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Juden in der AfD

Jüdische Mitglieder der AfD haben eine Bundesvereinigung innerhalb ihrer Partei gegründet. Das Vorhaben löste Irritationen und Kritik aus.

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© dpa

Wiesbaden. Jüdische Mitglieder der AfD haben eine Bundesvereinigung innerhalb ihrer Partei gegründet. Die Gruppe habe 24 Mitglieder, sagte der erste stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Vereinigung, Wolfgang Fuhl, am Sonntag in Wiesbaden. Die ersten Gespräche zu der neuen innerparteilichen Organisation hätten sich zwischen jüdischen AfD-Mitgliedern vor etwa eineinhalb Jahren ergeben.

Das AfD-Bundesvorstandsmitglied Joachim Kuhs bekräftigte, es habe dazu keine Initiative des Bundesvorstandes gegeben. Solche Entscheidungen entwickelten sich aus der Partei heraus. Kuhs ist Vorsitzender der Vereinigung „Christen in der AfD“.

Einige Hundert Menschen demonstrierten am Sonntag in Frankfurt gegen die Gründung. „Ihr bekommt keinen Koscher-Stempel von uns“, sagte Dalia Grinfeld, Präsidentin der Jüdischen Studierendenunion Deutschland (JSUD), während der Protestveranstaltung. Die JSUD hatte zu der Aktion aufgerufen. Die Polizei sprach von 250 Teilnehmern.

Mehrere jüdische Organisationen hatten mit scharfer Kritik auf die geplante Vereinigung von Juden in der AfD reagiert. Die AfD sei eine Partei, in der Judenhass und die Relativierung bis zur Leugnung der Schoah ein Zuhause hätten, hatte es in einer Erklärung von 17 jüdischen Organisationen geheißen.

Die frisch gewählte Vorsitzende der Vereinigung „Juden in der AfD“, Vera Kosova, sagte, die AfD distanziere sich von Antisemitismus und Rassismus in jeglicher Form. Ihr Stellvertreter Fuhl erklärte, die Bundesvereinigung stehe für einen kritischen Dialog mit dem Zentralrat der Juden bereit. Die AfD sei eine pro-israelische Partei.

Voraussetzung für eine Aufnahme in die Bundesvereinigung sei neben der AfD-Mitgliedschaft eine ethnische oder eine religiöse Zugehörigkeit zum Judentum, sagte Fuhl. Der zweite stellvertretende Vorsitzende der Bundesvereinigung, Artur Abramovych erklärte, die Zugehörigkeit zum Judentum sei ein komplexes Thema, dies müsse aus dem Gespräch mit dem Bewerber für eine Mitgliedschaft hervorgehen.

Die Bundesvereinigung will sich nach bisherigen Plänen den Namen JAfD geben, wie der Beisitzer im Vorstand, Leon Hakobian, sagte.

Die AfD-Vizefraktionschefin im Bundestag, Beatrix von Storch, wies die Kritik zurück. In der „Welt am Sonntag“ hielt sie dem Zentralrat vor, die AfD „unsachlich und unpassend“ zu kritisieren. Es gebe in der jüdischen Gemeinde „viele“, die „auf unserer Seite stehen“. Für diese Juden sei muslimischer Antisemitismus ein „großes Thema“. Die AfD sei für sie die „natürliche politische Heimat“. (dpa)