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Asylheim in Häslich im Fokus

Das Interesse am Tag der offenen Tür war groß. Es gab aber auch unschöne Szenen am Rande.

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© Kristin Richter

Von Ina Förster

Punkt 16 Uhr parkten gestern Autos schon dicht gedrängt an der Reichenbacher Straße in Häslich. Die anwesende Polizei hatte jedoch andere Dinge zu tun, als sich um eventuelle Falschparker zu kümmern. Sie zeigte Präsenz vor einer kleinen aber im Laufe des Nachmittags doch ziemlich aufgeheizten Menge von Asylgegnern. Das Landratsamt hatte zum Tag der offenen Tür in das künftige Asylbewerberheim geladen. Und Hunderte Neugierige kamen. Familien mit Kindern, Senioren, Nachbarn, Vereine des Haselbachtals, Presse. Das große Interesse war vorauszusehen. Seit Wochen hatte die Gemeinde sich nähere Einblicke ins äußerlich doch eher marode Haus gewünscht. Der Wachschutz ließ aufgrund der hohen Nachfrage nach kurzer Zeit nur noch kontrolliert Gäste hinein.

Erinnerung an Omas Stube

Die Türen – zumindest der unteren Etage – waren weit geöffnet. Noch nicht fertig aufgebaute Küchenmöbel und verklebte Öfen standen in Reih und Glied parat. Ein Aufenthaltsraum erinnerte leicht an Omas gute Stube. Hier ein Blümchen, da ein Deckchen. Deutsche Behaglichkeit für künftige fremde Gäste. Im Gemeinschaftsbad, das im Erdgeschoss für Frauen und Kinder eingerichtet wurde, drängten sich die Neugierigen an Duschen und Toilettenbecken vorbei. Kopfschütteln und Skepsis hörte man vor allem in diesem Bereich. „Nur zwei Klos für 14 Leute? Das kann man sich gar nicht vorstellen“, raunte es immer wieder hinter vorgehaltener Hand.

In den Schlafräumen mit zwei, drei oder vier Betten bildeten sich ebenfalls schnell kleinere Grüppchen. Zwischen ordentlich bezogener Blümchenbettwäsche wurde das ein oder andere Mal schon etwas schärfer diskutiert. Während das Bündnis „Haselbachtal wehrt sich“ eher vor der Tür lautstark seine Meinung kundtat und mit Plakaten und Fahnen auftrat, standen drinnen Vertreter der Initiative „Haselbachtal hilft“ Rede und Antwort. „Wir werden sehen, wo wir mit unseren Kräften ansetzen können, wenn die Asylbewerber erst einmal da sind“, so Isabel Hillmann. Etwa 30 Mitstreiter groß sei die Truppe mittlerweile. Größtenteils auch durchs Internet zusammengetrommelt. „Wir kommen aus allen Altersgruppen und auch aus verschiedenen Berufen“, so die junge Frau. Viele ehemalige Haselbachtaler sind dabei. Man will mit kostenlosem Deutschunterricht, gemeinsamen Sportturnieren und Kinderbetreuung punkten. Auch Rainer Hasselbach vom Heimatverein will mittun. „Man hat sich in den letzten Monaten ja irgendwie positionieren müssen. Natürlich bin auch ich kritisch und befürworte keineswegs blauäugig alles, was man uns mit unserer Asylpolitik vorsetzt. Aber wenn hier wirklich Familien kommen, die unsere Hilfe brauchen, dann bin ich dabei!“

24 Stunden Anwesenheit

Frühestens in zwei Wochen werden die Asylbewerber eintreffen, informierte Franziska Snelinski, Pressesprecherin des Landratsamtes. Es könne aber auch Juli werden. Derzeit grassieren in Erstaufnahmeunterkünften die Windpocken, das müsse ausgestanden werden. Auch die „Kabi“ als künftige Betreiberfirma war da. „Wenn die Asylbewerber kommen, wird 24 Stunden rund um die Uhr jemand im Haus sein. Das wollen wir vor allem den Einwohnern nochmals garantieren“ so Snelinski. Allerdings habe es noch immer keine endgültige Bauabnahme gegeben. „Kleinere Mängel sind vom Besitzer zu beseitigen“, hieß es.

Vor allem die Vorgehensweise des Hausbesitzers aber, der durch dubiose Bauweise für Gesprächsstoff sorgte, steht in der Kritik der Einwohner sowie der Gemeinde. Der Ottendorfer weilte gestern mit Lebensgefährtin vor Ort. Kritiker aus verschiedensten Kreisen werfen ihm die Vertuschung von Baumängeln und Schimmel im Haus vor. Auch der fehlende zweite Rettungsweg und das ungenügende Brandschutzkonzept heizt die Gemüter auf.

Peinlicher Streit

Eine eher unrühmliche Rolle spielt er ebenfalls in einem Rechtsstreit, der erst am Freitag ins Rollen kam. Er beschäftigte über Monate den Vietnamesen Nguyen Quoc Thai als Bauhilfsarbeiter im Haus. Wie dieser gestern vor Ort berichtete, schuldet ihm Norbert Bartels 7 000 Euro Lohn. Hier kam es auch kurz zum Gerangel vor der Tür, als Mitglieder von „Haselbachtal wehrt sich“ glaubten, tatkräftig eingreifen zu müssen. Nguyen Quoc Thai hat einen Rechtsanwalt eingeschaltet, nachdem er vom Auftraggeber Hausverbot bekam, als er die ausstehende Summe einforderte. Sogar der Staatsschutz soll informiert sein, so Kreisrat Jürgen Kötzing, der ihm dabei hilft. Was der Vietnamese beispielsweise über Bauhintergründe zu berichten hat, bleibt abzuwarten. Kommentar des Landratsamtes dazu: „Das ist ein privatrechtlicher Streit, auf den wir keinen Einfluss haben und nehmen!“