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Gut gerüstet für die digitale Welt?

Fast jeder hat heute ein Smartphone, nutzt Messengerdienste und soziale Netzwerke. Aber ist das schon digitale Kompetenz? Um mit den Entwicklungen in der Arbeitswelt Schritt zu halten, braucht es mehr.

Von Annett Kschieschan
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Ein Smartphone hat hierzulande fast jeder. Doch hier stets erreichbar zu sein, hat noch nichts mit digitaler Kompetenz zu tun.
Ein Smartphone hat hierzulande fast jeder. Doch hier stets erreichbar zu sein, hat noch nichts mit digitaler Kompetenz zu tun. © AdobeStock

Von nahezu jedem Ort der Welt aus schnell kommunizieren zu können, Nachrichten oder ganze Berichte zu verschicken, Daten zu analysieren, Probleme zu lösen – die Digitalisierung ermöglicht Austausch über alle Grenzen hinweg. Sie macht das Leben einfacher, ist aber trotzdem nicht simpel. Im Gegenteil, digitales Arbeiten stellt neue Anforderungen an Grundfähigkeiten und verlangt vielfach noch ungewohnte Perspektivwechsel.

Die gute Nachricht: Die meisten Deutschen sind bereit, sich auf die Digitalisierung einzulassen und dafür auch dazuzulernen. So ergab eine repräsentative Umfrage des infas-Instituts für die Initiative „Zivilgesellschaft in Zahlen“ (ZiviZ) des Stifterverbands, dass 76 Prozent aller Befragten Interesse daran haben, sich grundlegende Fähigkeiten für die digitale Welt anzueignen. Der Stifterverband ist ein gemeinnütziger Verein, der sich für Bildung, Wissenschaft sowie Innovationen in beiden Bereichen engagiert. Mit der Umfrage „Fähigkeiten für die digitale Welt“ greift er eine der wichtigsten Fragen für die Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands, aber auch der einzelnen Regionen auf. Nur, wer mit der Digitalisierung Schritt halten kann, bleibt international konkurrenzfähig. Das gilt für Produktionsweisen und Dienstleistungen ebenso wie für die Suche nach qualifizierten Mitarbeitern oder wissenschaftlichem Nachwuchs.

Umso ermutigender, dass die meisten Menschen den neuen Möglichkeiten grundsätzlich aufgeschlossen gegenüberstehen. Allerdings gilt diese Bereitschaft zunächst hauptsächlich für Basisfähigkeiten, also etwa die Internetrecherche oder die Vernetzung über Messengerdienste. Geht es um das Programmieren oder die Datenanalyse sieht es anders aus. Knapp ein Drittel aller Befragten gab hier an, sich weiterbilden zu wollen. Immerhin: Rund 64 Prozent versuchen bereits aktiv, ihre digitalen Kompetenzen auszubauen. Dabei setzt man besonders auf Universitäten und Hochschulen. Nachholbedarf sahen die Befragten bei der kindlichen Bildung, konkret in Kindergärten und Grundschulen. Etwas besser sieht es in Oberschulen und Gymnasien aus. Jugendliche sind als Digital Natives mit digitalen Inhalten vertraut und bewegen sich ganz selbstverständlich online. Das bedeutet allerdings nicht zwingend, dass sie auch über ausreichend digitale Kompetenz verfügen. Die schließt auch die Fähigkeit zu Analyse und Unterscheidung ein. Was sind Fake News? Wann sollte man seine persönlichen Daten schützen? Und wie macht man das am besten? Fragen wie diese spielen bei der digitalen Bildung noch immer eine zu geringe Rolle.

KI rückt weiter in den Fokus

Sachsen will hier aktiv gegensteuern. Die zu Jahresbeginn beschlossene Digitalstrategie des Freistaats sieht unter anderem vor, dass bis 2025 alle bisher nicht entsprechend versorgten Schulen mit gigabit-fähigem Breitband ausgestattet werden. Auch automatisierte Fahrzeuge als Ergänzung der klassischen Angebote im Öffentlichen Personennahverkehr, digitalisierte Abläufe in Ämtern und eine stärkere Unterstützung von Investitionen in der Digitalwirtschaft stehen in dem Papier, das Sachsen in Sachen Digitalisierung und digitale Kompetenz ein gutes Stück nach vorn bringen soll. „Bis 2025 werden wir Sachsen zu einem führenden deutschen Forschungs- und Innovationsstandort für Künstliche Intelligenz weiterentwickeln“, so Wirtschaftsminister Martin Dulig mit Blick auf die Strategie.

Die Ziviz-Umfrage verweist ihrerseits auf drei Wege, die aktiv zur Verbesserung der digitalen Kompetenzen beitragen können. So helfe „eine stärkere kommunale Verschränkung von (non-)formaler und (außer-)schulischer Digitalbildung“ dabei, Hürden beim digitalen Lernen abzubauen. Gemeint ist die engere Zusammenarbeit von staatlichen, privaten und zivilgesellschaftlichen Bildungsinitiativen. Zudem sollten analoge und digitale Angebote sinnvoll verzahnt werden. Das schließt den sozialen Aspekt des Präsenzunterrichtes ebenso ein wie die Effizienz von Online-Schulungen. Dass nach dem Ende der pandemie-bedingten Einschränkungen digitale Angebote vielfach wieder eingeschränkt wurden, ist in diesem Zusammenhang kritisch zu sehen.

Digitale Kompetenzen wachsen in der Praxis. Das bedeutet auch, dass sich Ausbildungs- und Studieninhalte künftig noch stärker an den Anforderungen der digitaleren Arbeitswelt orientieren werden. Automatisierung spielt bereits jetzt in vielen Handwerksberufen eine Rolle, Augmented Reality ist längst mehr als ein nettes Feature für Werbeagenturen. Hier gilt einmal mehr: Wer die Zeichen der Zeit erkennt und sich frühzeitig bildet, hat die besten Chancen, wenn es um die Jobs der Zukunft geht. Bereits jetzt können sich IT-Experten ihren Arbeitsplatz aussuchen und die Konditionen, zu denen sie arbeiten wollen, sehr frei verhandeln. Auch in anderen Bereichen wird der Grad an digitaler Kompetenz entscheidend für Karrierechancen sein. Und gerade hier gilt: Die Zukunft hat längst begonnen.