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Sachsen wirbt jetzt um indische IT-Kräfte

Sachsen begrüßt die Pläne für erleichterte Einwanderung von ausländischen Arbeitskräften. Gesucht wird jetzt auch aktiv in Indien.

Von Nora Miethke
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Intap-Network startet ein Pilotprojekt, für Dresdner IT-Firmen indische Uniabsolventen zu werben.
Intap-Network startet ein Pilotprojekt, für Dresdner IT-Firmen indische Uniabsolventen zu werben. ©  PR

Viele Absolventen renommierter indischer Universitäten informieren sich auf digitalen Jobportalen ihrer Unis über Jobangebote. Die US-Internetriesen wie Google oder Apple stellen dort ihre offenen Stellen ein. Doch für sächsische Unternehmen ist das bislang nicht möglich, denn es braucht spezielle Vereinbarungen mit den Universitäten. Das soll sich jetzt ändern.

Das Intap-Netzwerk, welches internationale und deutsche Studierende mit sächsischen Arbeitgebern vernetzt, hat das Pilotprojekt #Hallo India - Grab your Germany Job! gestartet, mit dem Dresdner Technologie-Unternehmen bei der Rekrutierung von indischen MINT-Fachkräften unterstützt werden sollen. Dafür wurden mit dem Indian Institute of Technology in Delhi und dem Birla Institute of Technology and Science Vereinbarungen beschlossen, die Dresdner Firmen nun Zugang zu den Jobportalen geben. Auch digitale Marketingkampagnen in indischen Tech-Regionen sind geplant. Dafür wurden bereits nach Angaben von Intap Unternehmensvideos mit dem Chiphersteller Infineon und Robotik-Spezialist Wandelbots gedreht.

Bei sächsischen Arbeitsämtern sind derzeit über 1.000 offene Stellen in IT-Berufen gemeldet. Das ist nur eine Branche. Ob in der Pflege, an Schulen, in der Gastronomie oder auf Baustellen – überall fehlt schon heute Personal. Insgesamt sind knapp 42.000 Stellen frei, teilte die Landesarbeitsarbeitsagentur am Mittwoch anlässlich der aktuellen Arbeitsmarktstatistik mit. Allein im November meldeten die Unternehmen knapp 7000 neue Stellen. Doch angesichts von 120.000 Arbeitslosen ist Sachsen von einem allgemeinen, flächendeckenden Fachkräftemangel weit entfernt. Es wird offiziell von Fachkräfteengpässen in ausgewählten Branchen gesprochen. Diese Engpässe werden jedoch größer werden. Denn jedes Jahr gehen in Sachsen 20.000 bis 30.000 mehr Menschen in den Ruhrstand, als jüngere Menschen nachrücken.

Wirtschaftsminister Dulig begrüßte Pläne des Bundes

Angesichts der Dramatik überrascht es nicht, dass Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) die Pläne der Bundesregierung zur erleichterten Einwanderung von Arbeitskräften begrüßt. Am Mittwoch hat das Bundeskabinett ein Eckpunktepapier verabschiedet, wonach anerkannte ausländische Fachkräfte künftig auch in Berufen arbeiten können sollen, die mit ihrer Ausbildung nichts oder wenig zu tun haben. Ein Mechaniker könnte etwa als Lagerist oder eine Polizistin als Kellnerin angeworben werden.

Dulig nennt die Vorschläge „lebensnah und gut für den Wirtschaftsstandort Sachsen“. Sie würden wichtige Punkte aufgreifen, wo der Freistaat Handlungsbedarf sieht. Künftig soll zum Beispiel stärker auf die Einschätzung des Arbeitgebers vertraut werden, ob eine internationale Fachkraft für die Beschäftigung auf einer bestimmten Stelle geeignet ist. Ihre Berüfsabschlüss müssen dann nicht mehr bereits vor der Einreise anerkannt sein, stattdessen kann die Arbeit aufgenommen werden und die Berufsanerkennung parallel dazu erfolgen. Diese kann sogar entfallen, wenn die Fachkraft im Ausland eine zweijährige Berufsausbildung absolviert und darüber hinaus zwei Jahre Berufserfahrung hat.

Weniger offene Stellen als im Oktober gemeldet

Momentan bremsen allerdings die Energiekrise und die Inflation den sonst üblichen Herbstaufschwung auf dem Arbeitsmarkt aus. „Immer deutlicher wird auch die Verunsicherung der Unternehmen: Sie melden weniger Stellen und lassen sich häufiger zur Kurzarbeit beraten“, sagte Klaus-Peter Hansen, Chef der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit. 120 133 Menschen waren im November im Freistaat arbeitslos gemeldet, 390 weniger als im Oktober. Der November sei damit der dritte Monat in Folge, in dem die Arbeitslosigkeit geringer gesunken sei als üblich, sagte Hansen. Auch wurden 1.200 weniger offene Stellen gemeldet als im Oktober und 2.600 weniger als vor einem Jahr.

Üblicherweise sinkt die Zahl der Arbeitssuchenden nach der Ferien- und Urlaubszeit, weil viele junge Menschen eine Ausbildung oder ein Studium beginnen und Unternehmen verstärkt einstellen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat wird besonders deutlich, dass der Aufschwung schwach ausfällt: 11 269 mehr Arbeitslose wurden in diesem Monat registriert als im November 2021. Eine positive Nachricht sah Hansen dennoch: „Die Unternehmen halten an ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern fest.“ (mit dpa)