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Drei Schritte für weniger Lärm

Die Tharandter sind hohem Verkehrslärm ausgesetzt. Das soll sich bald ändern.

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© Foto: Karl-Ludwig Oberthür

Von Verena Schulenburg

Tharandt. Wer an der Roßmäßlerstraße in Tharandt wohnt, wohnt laut. Straßenlärm sind auch Anwohner entlang der Pienner Straße und der Freiberger Straße ausgesetzt. Es sind jene Straßen in der Forststadt, die viel Durchgangsverkehr stemmen müssen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Untersuchung des Sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie, die gemäß einer europaweiten Umgebungsrichtlinie die Lärmbelastung in Tharandt berechnete.

Etwa 200 Tharandter sind demnach tagein, tagaus hohem Verkehrslärm in der Innenstadt ausgesetzt. Viele von ihnen sogar so stark, dass die gesetzlich vorgeschriebenen Belastungsgrenzen überschritten werden. Konkret heißt das, 83 Tharandter, die an Hauptverkehrsstraßen wohnen, sind tagsüber mehr als 65 Dezibel ausgesetzt und riskieren somit ihre Gesundheit. Immerhin vier weitere Anwohner müssen sogar mit einem Verkehrslärm von bis zu 75 Dezibel leben. Selbst ein ruhiger Schlaf ist nicht allen Tharandtern vergönnt. Auch die nachts maximal zulässige Lärmbelastung von 55 Dezibel wird teilweise überschritten. Betroffen seien davon 97 Einwohner in der Forststadt, so die Berechnungen. Die Tallage wirkt hier zusätzlich wie ein Lärmkessel.

Abgesehen vom Straßenlärm sind auch etliche Tharandter von Schienenlärm betroffen. In Summe betrifft das 142 Menschen. Sie sind tagsüber durch den S-Bahn-Verkehr mindestens 55 Dezibel ausgesetzt.

Auf Grundlage dieser Erkenntnisse hat die Arbeitsgruppe Verkehr – ein Zusammenschluss von Tharandtern – einen Plan erstellt, der dabei helfen soll, zumindest den Straßenlärm im Stadtgebiet zu mindern. Die einzelnen Maßnahmen wurden jüngst von allen Stadträten beschlossen und sollen in den kommenden Jahren umgesetzt werden. Möglich ist das aber nicht im Alleingang. Hier ist die Zusammenarbeit mit Behörden, wie dem Landkreis und dem Landesamt für Straßenbau und Verkehr (Lasuv) erforderlich. Denn laut ist es vor allem an Staatsstraßen. „Es geht um Lebensqualität und die Gesundheit der Menschen, die hier wohnen“, sagt Jens Heinze von der AG Verkehr, der auch für die Bürgerliste Grün der Zeit im Stadtrat sitzt.

Schritt 1: Tempo runter. Mit 30 km/h durch die Tharandter Innenstadt
In den kommenden fünf Jahren will Tharandt an verschiedenen Stellen im Stadtgebiet Tempo 30 einrichten lassen, so zum Beispiel entlang der Freiberger Straße zwischen dem Grundstück Freiberger Straße 11 und der Einmündung Roßmäßlerstraße. Auch auf der Dresdner Straße im Bereich Marktkurve soll das Tempo gedrosselt werden, genauso entlang der Pienner Straße ab der Hausnummer 5 bis zum Ende des Unigeländes und auf der Wilsdruffer Straße, Höhe der Grundschule.

Prinzipiell gehe es vorrangig darum, den Lärm zu mindern. Eine Reduzierung der Höchstgeschwindigkeit könnte aber auch mehr Sicherheit im Straßenverkehr bedeuten, meint Jens Heinze. Dass in Tharandt gerast wird, ist vor allem bekannt, seitdem die mobile Geschwindigkeitstafel seit gut einem Jahr im Einsatz ist. Der Spitzenwert sei bisher auf der Pienner Straße kurz vorm Ortsausgang mit etwa 140 km/h gemessen worden, so Heinze.

Schritt 2: Bedingungen für Radfahrer und Fußgänger verbessern
Damit es ruhiger wird, müssten auch Angebote für Fußgänger und Radfahrer vorhanden sein, meint der Tharandter. Priorität habe hier ein Radweg durch die Innenstadt. Mit der kürzlich erfolgten Fertigstellung der Radverbindung zwischen Feital und Tharandt ist es nicht getan. Das Lasuv plant bereits, den Radweg vom Ortsausgang Tharandt bis nach Grumbach weiterzuführen, während die Stadt nun innerorts nach einer Lösung sucht. Ziel ist es, vom Bahnhof bis zur Einmündung Pienner Straße einen Radweg in beide Richtungen zu schaffen. Ebenso sollen entlang der Roßmäßlerstraße Angebotsstreifen dafür sorgen, dass sich künftig mehr aufs Rad schwingen.

Geplant ist zudem, den Fußweg vom Friedhof am Ortsausgang bis zur Klippermühle zu verlängern. Ebenso soll von Edle Krone kommend am Ortseingang Tharandt eine Querungshilfe über die Straße geschaffen werden.

Schritt 3: Durch einen Kreisel rollt der Verkehr flüssiger und leiser
Mit einem Kreisverkehr im Bereich Roßmäßlerstraße/Freiberger Straße könnten Staus gemindert werden. „Ein flüssiger Verkehr ist auch leiser“, argumentiert Heinze. Die Mittelinsel des Kreisels könnte so gestaltet sein, dass sie überfahrbar bleibt. Für Laster, die hier regelmäßig durchfahren, wäre die Kurve so besser zu nehmen. Zukunftsmusik ist aber auch diese Idee noch. Hier müsse, genauso wie bei allen anderen Maßnahmen, geschaut werden, was sich umsetzen lasse. Der Weg zu weniger Lärm im Stadtgebiet könne nur Schritt für Schritt gegangen werden, sagt Heinze.