Merken

Immer mehr Weiterbildungen in KMUs

In Klein- und mittelständischen Unternehmen (KMU) steigt die Teilnahme an Bildungsmaßnahmen im beruflichen Bereich.

 0 Min.
Teilen
Folgen
© Bildquelle: Tina Köhler / pixabay

Die Gründe sind in der Digitalisierung von Industrie, Logistik und Gesellschaft zu sehen, aber auch in den Maßnahmen der Politik, berufliche Weiterbildung speziell zu fördern. Denn mit Fördermitteln muss die Qualifizierung der Mitarbeiter in KMU nicht teuer sein.

Einige Zahlen dazu

Tatsächlich haben Studien gezeigt, dass kleine Unternehmen bereits vor zwei Jahren mehr Zeit und Geld in die Qualifizierung ihrer Mitarbeiter investieren, als Großkonzerne. Pro Beschäftigtem wurde etwa 20 % mehr Geld für berufliche Weiterbildung verwendet und fast 40 % mehr Zeit zur Verfügung gestellt. Allerdings sind die Abstände für Folgeweiterbildungen höher, als in mittleren oder größeren Unternehmen, weil Mitarbeiterausfälle in kleinen Firmen natürlich mehr ins Gewicht fallen, weil die Zahl der Mitarbeitenden deutlich kleiner ist.

Gründe für die verstärkte Teilnahme liegen vor allem im Wandel der Bildungsangebote. Statt Präsenzkurse zu festen Tageszeiten, wird vieles digital mit sehr flexiblen Zeitmodellen angeboten, so dass Mitarbeiter kaum im Unternehmen fehlen, um sich fortzubilden. Außerdem fallen Fahrten zum Seminar weg, die ebenfalls Zeit und sogar Kosten sparen.

Kurzarbeit ist nicht erst seit Corona ein Instrument zur Verbindung von Weiterbildung und Arbeitszeitminderung. Bereits seit Jahrzehnten sind Programme wie WeGebAU etabliert, die das Konzept geförderte berufliche Weiterbildung beinhalten. Inzwischen sind diese Instrumente im Qualifizierungschancengesetz verankert, werden organisatorisch aber weiterhin sehr ähnlich gehandhabt.

Der Vorteil der Förderung in Verbindung mit Kurzarbeit ist der, dass den Mitarbeitern ohnehin aufgrund der Arbeitszeitminderung Zeit zur Verfügung steht, die er in seine berufliche Bildung investieren kann. Das Unternehmen kann mit einem guten Personalentwicklungsplan sehr viel Fördergelder bekommen und sich durch solche Programme auf den digitalen Wandel einstellen oder auch langfristige Umstrukturierungen planen und vorhandene Mitarbeiter auf neue Arbeitsbedingungen oder Produkte vorbereiten.

In welchen Wissensgebieten, besteht besonderer Bedarf?

Die Unternehmen digitalisieren ihre Prozesse und müssen Bestandspersonal entsprechend schulen lassen. Allein aus der Thematik gibt es zahlreiche Weiterbildungsangebote, die gern gebucht werden. Unterweisungen in Software, Bedienung von Geräten und die neuen Anforderungen an Datenschutz und Datenmanagement sollen durch Seminare an die Mitarbeiter vermittelt werden. Qualitätsmanagement und Zertifizierungen von Unternehmen sind weitere Seminarschwerpunkte, die regen Zulauf haben.

Der Fachkräftemangel ist bereits seit Jahren immer wieder im Fokus von Wirtschaft, Medien und Politik. Um diesen abzumildern und langfristig für Fachkompetenz zu sorgen, sind Weiterbildungsangebote, die in einem Berufsabschluss münden, sogar bis zu 100 Prozent förderfähig. Entsprechend nutzen angelernte Helfer die Chance, sich qualifizieren zu lassen und Fachkräfte sehen in Aufstiegsfortbildungen wie einem Meister, Techniker oder Fachwirt ihr nächstes Karriereziel.

Weitere boomende Kurse finden sich in den Bereichen der Persönlichkeitsentwicklung. Zeit-, Selbstmanagement, Stressabbau und Kommunikationstrainings sind nicht nur bei Führungskräften stark nachgefragt.

Die Coronakrise macht allen schwer zu schaffen, doch wer etwas Positives in ihr sehen will, der kann feststellen, dass die Zunahme der Kurzarbeit, die Teilnahme an beruflichen Weiterbildungen weiter gesteigert hat. Denn Arbeitnehmer, die in Kurzarbeit sind, können besonders gefördert werden und die KMU haben aus der Not eine Tugend gemacht. Auch die Arbeitnehmer haben dies begrüßt, denn die wenigsten konnten die freie Zeit wirklich langfristig genießen, weil sie den Wunsch nach Beschäftigung verspürten.

