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Niedrigster Elbpegel seit 64 Jahren

Das Niedrigwasser 2018 kam der Rekordmarke nahe. In Schmilka denkt man aber auch schon ans nächste Hochwasser.

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© Dirk Zschiedrich

Von Gunnar Klehm

Bad Schandau. Von einem Extrem ins andere. Der höchste jemals am Elbpegel in Schöna gemessene Wert stammt mit 12,04 Meter vom 16. August 2002. Dieses Jahr – fast um die gleiche Zeit – war er mehr als elf Meter niedriger. Am 23. August 2018 wurden lediglich 57 Zentimeter registriert. Niedriger war die Elbe zu keinem Zeitpunkt in den vorangegangenen 64 Jahren.

Die Pegellatte am Bahnhof Schöna wird kaum noch genutzt.
Die Pegellatte am Bahnhof Schöna wird kaum noch genutzt. © Dirk Zschiedrich
© Koerner, Heidemarie

Diese 57 Zentimeter werden aber nicht in der langjährigen Statistik aufgeführt, weil es nur eine Momentaufnahme war. „Dieser Wert ist gemäß Pegelvorschrift statistisch nicht relevant“, erklärt Klaus Kautz, der Leiter des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamts Dresden. Der Tagesmittelwert lag an dem Tag bei 60 Zentimetern. Der wird aus dem Durchschnitt aller viertelstündlichen Messungen errechnet.

Doch auch diese 60 Zentimeter gehören nun zu den Rekordwerten in Schöna. Es gab seit Beginn der Messungen lediglich sechs Tage, an denen der Wasserstand niedriger war. Davon stammen wiederum drei aus dem Monat der Extreme, dem August.

Notstromaggregat für Messanlage

Das Niedrigwasser in diesem Jahr war vom absoluten Rekordwert von 1954 allerdings noch relativ weit entfernt. Das liegt auch daran, dass es inzwischen mehr Rückhaltebecken in Tschechien gibt, aus denen die Elbe in Trockenzeiten etwas aufgefüllt werden kann. Das war im Übrigen auch in diesem Jahr der Fall, denn es drohte ein Ausfall der Dampferparade am 18. August zum Stadtfest in Dresden. Wegen des Niedrigwassers war die Schiffbarkeit der Elbe gefährdet. Damit das vermieden wird, hatte kurz zuvor Tschechien seine Speicherbecken, so gut es ging, entleert. Weil aber auch danach der Regen ausblieb, sank der Elbpegel bis zum 23. August auf den Extremwert des Jahres ab.

Seit 1933 wird der Wasserstand der Elbe in Schöna beobachtet. Anfangs wurde er an der Pegellatte abgelesen. Die gibt es zwar immer noch an der Treppe am Bahnhof. Es wird aber inzwischen mit einer neuen Technik der Wasserstand ermittelt. Das funktioniert, ohne dass jemand vor Ort sein muss. Diese Pegelanlage befindet sich in einem Raum im Bahnhof Schöna. Von dort führt in die Elbe eine Leitung, aus der Luft ausperlt. „Die Druckveränderungen über die jeweiligen Wasserstände werden gemessen und dann als Pegelwerte umgerechnet“, erklärt Kautz. Diese Pegelstände werden per Datenfernübertragung an einen Zentralrechner nach Magdeburg geliefert, dort gespeichert und im Internet zur Verfügung gestellt.

Die Anlage im Bahnhof Schöna ist mit einem Notstromaggregat gesichert. Sollte die reguläre Anlage ausfallen, übernimmt eine zweite Reserveanlage. „Und im absoluten Notfall können wir auch an der Pegellatte ablesen“, sagt Kautz. Der Raum ist auch bis 12,50 Meter hochwassersicher.

In Schmilka gibt es eine weitere Pegellatte. Die wurde an dem Pfahl in der Elbe, dem sogenannten Dalben, angebracht, an dem das Entnahmebauwerk der Gewässergütemessstation befestigt ist. Dort lässt das Sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie verschiedene Parameter wie etwa Sauerstoffgehalt oder pH-Wert des Wassers ermitteln. Die Pegellatte dort hat aber nur orientierenden Charakter. „Sie dient hauptsächlich für interne Entscheidungen des Betriebsregimes der Station, Erkennen von Störungen sowie Plausibilitätsprüfungen der hier ermittelten physikochemischen Messwerte“, erklärt Frank Büttner vom Fachbereich Gewässergütemessstationen.

Für die Anwohner ist der Pegel aber auch interessant. „Es wäre nur schön, wenn er noch höher wäre, dann könnte man sich bei Hochwasser länger orientieren“, sagt Schmilkas Ortsvorsteher Hartmut Ehrlich. Auf SZ-Nachfrage hieß es jetzt, dass geprüft wird, ob im Nachgang der Inbetriebnahme der neuen Gewässergütemessstation zusätzliche Meter angebracht werden können.

Informationen zum Elbpegel: www.elwis.de; www.pegel-online.de oder Telefon 035028 19429.