Merken

Im „Alten Krug“ am Löbauer Neumarkt kann wieder gefeiert werden

Mangels Nachmieter für die Gaststätte hat der Eigentümer eine andere Idee umgesetzt. Er hat weitere Pläne in der Region.

Teilen
Folgen
© Matthias Weber

Von Constanze Junghanß

Löbau. Vier Jahre hat der „Alte Krug“ leer gestanden. Zuletzt konnten die Löbauer hier Griechisch essen und dazu einen Ouzo trinken. Das Gasthaus in Löbaus Zentrum, direkt an der neu gestalteten Teichpromenade, hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Das griechische Lokal hatte seinerzeit ein ehemaliges China-Restaurant im Parterre des Hauses abgelöst. Beide Gaststätten im Haus Nummer 3 am Neumarkt machten dicht, ebenso ein Restaurant zuvor. Dreimal wechselten die Speisekarten im Laufe der Zeit – keine hat sich offensichtlich durchgesetzt. In der ehemaligen DDR war der Konsum eingezogen – ein Geschäft für Waren des täglichen Bedarfs, vor allem Lebensmittel. Der Saal hat ein Stück Geschichte von Löbau geschrieben: Gaststätten- und Ladengeschichte. Und das Haus Neumarkt 3 – erbaut ab dem Jahr 1902 - steht unter Denkmalschutz, gelistet bei den Kulturdenkmalen des Freistaats. In den Etagen befinden sich zwölf Mietwohnungen.

Das historische Haus prägt den Löbauer Neumarkt.
Das historische Haus prägt den Löbauer Neumarkt. © Romy Altmann-Kühr

Am Sonntag steht Hauseigentümer Friedrich Skumski im rotbraun gestrichenen Türrahmen und blickt zufrieden auf einen frisch renovierten Saal. Leben soll wieder in die historischen Mauern einziehen. Alles ist dafür vorbereitet: Die moderne Küche steht, die Sanitäranlagen und die Einrichtung mit den historischen Möbeln. Darunter sind 100 Jahre alte Familienstücke, wie Friedrich Skumski erzählt. Eine Gaststätte allerdings zieht nicht noch mal ein. „Wir fanden die letzten Jahre einfach keinen neuen Mieter“, hebt er bedauernd die Schultern. Leerstand sei jedoch niemals gut. Überlasse man ein Gebäude sich selbst, würde es „sterben“. Und so hat Friedrich Skumski eine andere Idee umgesetzt: Den Neumarkt-Saal ließ er auf Vordermann bringen. Nun können die Räume angemietet werden – für Feiern, Zusammenkünfte oder Familientreffen beispielsweise. Platz ist für etwa 45 Personen. Für Speisen sorgen die Gäste selbst. Geschirr gibt es, Herd, Kühlschrank, Kaffeemaschine und Mikrowelle. Möglich sei ebenso, sich von Cateringunternehmen oder Gaststätten beliefern zu lassen. Friedrich Skumski hofft, dass dieses Angebot Interessenten findet. Damit reiht sich der „Alte Krug“ in weitere Objekte dieser Art in Löbau ein: Beispielsweise bietet das Begegnungszentrum „Lausitzer Granit“ Räumlichkeiten zur Vermietung an. Oder die „Pension Steffi“wirbt auf ihrer Internetseite damit, dass sie auf Wunsch einen Raum für Tagungen oder Versammlungen ausrichtet.

Den 78-jährigen Eigentümer vom „Alten Krug“ verbinden familiäre Hintergründe mit dem platzprägenden Gebäude. „Der Neumarkt 3 gehörte meinem Onkel und meiner Tante“, erzählt er. 1993 habe er das Objekt rückübertragen lassen. „Vor der Wende war das in staatlicher Hand“, erzählt er. Mit der Rückübertragung seien hohe Kosten verbunden gewesen, über 100 000 D-Mark. Skumski selbst lebt in Hamburg, hat aber seine Wurzeln zur Hälfte in der Oberlausitz. Sein Onkel Hannes Lehmann führte den „Alten Krug“ in den Sechzigern. „Zuvor hatte er die Gaststätte von seinem Vater Paul übernommen“, erzählt der heutige Besitzer, der einen Teil seiner Kindheit in Großschweidnitz bei den Großeltern verbrachte und 1948 die Gastwirtschaft zum ersten Mal von innen sah. Kindheitserinnerungen, die ihn prägten. Dann kam doch alles anders. Als jungen Mann zog es Skumski in die Ferne, weg vom DDR-System: „Das war mir zu eng.“ Kurz vor dem Bau der Mauer 1961 kehrte der gelernte Fleischer dem Ostteil der Republik den Rücken, machte im Westen seinen Meisterbrief und fuhr später zur See. Indonesien, Korea, Japan, die Karibik: „Ich sah viel von der Welt“, erinnert sich Skumski zurück. Als er die wellentauglichen Schiffsbodenbretter gegen festen Boden unter den Füßen tauschte, machte er erst den Industriekaufmann, eröffnete zwei Pizzerien in Hamburg, verkaufte diese später wieder und handelte mit Gebrauchtfahrzeugen. Ein berufliches Ausprobieren in viele Richtungen. „Jetzt bin ich jedes Jahr vier- bis fünfmal in Löbau und überlege manchmal, zurück in die Oberlausitz zu kommen“, sagt Skumski. Nicht nur, weil ihm der Neumarkt am Herzen läge. Sondern auch, weil es ihm ein weiteres Objekt angetan habe. Das befindet sich an der S 148 in Großschweidnitz, steht seit Jahren leer und bietet keinen schönen Anblick. „Ich will die ehemalige Gaststätte ‚Zum Schwimmer‘ sanieren“, hat sich Friedrich Skumski vorgenommen. Der „Schwimmer“ habe seinem Großvater gehört. Was da später entstehen könnte, sei völlig offen. Den Verfall jedenfalls will der „Halb-Oberlausitzer“ stoppen. Einen Zeitpunkt, wann es losgeht, nennt Friedrich Skumski noch nicht. Dafür ein weiteres Projekt, das er am Neumarkt 3 verwirklicht hat. Eine Ferienwohnung ist entstanden, die der umtriebige Senior nun gern an Gäste der Stadt Löbau vermieten möchte.