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So deuten Sie Betriebskennzahlen richtig

Wer Betriebswirtschaft studiert hat, kennt sie in- und auswendig - die betrieblichen Kennzahlen.

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© Gerd Altmann / pixabay

Sie dienen zur Darstellung von Liquidität, Produktivität oder Kosteneffizienz dienen. Waren diese Kennzahlen im Studium noch ein Haufen abstrakter, mathematischer Formeln, gehören sie im beruflichen Alltag als Buchhalter oder Controller sehr häufig dazu. Doch nicht jedes Unternehmen kann sich direkt einen Betriebswirtschaftsprofi leisten. Vor allem bei Startups kommen die Gründer auf Umwegen zu ihrer leitenden Position in einem schnell wachsenden Betrieb - in diesen Fällen sitzen also Experten rund um Produkt, Entwicklung und Marketing in der Führungsriege, doch es ist kein Betriebswirtschaftler da, der überprüfen kann, wie gut sich das Unternehmen tatsächlich macht.

Die gefühlte und die tatsächliche Performance einer Firma können sich stark voneinander unterscheiden. Wie produktiv wirklich gearbeitet wird, kann man anhand der eingangserwähnten Kennzahlen gut ermitteln. Vor allem dann, wenn es um das Investoren-Onboarding oder um Kreditanträge geht, müssen Gründer diese vorlegen können. Für die Ermittlung vieler sehr aussagekräftiger Kennzahlen ist nicht zwingend ein Profi erforderlich - wer sein Unternehmen gut kennt, kann die wichtigsten Kennzahlen auch so berechnen. Die nachfolgenden Kennzahlen sollte jeder Unternehmer kennen, berechnen und deuten können.

ROI - Return on Investment

Diese betriebliche Kennzahl gibt Aufschluss über die Rentabilität eines Unternehmens. Die Formel für die Berechnung des Unternehmenserfolges in Hinblick auf die Investitionsrentabilität sieht so aus:

ROI = Umsatzrentabilität x Umschlagshäufigkeit von betriebsbedingtem Vermögen

Die Investitionsrentabilität zeigt dem Unternehmer, wie viel letztlich von investiertem Geld in Form von Gewinnen wieder im Betrieb hängen bleibt. So weiß dieser, ob Investitionen sich gelohnt oder nur ein unnötiges Loch in die Kasse gerissen haben.

Die Umschlagsrentabilität (UR) gibt dabei den Prozentsatz an, der vom Umsatz als Gewinn in der Firma verbleibt und errechnet sich, indem man das ordentliche Betriebsergebnis durch den Gesamtumsatz teilt. Die Umschlagshäufigkeit, der sogenannte Kapitalumschlag, errechnet sich so: KU = Nettoumsatz / Gesamtkapital. Je höher die Spitzenkennzahl ROI am Ende ausfällt, desto rentabler waren getätigte Investitionen.

OEE - die Overall Equipment Effectiveness

Zu Deutsch nennt sich diese Kennzahl Gesamtanlageneffektivität. Sie gibt die Produktivität sämtlicher Anlagen an und ermittelt sich aus dem Faktor von Verfügbarkeit, Leistung und Qualität. Die Produktivität Formel Overall Equipment Effectiveness lautet:

OEE = Verfügbarkeit x Leistung x Qualität

Dabei handelt es sich bei der Verfügbarkeit (V) um den Quotienten aus Betriebsdauer und geplanter Produktionszeit (V = Betriebsdauer / geplante Produktionszeit). Die Leistung wiederum erhält man, indem man die produzierte durch die vorgegebene Menge teilt (L = Ist-Menge / Soll-Menge). Die Qualität berücksichtigt den Ausschuss, der nicht weiterverarbeitet oder verkauft werden kann. Um eine Aussage über die Qualität der Waren zu treffen, teilt man die Gutmenge - also alles was sich zur weiteren Verarbeitung eignet - durch die Gesamtmenge der produzierten Güter (Q = Gutmenge / produzierte Menge).

Die OEE eignet sich immer dann als Kennzahl, wenn ein Unternehmen wissen möchte, wie profitabel es arbeitet. Auch dann, wenn man denkt, das Unternehmen läuft einwandfrei, stellen Gründer häufig fest, dass bei der Effektivität der Produktion meist noch sehr viel Luft nach oben ist. Potentiale und somit auch Profit werden ohne Anpassungen unnötig verschenkt. Anstatt also neu zu investieren oder seine gesamten Abläufe blind anzupassen, sollte unbedingt eine Berechnung des OEEs erfolgen. Diese gibt dann Aufschluss darüber, wo man Produktivität steigern kann, um effektiver zu wirtschaften.

Der Cash-Flow

Mit dieser Kennzahl sollten sich vor allem Gründer oder Unternehmer, die in einer Krise stecken, auseinandersetzen, denn sie gibt an, wie hoch die Innenfinanzierungskraft eines Unternehmens ist. Vor allem für Kreditanträge und Investorengespräche ist diese Kennzahl wichtig, denn sie zeigt, wie es um die Liquidität eines Unternehmens steht. Er berechnet sich so:

Cashflow = Jahresüberschuss - Abschreibungen + Zuschreibungen + Veränderungen Rückstellungen

Setzt man nun den Cash-Flow ins Verhältnis zum erzielten Umsatz eines Unternehmens, erhält man klare Angaben zur finanziellen Leistungsfähigkeit. Das Ergebnis, der sogenannte Cashflow im Verhältnis zu Betriebsleistungen, zählt zu den wichtigsten Rating-Kennzahlen.

Chancen nutzen

Neben den genannten Kennzahlen gibt es viele weitere, doch zur Beurteilung von Produktivität, Finanzkraft und Rentabilität tragen vor allem die genannten bei. So können Unternehmer Chancen nutzen und die nötigen Stellschrauben drehen.

Dieser Artikel entstand in Zusammenarbeit mit dem externen Redakteur K.-F. Vogelberg.