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Polnische Jugendgruppe zu Gast in Kamenz

Auf dem Programm stand auch ein Besuch im Rathaus. Dabei ging es um Lebensverhältnisse.

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Kamenz. Schon seit vielen Jahren gibt es Schüleraustausche am Gotthold-Ephraim-Lessing-Gymnasium. Jetzt war erstmals eine polnische Schule dabei. Anfang des Jahres war eine deutsche Schülergruppe in Polen gewesen, und nun stand der Gegenbesuch auf dem Plan. Zwölf Schüler des beruflichen Gymnasiums aus Srem bei Poznan besuchten das Lessinggymnasium. Dafür stellte Dieter Niese mit seinen Unterstützern Cordula Weida und Maike Hauenschild ein anspruchsvolles Programm zusammen. Dies reichte von der Teilnahme am Unterricht, Stadtführungen in Kamenz und Dresden, den Besuch des Museums der Westlausitz und des Hygiene-Museums sowie Sportspielen bis hin zum Besuch des Spreewaldes und der Festung Königstein sowie Wandern im Elbsandsteingebirge.

Das Ganze kostet Geld. Unterstützung gab es vom Deutsch-Polnischen Jugendwerk in Warschau und dem Förderverein des Gymnasiums, aber auch der Stadt. OB Roland Dantz ließ es sich nicht nehmen, die polnischen Jugendlichen mit ihren drei Betreuern im Ratssaal zu empfangen. Neben der Überreichung eines kleinen Geschenkes an die polnischen Gäste, fand ein längeres Gespräch statt. Natürlich hatten die polnischen Jugendlichen viele Fragen an den OB wie: „Was bietet Kamenz Jugendlichen?“, „Ziehen viele junge Leute in den Westen?“, „Ist die Arbeitslosigkeit in Kamenz groß?“, „In welchen Berufen fehlen die meisten Arbeiter?“ Daran merkte man, dass es gerade die unterschiedlichen Lebensverhältnisse in Deutschland und Polen sind, die interessierten. Es wurde deutlich, dass die Lebenshaltungskosten in Polen derart hoch sind, dass viele Menschen gezwungen sind, entweder zwei Arbeitsverhältnisse aufzunehmen oder in den Westen zu gehen, um dort für einen ausreichenden Lohn zu arbeiten. Das hat wiederum die Folge, dass die polnischen Bürger nicht mehr nach Polen zurückkehren, weil sie an ihren Arbeitsorten im Ausland Familien gründen und soziale Kontakte knüpfen. Dem schloss sich fast folgerichtig die Frage an, wie es dann um Heimat und Heimatsehnsucht bestellt sei. Die geplanten anderthalb Stunden waren im Nu vorbei und man hätte sicher noch viel länger beieinandersitzen können, heißt es. (SZ)