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Im Herzen von Mannesmann

Das Rohrwerk ist voll ausgelastet. Jetzt sollen wieder mehr Azubis eingestellt werden. Kein einfaches Unterfangen.

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Von Kevin Schwarzbach

Die Maschinen brummen und pfeifen, Brückenkräne rattern durch die Halle, ein Stahlkorb baumelt am Haken. Zwischen den riesigen Aggregaten tauchen immer wieder Männer mit grauen Arbeitsjacken, dunklen Schuhen und weißen Plastikhelmen auf. Darauf das Logo des Mannesmannröhren-Werkes.

Während der Produktion kommt schweres Gerät zum Einsatz (r.), um die Metallstäbe zu formen.Fotos: Andreas Weihs, Sebastian Schultz
Während der Produktion kommt schweres Gerät zum Einsatz (r.), um die Metallstäbe zu formen.Fotos: Andreas Weihs, Sebastian Schultz © Andreas Weihs
Bestens ausgerüstet: Personalchefin Katrin Pinkert lehnt in der typischen grauen Arbeitskleidung zwischen den fertigen Rohren am Ende der Produktionshalle in Zeithain. Zuvor haben die Rohre den rund 400 Meter langen Fertigungsprozess durchlaufen. Foto: Se
Bestens ausgerüstet: Personalchefin Katrin Pinkert lehnt in der typischen grauen Arbeitskleidung zwischen den fertigen Rohren am Ende der Produktionshalle in Zeithain. Zuvor haben die Rohre den rund 400 Meter langen Fertigungsprozess durchlaufen. Foto: Se

Ein Anblick, den die Besucher des Tages der offenen Wirtschaft am kommenden Freitag häufiger zu sehen bekommen werden. Dann öffnet der Zeithainer Rohrproduzent wieder seine Tore und lässt Interessierte hinein in seine Produktionshalle. „An diesem Tag wird es zahlreiche Betriebsbesichtigungen geben. Dazu einen Film, der die Produktionsabläufe im Werk zeigt und erklärt“, verspricht Personalleiterin Katrin Pinkert.

Schon seit 1965 produziert das Röhrenwerk am Standort in Zeithain. Im aktuellen Jahr peilt das Unternehmen eine Produktionsmenge von 192 000 Tonnen an. Damit liegt man leicht über dem Niveau der vergangenen Jahre. „Wir sind derzeit gut ausgelastet. Seit fast zwei Jahren arbeiten wir hier am Standort ohne großen Stillstand“, sagt Pinkert.

Damit das auch weiterhin so bleibt, sucht man kontinuierlich nach dem geeigneten Nachwuchs. Denn wie viele Unternehmen in der produzierenden Branche hat auch das Mannesmannröhren-Werk in Zeithain mit Nachwuchssorgen zu kämpfen. „Die Bewerberzahl ist heutzutage natürlich eine andere als noch vor zehn Jahren“, sagt Katrin Pinkert. „Doch wir sind überzeugt davon, dass wir den Azubis ein abwechslungsreiches Arbeitsumfeld zu bieten haben.“

Rund 390 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen derzeit, dazu kommen 25 Auszubildende. Derzeit baut das Unternehmen zusätzliche Stellen in der Weiterverarbeitung auf, auch die Zahl der Auszubildenden soll 2019 steigen. Vor allem Verfahrenstechnologen bildet das Unternehmen aus. Sie sind für die Steuerung und Überwachung der Anlagen zuständig. Doch auch Elektroniker, Industriemechaniker und Zerspannungsmechaniker lernen in Zeithain. „Wir wollen hier zehn weitere Plätze vergeben“, sagt Personalleiterin Pinkert. Seit langer Zeit soll auch erstmals wieder im Beruf des Werkstoffprüfers und im kaufmännischen Bereich ausgebildet werden. „Das hat mit den Rentenabgängen zu tun, die uns in den nächsten Jahren bevorstehen“, so Pinkert.

Die künftig entstehenden Lücken zu schließen, wird auch eine Aufgabe des Tages der offenen Wirtschaft sein. Dort hofft das Mannesmannröhren-Werk darauf, dass bei manchem potenziellen Azubi der Funke überspringt. Dann bekommen die Besucher zu sehen, wie aus einem erhitzten Stranggussriegel im Dreiwalzen-Schrägwalzwerk ein Hohlblock geformt wird, der anschließend an der Stoßbank weiterverarbeitet und schlussendlich auf das gewünschte Format gebracht wird. In diesem Zustand landet er auf dem rund 90 Meter langen Kühlbett.

Teile für die Automobilindustrie

Einen Großteil der Rohre produziert das Röhrenwerk in Zeithain zur Weiterverarbeitung innerhalb der Mannesmann-Gruppe. Dort werden dann aus den Zeithainer Rohren die Endprodukte geformt. Dabei entstehen vor allem Teile für die Automobilindustrie. Rund 70 Prozent der hiesigen Produktion landet in Fahrzeugen, beispielsweise in Form von Antriebswellen, Airbagrohren oder Dieseleinspritzleitungen. Die restlichen 30 Prozent werden in Industrieanwendungen oder im Energiesektor beispielsweise als Leitungsrohre verwendet.

„Genau an diesem Punkt kann ich die Auszubildenden auch am meisten überraschen“, erzählt Katrin Pinkert. „Nicht alle können sich vorstellen, was eigentlich mal aus den Rohren wird, die wir hier fertigen.“

Damit die Produktion auch in Zukunft gut laufen kann, arbeitet das Unternehmen beim Fachkräftebedarf mit einer groben Vorplanung von knapp zehn Jahren. „So sind unsere Einstellungen immer am Bedarf ausgerichtet“, sagt Pinkert. Auch deshalb ist das Mannesmannröhren-Werk schon seit Anbeginn bei den Tagen der offenen Wirtschaft dabei. „Wir schätzen diese Möglichkeit und haben über die Jahre wachsende Besucherzahlen registriert.“

Auch am Freitag werden sich dann wieder potenzielle Azubis zwischen den brummenden und pfeifenden Maschinen umsehen, während über ihnen die Brückenkräne entlang rattern und die glühenden Rohre in der Anlage geformt werden.

Das Mannesmannröhren-Werk lädt am Freitag, 12. Oktober, von 14 bis 17 Uhr zur Werkbesichtigung in die Mannesmannstraße 11, 01619 Zeithain. Dabei sollte jeder Besucher feste Schuhe und lange Hosen tragen.