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Wie wir 2035 arbeiten werden

Ersetzt die Künstliche Intelligenz schon in wenigen Jahren viele Arbeitskräfte? Ein Modell wagt den Blick in die Zukunft – und macht Mut.

Von Annett Kschieschan
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Ohne Bildung geht es nicht. In den kommenden Jahren wird dieser Sektor deutlich wachsen und neue Jobs bringen.
Ohne Bildung geht es nicht. In den kommenden Jahren wird dieser Sektor deutlich wachsen und neue Jobs bringen. © AdobeStock

Viele Menschen arbeiten inzwischen von zu Hause aus. Programmieren, texten, analysieren - das geht vom heimischen Arbeitszimmer oder von sogenannten Co-Working-Spaces aus ebenso gut wie im firmeneigenen Büro. Oft sogar besser, weil man sich in den eigenen vier Wänden mit etwas Glück eben die Arbeitsumgebung schaffen kann, die man braucht, um konzentriert oder kreativ zu sein.

Diese, durch die Corona-Pandemie beschleunigte, Entwicklung hat auch Einfluss auf die Planung der Arbeitswelt der Zukunft. Das Gleiche gilt für den zunehmenden Einsatz der Künstlichen Intelligenz (KI) in vielen Branchen. Digitalisierung, Industrie 4.0 - all das sind längst mehr als Modebegriffe. Sie geben die Richtung vor, in der wir uns alle bewegen. Die einen mit Zuversicht, die anderen mit Skepsis. Fallen immer mehr menschliche Jobs weg, weil Roboter viel schneller, genauer, effizienter sind? Brauchen wir bald hauptsächlich Programmierer? Eine aktuelle Studie des internationalen Wirtschaftsprüfungsunternehmens Deloitte gibt zumindest teilweise Entwarnung. 65 Prozent der Arbeitszeit in den in der Untersuchung betrachteten Berufen können demnach nicht durch Technologie ersetzt werden. „Viele der nicht-ersetzbaren Tätigkeiten sind durch einen hohen Grad an menschlichen Interaktionen und Empathie charakterisiert und dürften in Zukunft auch stärker nachgefragt werden“, heißt es in der Studie, die die Entwicklung der Berufswelt auf der Basis von rund tausend Berufen vom Klempner bis zum Krankenpfleger bis 2035 modelliert hat.

Dennoch seien große Transformationen zu erwarten, die sich vor allem auf drei große Faktoren begründen. Zum Ersten ändert sich auch durch die demografische Entwicklung bereits jetzt die Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen. Das hat auch Auswirkungen auf die Jobs der Zukunft. Zum Zweiten ändert die technische Entwicklung Berufe meist nur partiell, denn üblicherweise bestehen die meisten Jobs aus vielen Teilaufgaben, die nicht zur Gänze durch die KI übernommen werden können und sollen. Und zum Dritten sind digitale Strukturen sehr viel flexibler als oft angenommen. Sie können Arbeit erleichtern, ohne sie überflüssig zu machen.

Gesundheit und Bildung boomen

Deloitte hat für sein Modell die neuen Technologien Data Analytics, Robotics, Robotic Process Automation, Machine Learning, Natural Language Processing und Computer Vision näher betrachtet. Allesamt gelten als Querschnittstechnologien, die „vielfältig einsetzbar sind und die weitreichendsten Konsequenzen für die Wirtschaft, die Organisation von Unternehmen und den Arbeitsmarkt“ haben.

Doch auch sie können demnach nicht ändern, dass die Jobs der Zukunft Interaktion und Empathie erfordern werden und dass das Wachstum neuer Branchen und Stellen die Arbeitsplatzverluste überkompensieren werde. Die Studie zeigt nämlich auch, dass die Zahl der Jobs, die wenig automatisierbar und stärker nachgefragt werden und damit Jobs der Zukunft sind, stärker wachsen dürfte als die Zahl der Arbeitsplätze, die durch Automatisierung wegfallen. „Netto dürfte es zu einem Zuwachs von 1,3 Millionen Jobs kommen“, heißt es in der Auswertung des Deloitte-Modells.

Und woher kommen sie, die neuen Jobs? Die Wachstumsmärkte der nächsten 15 Jahre sind der Gesundheits- und der Bildungsbereich. Aber auch Management-Berufe werden zunehmen. Die Zahl der Gesundheitsjobs soll demnach bis 2035 um 26 Prozent steigen, Lehrberufe um immerhin 20 Prozent. Die Automatisierung betrifft der Modellrechnung nach vor allem Routinetätigkeiten. Die Jobs der Zukunft seien vielmehr „wissens- und analyseintensiv“. Hier arbeiten Mensch und Technik eng zusammen. Robotics und Data Analytics werden als die Schlüsseltechnologien mit den größten Auswirkungen auf die Berufswelt von morgen ausgemacht. Von den insgesamt 35 Prozent der Arbeitszeit, die dem Modell nach durch Technologie ersetzt werden können, entfällt fast die Hälfte auf Robotics, etwas weniger als ein Viertel auf Data Analytics.

Die Entwicklung der nächsten Jahre wird zeigen, wie schnell sich einzelne Arbeitsfelder tatsächlich wandeln werden. Dass sie es tun, steht außer Zweifel. Dass die neue Arbeitswelt nach wie vor auf menschliches Können, auf Kreativität, Analysefähigkeit und Knowhow angewiesen sein wird, ebenfalls. Die Automatisierung wird zunehmen, sie wird aber auch neue Jobs entstehen lassen. Die „Human Ressources“ bleiben den düsteren Prognosen zum Trotz die wichtigste Komponente der Arbeit von morgen. Und wer im Gesundheits- oder im Bildungsbereich lernt oder arbeitet, kann sich seines Weges schon einmal recht sicher sein. Welche Auswirkungen die Pandemie auf den Transformationsprozess haben wird, ist noch unklar. Den Trend zum mobilen Arbeiten hat sie bereits jetzt stark beschleunigt. Ein Schritt mehr in Richtung Zukunft.

Studie „Die Jobs der Zukunft - Berufswelt bis 2035“ der Deloitte AG kann hier eingesehen werden.

www.datenland-deutschland.de