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Arztbesuch nur mit Dolmetscher

Über 60 Muttersprachler helfen Migranten auch beim Gang aufs Amt. Dabei geht es nicht nur um das bloße Übersetzen.

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© Sven Ellger

Von Annechristin Bonß

Deutsch, Englisch, Französisch – Coralie Zermatten spricht drei Sprachen fließend. Nicht nur, um im Urlaub in Landessprache einen Kaffee zu bestellen oder für ein kurzes Gespräch mit Einheimischen. Die 35-jährige Französin kennt Fachbegriffe, versteht, wenn es um Krankheiten und medizinische Eingriffe geht und kann erklären, welche Angaben im Formular auf dem Amt notwendig sind. Coralie Zermatten ist eine von 62 Gemeindedolmetschern. Unterstützt durch die Stadt Dresden bietet der Verein für Soziale Integration von Ausländern und Aussiedlern seit elf Jahren diesen Service an. Die 62 ehrenamtlichen Dolmetscher sprechen und verstehen Sprachen aus 32 Kulturkreisen. Sie bilden sich fort, zum Beispiel in der Medizin, und weisen ihr Wissen bei Übersetzungsarbeiten nach. Und unterstützen Migranten, die zum Arzt, zum Jugendamt oder ins Jobcenter müssen.

Knapp 5 000 Einsätze haben die Dolmetscher im vergangenen Jahr absolviert. Das sind neun Prozent mehr als im Vorjahr. Die Nachfrage steigt seit elf Jahren stetig. „Ihre Arbeit stiftet, was die Stadtgesellschaft benötigt“, sagt Dresdens Sozialbürgermeisterin Kristin Kaufmann (Linke). „Nämlich Zusammenhalt und Solidarität.“ Sie lobt die Arbeit der Ehrenamtlichen. Es gehe nicht nur um das Übersetzen und Verstehen. „Sie sind Kulturmittler. Diese Stadt braucht sie.“

Bei knapp der Hälfte der Einsätze ging es im vergangenen Jahr um das Übersetzen ins Arabische. Einsätze der Dolmetscher für Persisch und Russisch folgen auf den Plätzen zwei und drei. Aber auch Paschtu, Tschechisch und Urdu sind Sprachen, bei denen die ehrenamtlichen Sprachexperten helfen. Viele der Helfer bieten das Angebot neben ihrem herkömmlichen Beruf oder der Ausbildung an. Nicht jeder kann die Ausbildung im Verein beenden, weil ein Jobangebot oder die Zusage für einen Studienplatz früher kommt und dann die Zeit für das Ehrenamt und die Ausbildung fehlt. Für ihren Einsatz bekommen die Helfer eine Aufwandsentschädigung. Größte Auftraggeber sind die Stadt und Akteure aus dem Sozialwesen.