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Einsturzgefahr an der Gerberstraße

An der Straße stehen mehrere vom Verfall bedrohte Häuser. An einem greift die Stadt Bautzen jetzt ein – nicht zum ersten Mal.

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© Uwe Soeder

Von Madeleine Siegl-Mickisch

Bautzen. Im Gegensatz zu vielen anderen Straßen und Gassen in Bautzens Altstadt gibt die Gerberstraße ein nicht so schönes Bild ab. Hier warten noch mehrere Häuser auf ihre Rettung, und das seit Jahren. So auch das Haus Gerberstraße 12. Reste eines Schriftzuges an der Fassade deuten darauf hin, dass es hier einst ein Geschäft gab, in dem Tabakwaren verkauft wurden. Doch das ist lange her.

Schon jahrelang steht das Haus leer, Fensterscheiben sind kaputt, der Putz bröckelt ab. Das ist aber nicht mal das Schlimmste. Weil Nässe eindringen konnte, sind Teile der Decken eingebrochen und das Tragwerk des Daches schwer beschädigt. Mittlerweile ist das Haus so desolat, dass es gar eine Gefahr darstellt. Und deshalb kümmert sich jetzt die Stadt um das Objekt – obwohl es ihr nicht gehört. Für rund 19 000 Euro lässt sie das Haus soweit sichern, dass es nicht einstürzen kann. „Damit wird eine dauerhafte Vollsperrung der Gerberstraße verhindert“, erklärt Harald Weber vom Bauverwaltungsamt. Das wäre sonst die Konsequenz gewesen.

Kritische Fragen

Der Finanzausschuss des Stadtrates hat die Ausgabe kürzlich bewilligt – aber auch kritische Fragen gestellt. Denn die Stadt greift an dieser Stelle nicht zum ersten Mal ein. Bereits 2011 ließ sie an dem Haus eine Konstruktion anbringen, die vor herabfallenden Dachziegeln schützen soll. Die Kosten dafür hat sie allerdings bis heute nicht erstattet bekommen. „Der Adressat der Rechnung ist inzwischen verstorben“, so Harald Weber. Nach wie vor seien die Eigentumsverhältnisse ungeklärt. Auch bezüglich der aktuell dringend notwendigen Sicherung habe die Erbengemeinschaft seit dem Frühjahr mehrere Fristen verstreichen lassen.

Mittlerweile steht ein Gerüst an dem Haus, die Stadt hat Handwerker beauftragt, damit noch vorm Winter die nötigsten Arbeiten erledigt werden können. Ein Sachverständiger für Standsicherheit hat aufgelistet, was zu tun ist: Das Dach muss abgedichtet werden, vom Schornstein sind lose Ziegel zu entfernen, Holzbalkendecken und das Dachtragwerk müssen abgestützt sowie das Schutzgerüst gegen die herabfallenden Ziegel kontrolliert und eventuell erneuert werden.

Und wie geht es dann weiter? Steffen Tech vom Bürgerbündnis Bautzen bat im Finanzausschuss darum zu prüfen, ob es möglich wäre, eine Zwangsversteigerung zu beantragen – damit das Haus auf diesem Wege einen Eigentümer bekommen könnte, der sich auch darum kümmert. „Sonst haben wir in fünf Jahren wieder Kosten“, so Tech, „und irgendwann ist die Bude eingefallen.“ So weit soll es eigentlich nicht kommen. Denn „das Haus ist ein Denkmal und städtebaulich für den Straßenzug wichtig“, betont Amtsleiter Harald Weber.