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Olympiasiegerin gibt Storl keine Chance

Die Kugelstoß-Legende Astrid Kumbernuss wird 50 und sorgt sich um ihre Sportart. Auch zu zwei Sachsen hat die Neubrandenburgerin etwas zu sagen.

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Die ehemalige Kugelstoßerin Astrid Kumbernuss im Jahr 2015 beim 10. Schönebecker Solecup und David Storl bei der Hallen-EM in Glasgow Anfang März 2019.
Die ehemalige Kugelstoßerin Astrid Kumbernuss im Jahr 2015 beim 10. Schönebecker Solecup und David Storl bei der Hallen-EM in Glasgow Anfang März 2019. © Archiv/dpa/Jens Wolf/Soeren Stache

Neustrelitz. Deutschlands erfolgreichste Kugelstoßerin Astrid Kumbernuss sorgt sich um ihre Disziplin. Die Olympiasiegerin von 1996 und dreifache Weltmeisterin feiert am heutigen Mittwoch ihren 50. Geburtstag - ihr Blick in den Ring fällt kritisch aus. 

"Ich sehe das mit einem weinenden Auge. Christina Schwanitz nehme ich da ausdrücklich aus, ich ziehe den Hut davor, welche Leistungen sie nach der Geburt ihrer Zwillinge bringt. Alles, was hinter Christina kommt, das tut mir in der Seele weh", sagte Kumbernuss. Bei den Männern sieht sie den zweifachen Weltmeister David Storl dauerhaft im Nachteil gegenüber den Drehstoßtechnikern.

Begeistert vom WM-Wettkampf

Heute ist Kumbernuss Trainerin von Diskuswerferin Claudine Vita, außerdem Geschäftsführerin der Sport-Direkt-Marketing-GmbH beim SC Neubrandenburg und Sportwartin der Leichtathleten. Außerdem kümmert sie sich um die Werfer der chinesischen Nationalmannschaft, wenn diese im Sommer in Deutschland sind.

Bei der letzten Leichtathletik-WM im Oktober in Katar staunte auch Kumbernuss über die Weiten der Kugelstoß-Kolosse. Die Medaillen gingen mit 22,91 Metern an Joe Kovacs sowie mit jeweils 22,90 Metern an Ryan Crouser (beide USA) und Tom Welsh (Neuseeland). 

Der Leipziger Storl, 2011 und 2013 noch mit WM-Gold dekoriert und mit 29 Jahren nun eigentlich im besten Kugelstoß-Alter, fehlte verletzt - hätte aber keine Chance gehabt. "Unfassbar!", sagte Kumbernuss. "Ich habe mich gar nicht mehr eingekriegt, wie da die Post abgegangen ist."

Drehstoß die überlegene Technik

Bei vielen kam da aber auch schnell wieder ein Dopingverdacht in der lange verseuchten Disziplin auf. "Nein", sagte Kumbernuss, nicht bei ihr. "Das liegt an der Drehstoßtechnik. Da hat man als Angleiter keine Chance", erklärte sie. "Da kann man David Storl keinen Vorwurf machen. Ich bin davon überzeugt, dass man mit der Angleittechnik keine 23 Meter stoßen kann." Storl stößt die Kugel aus dem rückwärtigen Angehen und nicht aus einer blitzschnellen Drehung wie viele seiner inzwischen überlegenen Konkurrenten.

Bei den Frauen hatte Schwanitz in Doha überraschend Bronze geholt. Hinter der 34 Jahre alten Zwillingsmutter vom LV 90 Erzgebirge, deren Zukunft nach Olympia in Tokio offen ist, klafft national eine große Lücke. 

"Da kommt mittelfristig nichts nach. Kugelstoßen ist bei mir nicht 17 oder 18 Meter, das müssen schon 19 Meter sein. Ich mache mir große Sorgen um meine ehemalige Disziplin. Vielen fehlt es an Grundlagen und am Anspruch an sich selbst", sagte Kumbernuss.

Respekt von der Olympiasiegerin: Christina Schwanitz, hier bei der Qualifikation während der WM in Doha Anfang Oktober 2019.
Respekt von der Olympiasiegerin: Christina Schwanitz, hier bei der Qualifikation während der WM in Doha Anfang Oktober 2019. © Archiv: dpa/Michael Kappeler

Die Weltmeisterin von 1995, '97 und '99 mit einer Bestleistung von 21,22 Metern steht noch oft mit Dieter Kollark am Ring, ihrem frühen Lebensgefährten und Vater ihres Sohnes Philip (21). "Wir sind nach der Trennung ja nicht im Unfrieden auseinander gegangen. Natürlich war das danach eine holprige Zeit, aber wir arbeiten auf freundschaftlicher Basis zusammen", sagte Kumbernuss. Sie ist auch Mutter der achtjährigen Hannah und froh, dass sie nach ihrer Karriere zu Hause in Neustrelitz mehr Zeit für die Familie hat.

Der frühere DDR-Trainer Kollark, der die Chinesin Gong Lijiao zu WM-Gold geführt hat, musste sich in den vergangenen Jahren immer wieder gegen Stasi- und Doping-Vorwürfe wehren. Auch aus dessen Auslandserfahrungen weiß Kumbernuss: "Die Konkurrenz hat sich enorm verändert: In anderen Ländern wird genauso viel und hart trainiert als auch wissenschaftlich begleitet. Deutschland hat da keine Ausnahmestellung mehr." (dpa)