Merken

Wie wird die mobile Arbeit sicher?

Rund jeder vierte Beschäftigte arbeitet regelmäßig vom Homeoffice aus. Was für Mitarbeiter und Unternehmen im Alltag inzwischen meistens gut funktioniert und Ressourcen spart, wirft Probleme beim Arbeitsschutz auf.

Von Annett Kschieschan
 4 Min.
Teilen
Folgen
Rückenschmerzen am Schreibtisch? Das kann mit falscher Sitzhaltung, aber auch mit schlecht eingestelltem Mobiliar zu tun haben. Arbeitsschutzaspekte kommen im Homeoffice oft zu kurz.
Rückenschmerzen am Schreibtisch? Das kann mit falscher Sitzhaltung, aber auch mit schlecht eingestelltem Mobiliar zu tun haben. Arbeitsschutzaspekte kommen im Homeoffice oft zu kurz. © AdobeStock

Was vor drei Jahren in Deutschland noch Neuland für die große Mehrheit der Beschäftigten war, ist heute in vielen Branchen Teil der Normalität: Die Arbeit im Homeoffice. Die Corona-Pandemie hat den Wechsel ins Heimbüro kräftig angetrieben. Und bis heute arbeitet nach einer im vergangenen Herbst veröffentlichten Umfrage des Münchener Ifo-Instituts fast jeder vierte Beschäftigte regelmäßig von zu Hause aus. Allerdings gibt es laut der Umfrage nach wie vor große Unterschiede zwischen einzelnen Berufen und Branchen. Im Homeoffice arbeiten vor allem Dienstleister, aber auch Kreative. Nicht ganz überraschend ist der Anteil der Heimarbeiter im Baugewerbe am niedrigsten. Für die Beschäftigten und ihre Arbeitgeber hat sich die einstige Neuerung längst eingespielt. Beide Seiten schätzen in der Regel die Vorteile: Der Arbeitnehmer spart sich die Zeit und die Kosten des Arbeitsweges, der Arbeitgeber kann wiederum Ressourcen für feste Arbeitsplätze vor Ort anderweitig einsetzen.

Forschungsprojekt zur mobilen Arbeit

Für Arbeitsschützer wirft die nachhaltige Veränderung in der Arbeitsorganisation allerdings viele Fragen auf. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA), die auch eine Niederlassung in Dresden hat, unterhält dafür ein eigenes Forschungsprojekt auf den Weg gebracht. Der Fokus liegt dabei unter anderem auf der Arbeitszeitgestaltung, der ergonomischen Ausstattung von Heimarbeitsplätzen und der genutzten Technik. Das Projekt soll dabei helfen, die Erkenntnisse zu den verschiedenen Formen der mobilen Arbeit zu bündeln und ganz praktisch Hinweise zu geben, wie das Konzept „Mobile Working“ sicher und unter Beachtung des Gesundheitsschutzes umgesetzt werden kann.

Denn klar ist: Das Homeoffice wird nicht verschwinden. Mit der wachsenden Bedeutung von New Work-Konzepten steigt das Bedürfnis nach maximaler Flexibilität. Und in Zeiten des Fachkräftemangels bemühen sich Unternehmen heute sehr viel stärker darum, die Wünsche ihrer – potenziellen – Mitarbeiter zu erfüllen. Ein Problem dabei: Während das Konzept der Telearbeit, das auch schon lange vor der Pandemie – wenn auch in eher kleinem Rahmen – in Deutschland zum Einsatz kam, durch die Arbeitsstättenverordnung klar geregelt ist, fehlen solche Verbindlichkeiten beim mobilen Arbeiten. Auch, weil Letzteres eben nicht nur die Arbeit im Heimbüro meint, sondern auch die schnelle Recherche im Zug, die kreative Schreibstunde im Café oder im Park.

Die hohe Flexibilität, die das mobile Arbeiten so attraktiv macht, erschwert indes die Umsetzung von Arbeitsschutzaspekten. Die Experten der Baua empfehlen genaue Absprachen und die Unterstützung der Beschäftigten bei der Einrichtung des Arbeitsplatzes im Homeoffice. Dabei kann es sowohl um die Anschaffung ergonomischer Möbel gehen als auch um Tipps zur richtigen Beleuchtung des Heimarbeitsplatzes.„Grundsätzlich haben Arbeitgeber die Auswahl und Verwendung von Arbeitsmitteln so zu gestalten und organisieren, dass Belastungen und Fehlbeanspruchungen, die die Gesundheit und die Sicherheit der Beschäftigten gefährden können, vermieden oder, soweit dies nicht möglich ist, auf ein Mindestmaß reduziert werden“, so die Baua. So dürften von der Beschaffenheit der digitalen Arbeitsmittel keine Gefährdungen oder Verletzungsgefahren für die Beschäftigten ausgehen.

Nicht nur die Technik im Blick

Tatsächlich handhaben Unternehmen das Ganze sehr unterschiedlich – eben weil eine klare gesetzliche Vorgabe über die Arbeitsstättenverordnung fehlt. Während einige Betriebe die Ausstattung des Heimbüros finanzieren und auch die arbeitsschutzrechtliche Umsetzung prüfen, stellen andere Firmen ihren Beschäftigen lediglich die nötige Technik zur Verfügung. Mehr Einigkeit besteht beim Thema der digitalen Sicherheit. Hier setzen fast alle Unternehmen auf entsprechend geschützte virtuelle Räume, die das Sicherheitsrisiko durch die mobile Arbeit minimieren sollen.

Arbeitsschützer sind sich einig, dass hier künftig noch deutlich mehr Handlungsbedarf bestehen wird. Für Berufseinsteiger ist die mobile Arbeit oft ganz selbstverständlich. Dass es auch bei klassischen Bürojobs wichtig ist, rückenschonend zu arbeiten, die Augen nicht zu überanstrengend und in einem guten Raumklima zu arbeiten, ist indes längst nicht jedem bewusst. Gerade weil der Mangel an guten Mitarbeitern wächst, dürfte auch die Bereitschaft der Arbeitgeber steigen, ihren Mitarbeitern auch finanziell bei der Schaffung der besten Arbeitsbedingungen im Heimbüro unter die Arme zu greifen.