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Arzneimitteltest nicht nur in Plauen

Ein nicht zugelassenes Präparat wurde an fünf DDR-Kliniken ausprobiert.

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Plauen. Der jüngst bekannt gewordene Test des nicht zugelassenen Schweizer Medikaments Brofaromin in Plauen im Jahr 1989 war kein Einzelfall. Das geht aus den Akten des Zentralen Gutachterausschusses für Arzneimittelverkehr der DDR hervor. Demnach hatte die Behörde Versuche mit dem Antidepressivum an 60 Patienten in fünf Krankenhäusern genehmigt – neben Plauen in Berlin, Bernburg, Neuruppin und Hochweitzschen.

Wie vielen Patienten in Plauen das Mittel verabreicht wurde, lässt sich seitens der vogtländischen Klinik nicht nachvollziehen. „Eine Gesamtdokumentation der Studie liegt uns nicht vor“, sagte Annett Lott, Sprecherin des heutigen Betreibers Helios. Recherchen in den 100000 Patientenakten zwischen 1985 bis 1989 könnten nur auf konkrete Nachfrage hin angestellt werden. Bislang wurden in Plauen keine weiteren Fälle bekannt. Die Vermutung der Angehörigen einer ehemaligen Patientin erhärtete sich nach Akteneinsicht nicht.

Das MDR-Magazin „Exakt“ hatte den Fall aus dem Vogtland als exemplarisch für das System „Testklinik DDR“ geschildert. Seit seiner Ausstrahlung gingen rund 40 weitere Hinweise für geheime Tests mit westeuropäischen Medikamenten in DDR-Kliniken beim Sender in Leipzig ein, sage Autor Stefan Hoge. Allen müsste einzeln nachgegangen werden. (FP/tb)