Chemnitz/Nürnberg. Die Arbeitslosenquote in Sachsen hat ein historisches Tief erreicht. Im November betrug der Anteil von Männern und Frauen ohne Job erstmals 6 Prozent. Im Vergleich zum Vormonat ging die Quote um 0,1 Prozentpunkte zurück, teilte die Regionaldirektion der Agentur für Arbeit in Sachsen am Donnerstag in Chemnitz mit. Den schlechtesten Wert für einen November hatte es den Angeben zufolge 1997 gegeben: Vor 20 Jahren lag die Arbeitslosenquote im Freistaat bei 17,5 Prozent.
Insgesamt waren im November 126 600 Männer und Frauen arbeitslos gemeldet. Das waren 1900 weniger als im Vormonat. Im Vergleich zum November 2016 ging die Zahl der Arbeitslosen um 16 700 zurück. „Damit ist die Arbeitslosigkeit wiederholt gesunken und erreicht das neue historische Tief, seit Erfassung der Arbeitslosenstatistik im Jahr 1991“, teilte die Arbeitsagentur mit. Als Gründe führte die Agentur die weiter gute Auftragslage, demografische Effekte und Qualifizierungsmaßnahmen an.
Erfreut über die Zahlen zeigte sich Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig. Immer mehr Arbeitslose profitierten vom Job-Boom, sagte der SPD-Politiker. Allerdings betreffe dies noch immer zu wenige Langzeitarbeitslose. „Wir wollen die hohe Einstellungsbereitschaft der Unternehmen nutzen, um mehr Langzeitarbeitslosen den Übergang in eine stabile Beschäftigung zu ermöglichen“, sagte Dulig. Das Land habe dafür das Programm zur Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit zur Förderung des Sozialen Arbeitsmarktes (SAM) aufgelegt, für das in den kommenden zwei Jahren 25 Millionen Euro zur Verfügung stehen.
Weiterhin werden in Sachsen Arbeitskräfte gesucht. Im Freistaat seien fast 38 000 freie Stellen zu besetzen, teilte die Arbeitsagentur mit. Dies seien rund 5800 mehr als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres. Die meisten Jobs sind mit knapp 12 300 wie gehabt in der Zeitarbeit zu vergeben. Danach folgen das Verarbeitende Gewerbe (5062), das Gesundheits- und Sozialwesen (3436) sowie die KfZ-Branche (3209). Auch im Baugewerbe werden sachsenweit noch 2618 Mitarbeiter gesucht.
Laut aktuellen Hochrechnungen waren im September in Sachsen rund 1,6 Millionen Frauen und Männer sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Dies sei ein Anstieg um 28 400 Menschen gegenüber dem Vorjahr.
Nur 2,368 Millionen ohne Job in Deutschland
Bundesweit sank die Zahl der Arbeitslosen im Zuge der auslaufenden Herbstbelebung auf 2,368 Millionen. Das ist der niedrigste Wert in einem November seit dem Jahr 1991. Im Vergleich zum Vormonat waren damit 20 000 weniger Männer und Frauen ohne Job. Im Vergleich zum Vorjahr ging die Zahl der Erwerbslosen um 164 000 zurück, wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Donnerstag mitteilte. Die Arbeitslosenquote sank um 0,1 Punkte auf 5,3 Prozent.
„Die sehr gute Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt hält an“, sagte das BA-Vorstandsmitglied Valerie Holsboer in Nürnberg. „Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung nehmen ab, die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung und die Nachfrage der Betriebe nach neuen Mitarbeitern steigen auf hohem Niveau weiter kräftig an.“ Die „Unterbeschäftigung“ schließt auch Menschen ein, die gerade an einer Weiterbildung teilnehmen oder kurzfristig arbeitsunfähig sind.
Saisonbereinigt sank die Zahl der Jobsucher ebenfalls. Die um jahreszeitliche Einflüsse bereinigte Erwerbslosenzahl lag im November bei 2,476 Millionen. Damit waren etwa 18 000 Männer und Frauen weniger ohne Job als im Vormonat - im Westen sank die Zahl um 10 000, im Osten um gut 8 000.
Die Erwerbstätigkeit und die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung haben derweil weiter kräftig zugenommen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes stieg die Zahl der Erwerbstätigen nach den aktuellsten Daten im Oktober saisonbereinigt im Vergleich zum Vormonat um 41 000 auf 44,74 Millionen.
Der Anstieg geht laut BA allein auf mehr reguläre Jobs zurück. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung hat nach Hochrechnung der Bundesagentur von August auf September saisonbereinigt um 35 000 zugenommen. Damit hatten 32,74 Millionen Menschen einen regulären Job. Und die Nachfrage nach Arbeitskräften ist weiter hoch: Im November waren bei der BA 772 000 offene Stellen gemeldet - 91 000 mehr als vor einem Jahr. (dpa)