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Wirbel um die Zirkus-Elefanten

Die drei Dickhäuter sind das Aushängeschild des Circus Afrika. Dafür gibt es viel Kritik – zu Unrecht, sagt der Direktor.

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Von Stefan Lehmann

Friedlich stehen die grauen Riesen auf der eingezäunten Weidefläche an der Erfurter Straße. „Schauen Sie, wie ruhig die dastehen“, sagt Hardy Weisheit und ruft den Elefanten einige Kommandos zu. Gemächlich traben die Tiere ein paar Meter auf ihn zu, rollen ihren Rüssel fürs Foto in Richtung Stirn. „Wo sind die denn verhaltensgestört?“, fragt Weisheit. Genau den Vorwurf aber machen Tierrechtler seinem Zirkus, der gerade in Riesa gastiert. Die Organisation Peta hat eine Mitteilung veröffentlicht, in der die Haltebedingungen im Zirkus angeprangert werden, Videos zeigen die Dickhäuter, wie sie mit dem Kopf hin- und herschwingen. Dieses „Weben“ sei eine typische Verhaltensstörung, so Peta in einer Mitteilung.

Auf die Organisation ist Hardy Weisheit überhaupt nicht gut zu sprechen, er kann sich über das Thema richtig in Rage reden. „Ich fühle mich verfolgt. Die verbreiten Lügen, das ist Rufmord.“ Die Aufnahmen seien allesamt entstanden, als die Elefanten auf ihr Futter warteten. Auch andere Vorwürfe seien aus der Luft gegriffen, etwa, dass die indische Elefantendame ein Ödem am Bauch habe. „Die ist 51, so alt wie ich“, sagt Hardy Weisheit. Natürlich nehme man da zu, erzählt er und streichelt dem Elefanten über den Bauch. Deshalb sei sie auch in erster Linie zum Anfassen für die Kinder da, müsse keine schweren Kunststücke mehr machen„Wir lieben unsere Tiere, wir würden unser letztes Hemd für sie geben.“ Auch sonst sei der Zirkus sehr bemüht, den drei Elefanten das Leben so gut wie möglich zu gestalten. „Sie bekommen hier viel Auslauf, abends geht es in ein beheiztes Zelt. Zehn Tonnen Sand werden dafür noch angeliefert. Außerdem gibt es einen Badecontainer für die Tiere.“ Das sei keine Tierquälerei, anders als industrielle Massentierhaltung und Legebatterien.

Von Wildtieren könne bei den Elefanten sowieso auch nicht wirklich die Rede sein. Und zwar nicht nur, weil die Tiere im Alter von 28, 30 und 51 Jahren quasi ihr ganzes Leben im Zirkus verbracht hätten. „In Indien werden Elefanten als Nutztiere gehalten.“ Wenn es an den Haltungsbedingungen etwas zu beanstanden gäbe, dann wäre das Veterinäramt auch sofort zur Stelle. „Egal wo wir spielen, es gibt immer unangekündigte Kontrollen.“ In den Pausen könne man sich außerdem selbst davon überzeugen, wie es den Tieren geht.

Für Weisheit und seine Kollegen sind die Angriffe der Tierrechtler mehr als bloß eine Petitesse. Es geht es auch um die Existenz. Ein Zirkus sei heutzutage sowieso ein Drahtseilakt, sagt er. Alles sei schneller, moderner, man müsse viel mehr Werbung machen als noch vor einigen Jahrzehnten. Den Familienbetrieb leitet er mittlerweile in siebter Generation. „Viele Kinder haben heute das Computerspielen im Kopf. Wir erleben das selbst: Die werden von der Oma regelrecht in den Zirkus gezwungen – und gehen erst danach mit strahlenden Augen raus.“ Deshalb sei er mit seinem Zirkus auch nicht nur ein Wochenende lang in Riesa, sondern zwei. „Es muss sich erst die Qualität rumsprechen“, sagt Weisheit. Die setze sich am Ende immer durch – trotz aller Widerstände. Eine Widrigkeit zumindest hofft Hardy Weisheit übrigens, mithilfe der Riesaer zu überwinden: „Die Ernte ist in diesem Jahr schlecht ausgefallen. Wer uns mit Fallobst und Heu unterstützen möchte, kann das gerne vorbeibringen.“ Im Gegenzug dürfen die Riesaer gerne eine Fuhre Mist als Dünger für den Garten mitnehmen.