept für den Ernstfall hat. Immerhin steigt das Bewusstsein für die potenziellen Gefahren aus dem Netz, sodass die IT-Abteilungen vielfach personell aufgestockt werden. Weil aber auch die Anforderungen im Bereich IT-Sicherheit weiter steigen, werden oft gleich mehrere Stellen auf einmal besetzt. Das sei einer der Gründe, warum IT-ler dauerhaft gefragt sind, so Andreas Sauer, Bereichsleiter Technology bei Hays. Im Gegensatz dazu hat sich die Nachfrage nach Experten in den Life Sciences – also in den Biowissenschaften und der Medizin – inzwischen auf einem niedrigeren Niveau eingepegelt. Zu Hoch-Zeiten der Pandemie war der Bedarf hier nahezu sprunghaft angestiegen.

Personalentwickler stärker gefragt

Personal- und Talentmanager werden dagegen nach einem kleinen Einbruch wieder verstärkt gesucht. Das liegt natürlich auch daran, dass in verschiedenen anderen Bereichen wieder intensiver rekrutiert wird. Der „war for talents“, der Kampf um die besten Bewerber, ist nur mit geschultem Personal zu gewinnen. Wo das nicht gelingt, rückt zunehmend die Weiterbildung des bestehenden Personals in den Fokus. Stellen für Personalentwickler werden daher zurzeit auffallend oft ausgeschrieben.

„Die vorübergehende Zurückhaltung bei den Neueinstellungen ist vorbei, das zeigt der branchenübergreifende Nachfrageschub im ersten Quartal 2023 deutlich. Insbesondere Experten im Bereich IT und Finance sowie Ingenieure werden händeringend gesucht", so die Einschätzung von Christoph Niewerth, Hays COO DACH und Nordeuropa. Der Fachkräftemangel werde damit zu einem zentralen Risikofaktor für die zuletzt positive Entwicklung der Wirtschaft. Die verstärkte Nachfrage im Bereich Personalentwicklung lege zudem nahe, „dass die Unternehmen versuchen, der Fachkräftenot mit Weiterqualifizierung beizukommen.“

Der Hays-Fachkräfte-Index basiert auf einer quartalsweisen Auswertung der index Internet und Mediaforschung GmbH für Hays. Einbezogen werden Stellenanzeigen der meistfrequentierten Online-Jobbörsen, von Tageszeitungen sowie dem Business-Netzwerk Xing.