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Mit Tante Emma schließt der letzte Laden

Annegret Knobloch ist mit der Kaufhalle gewachsen. Jetzt geht sie in Rente. Damit endet mehr als ihr Arbeitsleben.

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© Daniel Schäfer

Von Heike Sabel

Heidenau. In den 1970er-Jahren bauten sich die Langenhennersdorfer eine Kaufhalle. Schon damals wurde sie die Leiterin. Annegret Knobloch hat die Kaufhalle seither über die Jahre und mehr Tiefen als Höhen geführt. Nun ist sie Rentnerin und schließt Ende des Jahres. Sie hat nicht um einen Nachfolger gekämpft. „Ich kann es nicht empfehlen, ein Geschäft auf dem Land zu führen“, sagt sie. Dass es so endet, hätten die Leute ja selbst nicht anders gewollt. Schon voriges Jahr sagte Annegret Knobloch: „Die Leute haben es selbst in der Hand.“ Würden sie in den Geschäften in den Dörfern einkaufen, könnten diese überleben.

Der Aufschrei ist immer dann groß, wenn wieder ein Tante-Emma-Laden schließt. Doch vorher wird er nicht wahrgenommen. Von der vergessenen Milch, die dort nachgekauft wird, kann kein Laden leben. Langenhennersdorf verliert mit dem Edeka-Markt nun das letzte Geschäft. Zuvor hatte schon der Bäcker geschlossen. Langenhennersdorf ist nicht das erste und nicht das letzte Dorf mit einem solchen Schicksal. In Gersdorf hatte Annegret Knobloch von 2003 bis Anfang 2011 ebenfalls einen Lebensmittelmarkt geführt. Dann wurden die Kunden immer weniger, im Gegensatz zu den Kosten. Es blieb nur die Schließung. Annegret Knobloch will das Langenhennersdorfer Gebäude, das sie nach der Wende selbst erwarb, verkaufen. Ob es jemand kauft und was er damit macht, ist offen. Dass hier wieder Handel getrieben wird, ist aber unwahrscheinlich. Vielleicht baut es sich jemand zum Wohnhaus aus, so wie in Berggießhübel die ehemalige Kaufhalle. Hauptsache, es verfällt nicht, ist der größte Wunsch im Dorf. Die Stadtverwaltung Bad Gottleuba muss zudem einen Alternativstandort für die Glascontainer suchen, die auf dem Gelände stehen. Aber das werde kein Problem, sagt Bürgermeister Thomas Mutze (parteilos). Er hätte sich gewünscht, dass Annegret Knobloch auch die Stadt über ihre Entscheidung informiert und das nicht über eine Stadträtin ausrichten lässt.

Annegret Knobloch ist nicht nostalgisch, sie sieht die Realität. Von der Flasche Saft, die mal im Vorbeigehen gekauft wird, oder was Süßem für die Enkel kann kein Geschäft leben. Sie hat es geahnt, dass irgendwann Schluss sein wird. Doch das Aus ihres Ladens ist zugleich das Ende eines Kapitels Dorfgeschichte. Zu der gehörten mal Geschäfte für Spiel- und Papierwaren, Kurz- und Handarbeitswaren, Post, Fotograf, Uhrmacher, Bäcker, Fleischer. Und das Lebensmittelgeschäft von Annegret Knobloch.