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Arbeiten Private besser als der Staat?

Eine Umfrage zeigt: Im Gegensatz zum Westen lehnen die meisten Ostdeutschen die Privatisierung staatlicher Leistungen eindeutig ab.

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Von Dieter Schütz

Arbeiten private Unternehmen besser als der Staat? Die Einstellung der Bevölkerung zu dieser Frage ändert sich. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Umfrage des Forsa-Instituts im Auftrag des Beamtenbundes, die gestern in Köln vorgestellt wurde. Im Dezember 2007 wurden 1508 Bürger befragt. Die wichtigsten Ergebnisse:

Die Zahl der Skeptiker nimmt zu

„In den 90er Jahren gab es eine regelrechte Privatisierungseuphorie. Das betraf alle Bereiche, von der Strom-, Wasser- und Gasversorgung bis hin zu den Krankenhäusern“, sagte Forsa-Chef Manfred Güllner. Die Meinung dazu ist in der Bevölkerung derzeit ziemlich gespalten. 50 Prozent halten es für schlecht, dass viele öffentliche Dienstleistungen privatisiert wurden, 47 Prozent für gut.

Im Vergleich zu einer Umfrage im Juni 2007 hat Güllner eine deutliche Entwicklung ausgemacht: Im Sommer waren 24 Prozent dafür, noch mehr öffentliche Dienstleistungen zu privatisieren. Sechs Monate später sank die Zustimmung um acht Prozent. „Das ist ein Zeichen dafür, dass die Skepsis gegenüber Privatisierungen zunimmt“, sagte Güllner.

Im osten wenige anhänger von privatisierungen

Bei der Einstellung zum Thema Privatisierung gehen die Meinungen in Ost und West deutlich auseinander. In den alten Ländern findet eine relative Mehrheit von 49 Prozent der Befragten es gut, dass viele Dienstleistungen von Privaten übernommen worden sind. 47 Prozent sind dagegen. Anders in Ostdeutschland. Hier wirkt offenkundig die starke Orientierung an Staatsbetrieben zu DDR-Zeiten nach: In den neuen Ländern halten 62Prozent die Privatisierung für schlecht, nur 36 Prozent für gut.

eine mehrheit nur bei wählern von fdp und cdu

Die unterschiedliche Einstellung zu diesem Thema lässt sich auch am jeweiligen parteipolitischen Lager festmachen. Die Gegensätze sind dabei am größten zwischen der FDP, die für die Marktwirtschaft eintritt, und der Linkspartei, die in der Nachfolge der ehemaligen Staatspartei SED steht. Bei den Liberalen finden 59 Prozent der Anhänger Privatisierungen gut, bei den Linken nur 23 Prozent.

Bei Unionswählern geben immerhin noch 55Prozent privaten Unternehmen den Vorzug, bei Anhängern der SPD sind es 45Prozent, bei den Grünen 40 Prozent.

Gute Erfahrungen im Telefonsektor

Beim Telefonieren sind die Leistungen nach der Privatisierung besser und zugleich billiger geworden. Das sagt jedenfalls jeder zweite Deutsche. Anders wird die Lage bei der Energieversorgung beurteilt: Nur 17 Prozent finden, dass hier die Leistungen durch Private besser geworden sind. 78 Prozent stellen zudem fest, dass die Preise für Strom und Gas deutlich gestiegen sind.

Geradezu katastrophal fällt das Urteil über die Bahn aus. Nur 13Prozent sind der Ansicht, dass sich die Leistungen verbessert haben, nachdem der Staatsbetrieb in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde. 74 Prozent kritisieren außerdem die höheren Fahrpreise.