Helfern wird geholfen

Für Helfer wird oft der Begriff Geringqualifizierte verwendet. Das besagt eigentlich nur, dass ein Mitarbeiter keinen beruflichen Abschluss in seinem Arbeitsbereich besitzt. Selten ist dies eine Frage der Intelligenz. Den Wert der Schule erkennen die meisten jungen Menschen erst nach deren Ende. Schwierige Phasen, Jugendsünden und leider oft auch fehlende Unterstützung in der Berufswahl, lassen junge Menschen dann in diese Kategorie fallen. Doch niemand muss als ewiger Helfer arbeiten. Denn gerade für Menschen, die ohne einen Berufsabschluss arbeiten und einen Facharbeiter anstreben, können von den Förderprogrammen profitieren.

Unternehmen vergessen jedoch oft in der untersten Riege nach Fachkräften Ausschau zu halten. es ist daher wichtig, dass sich Interessierte an ihre Chefs wenden und sich einbringen. Dies ist in KMU deutlich leichter, als in großen Konzernen. Arbeitnehmer können dann über betriebliche Umschulungen oder andere Wege ihren Berufsabschluss nachholen, ohne finanziell in den Bereich der Ausbildungsvergütungen zurückfallen zu müssen. Denn oft gibt es ja bereits Familie und Verpflichtungen, für die Sorge zu tragen ist.

Damit das Ziel auch erfolgreich erreicht wird, gibt es zahlreiche Angebote wie ausbildungs- oder umschulungsbegleitende Hilfen, die Teilnehmer an beruflichen Weiterbildungen mit Berufsabschluss in Anspruch nehmen können, ohne dass ihnen Kosten entstehen.

Die richtige Bildungsmaßnahme und einen Träger finden

Seminarfinder gibt es im Internet. Wer im Arbeitsalltag steckt, wird seine Defizite daran erkennen, dass er Arbeiten ungern macht, weil sie schwerfallen oder Unsicherheiten bestehen. Dies sind Indizien dafür, dass Weiterbildung hilfreich wäre. Stehen im Unternehmen Veränderungen an, soll neue Software eingeführt werden oder wechselt ein Mitarbeiter in einen anderen Aufgabenbereich, ergeben sich die Themen daraus.

Bildungsanbieter sind in Datenbanken zu finden. Da die Vergabe von Fördergeldern für die berufliche Weiterbildung in KMU von der Agentur für Arbeit vergeben werden, ist das Kursnet der Behörde eine gute Suchmaschine. Es gibt hier übrigens auch die Möglichkeit, seinen oder einen artverwandten Beruf einzugeben und sich von den Kursangeboten inspirieren zu lassen.

Träger müssen für die Förderung mit öffentlichen Geldern zugelassen sein. Hier greift ein spezielles Zertifizierungsverfahren (AZAV, früher AZWV). Nicht alle Seminaranbieter sind entsprechend zertifiziert, trotzdem können ggf. noch Fördermittel genutzt werden. Die Bundesländer haben hier unterschiedliche Angebote, die regional zu prüfen sind. Bildungsträger informieren im Allgemeinen über die Fördermöglichkeiten und sind bei der Antragstellung behilflich.

Berufliche Weiterbildung hat natürlich auch eine steuerliche Relevanz. Sowohl Unternehmen wie auch Arbeitnehmer können hier Aufwendungen steuerlich geltend machen. Aus Unternehmersicht können z.B. über die Gesundheitsfürsorge Yogakurse für die Mitarbeiter abgesetzt werden und im privaten Bereich können sogar Volkshochschulkurse, wenn sie beruflich relevant sind, von der Steuer abgesetzt werden (Zehn-Finger-Tippen, Word, Excel Kurse oder ähnliches).

Fazit: Lernen ist eine NeverEnding Story des Lebens. Die Zeit bringt immer neue Forschungsergebnisse hervor und Wissen von gestern kann morgen total überholt sein. Um beruflich Schritt halten zu können, ist es unerlässlich sich permanent weiterzubilden. Die zahlreichen Förderprogramme erlauben dies für kleines Geld oder gar kostenfrei. Es ist nie zu spät, mit dem Lernen anzufangen, selbst wenn man sich am letzten Schultag geschworen hat, sich nie wieder auf die Schulbank zu setzen.

Dieser Text entstand in Zusammenarbeit mit dem externen Redakteur M.Heckmann