Von Jens Fritzsche
Radeberg. Die Arbeitsagentur an der Mühlstraße in Radeberg hat ab Mitte Dezember keine Öffnungszeiten mehr. Die Mitarbeiter sind dann ausschließlich nach Vereinbarung als Ansprechpartner vor Ort. Was sich nach einem dramatischen Einschnitt in Sachen Service anhört, ist aber im Prinzip eine positive Nachricht.
Denn ein Blick auf die Betroffenenzahlen zeigt, dass die Mitarbeiter der Arbeitsagentur in Radeberg quasi kaum noch Arbeit haben. Aktuell werden hier 275 Betroffene betreut. Die Arbeitslosenquote beträgt damit gerademal 1,4 Prozent. Rechnet man die 556 vom Job-Center des Landkreises Betreuten aus dem Raum Radeberg hinzu – also die Hartz IV-Empfänger –, bleibt eine Gesamt-Arbeitslosenquote für Radeberg von derzeit 4,1 Prozent. Aus diesem Grund hatte ja bekanntlich auch schon der Landkreis angekündigt, im Januar das Job-Center an der Heidestraße zu schließen, weil es – so der Kreis – einfach nicht mehr wirtschaftlich sei, in Radeberg ein solches Angebot offen zu halten. Als das Thema jüngst im Stadtrat angesprochen worden war – und SPD-Stadtrat Günter Zeiger darauf verwies, dass die Betroffenen dann bis nach Kamenz fahren müssen – hatte auch Radebergs OB Gerhard Lemm (SPD) klar gemacht, „dass es im Einzelfall natürlich zu Problemen kommen kann, aber dennoch ist die Argumentation des Kreises nachvollziehbar“. Und auch Lemm machte deutlich, „dass diese vermeintlich schlechte Nachricht ja eigentlich eine gute Nachricht ist“. Radeberg stehe in Sachen Arbeitsplätzen derzeit einfach richtig gut da.
Auswirkungen auf imposanten Haushalt
Ein Fakt, der sich auch positiv auf die städtischen Finanzen auswirkt. Nicht ohne Grund hatte der Stadtrat Mitte vergangener Woche einen imposanten Haushaltsplan für die kommenden beiden Jahre beschließen können. Mit steigenden Gewerbesteuereinnahmen, steigenden Einkommenssteuereinnahmen und millionenschweren Vorhaben, wie dem Ausbau der Pestalozzi-Oberschule, der Feuerwehr in Radeberg oder auch dem zweiten Bauabschnitt für das Ullersdorfer Ortsteilzentrum. Zudem will die Stadt Mitte 2017 auch schuldenfrei werden. Und das bei einem gleichzeitigen Investitionsvolumen von rund 20 Millionen Euro in den kommenden Jahren. Diese fast schon atemberaubende positive Entwicklung des Wirtschaftssandorts Radeberg begeistert auch Thomas Berndt, den Chef der für Radeberg zuständigen Arbeitsagentur Bautzen. „Die Zahl der Arbeitslosen ist seit 2005 im Bereich der Arbeitslosenversicherung um fast drei Viertel gesunken und der Arbeitsmarkt ist robust“, sagt er. Auch im Jahr 2017 erwartet er einen weiteren Rückgang der Arbeitslosigkeit. Und die Zahlen, die der Agenturchef nennt, sind beeindruckend: Im Bereich Radeberg verringerte sich die Zahl der Arbeitslosen von 1 461 Menschen im Jahr 2005 auf die erwähnten 275 Betroffenen im November 2016.
Zu diesem starken Rückgang an Arbeitslosen kommt hinzu, „dass sich das Verhalten der Kunden geändert hat“, erläutert der Agenturchef. „Immer mehr Menschen nehmen mit meinen Mitarbeitern über Telefon oder Internet Kontakt auf.“ Überhaupt könne vieles einfach per Internet geklärt werden. Diesem Trend müsse sich die Agentur stellen, „im Interesse der Kunden und Beitragszahler“. An der Beratungsqualität werde aber nicht gespart, verspricht Agenturchef Berndt. „Die Vermittler und Berater bleiben täglich im Einsatz und als Ansprechpartner vor Ort erhalten“, beschreibt er. Beratungen und Vermittlungsgespräche gebe es in Radeberg auch weiterhin, allerdings nur noch nach Terminvereinbarung“.